Dies sagte Bischof Norbert Brunner, Bischof von Sitten (Kanton Wallis) und designierter Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, in einem Interview mit der “Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag”. Er habe diesen Vorschlag bereits öfter in Rom eingebracht, sehe aber keine Anzeichen, dass sich der Vatikan “im Moment” in dieser Frage bewegen könnte.
“Es sollte die Möglichkeit geben, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen”, sagte Brunner dem Blatt. Die Ehelosigkeit für Priester solle für freiwillig erklärt werden, weil “es keine Wesensverbindung zwischen Zölibat und Priestertum gibt”. Gleichzeitig sprach er sich dafür aus, die Möglichkeit der zölibatären Lebensform für Weltpriester weiterhin in der Kirche beizubehalten – “als ein besonders starkes Zeichen der Nachfolge Christi”.
Laut dem Bischof, der seit 1995 das Bistum Sitten leitet, seien die Schweizer Bischöfe “ziemlich einhellig” seiner Meinung. Er selber habe die Forderung nach Abschaffung des Pflichtzölibats auch schon mehrmals in Rom vorgebracht. Allerdings könne ein solcher Schritt “nicht für eine Region oder ein Land gesondert vollzogen werden”.
In der Westkirche ist die zölibatäre Lebensform seit vielen Jahrhunderten die vorgeschriebene Disziplin für Weltpriester, also Priester, die keine Ordensleute sind. Gleichzeitig hatte der Vatikan in den vergangenen Jahren in Einzelfällen – etwa bei konvertierten protestantischen Geistlichen – die Weihe verheirateter Männer zu Priestern genehmigt.
In den katholischen Ostkirchen ist bei Weltpriestern ein verheiratetes Leben der Normalfall, wobei dort allerdings das (zölibatäre) Mönchtum traditionell stärker in die Seelsorge eingebunden ist. Bischöfe können in der gesamten katholischen Kirche – wie auch in den orthodoxen und orientalischen Kirchen – ausschließlich zölibatäre Männer werden. Der Protestantismus schaffte dann im 16. Jahrhundert erstmals in der Geschichte des Christentums die Disziplin bzw. Praxis des Zölibats generell für alle Geistlichen ab.
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