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Schweiz setzt Milliarden gegen Franken-Aufwertung ein

Die Notenbank toleriert keinen Euro-Franken-Kurs unter einem Mindestwert von 1,20 Franken.
Die Notenbank toleriert keinen Euro-Franken-Kurs unter einem Mindestwert von 1,20 Franken. ©dpa
Die von der Schuldenkrise ausgelöste Flucht in den Franken hat die Schweizer Notenbank wieder zu Euro-Käufen in Milliardenhöhe gezwungen.
Frankenstärke macht Schweizer Tourismus zu schaffen

Die Devisenreserven der Schweiz stiegen im Juli um 41,4 Mrd. auf 406,45 Mrd. Franken (338 Mrd. Euro), wie die Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Dienstag auf der Basis vorläufiger Daten mitteilte. Ein großer Teil der Zunahme ist nach Angaben eines Sprechers auf Devisenkäufe zurückzuführen.

Währungshüter kaufen Einheitswährung auf

Seit September kaufen die Währungshüter die Einheitswährung auf, wenn der Kurs am Devisenmarkt unter 1,20 Franken zu fallen droht. Sie wollen damit verhindern, dass sich Schweizer Waren im Hauptabsatzmarkt Europa verteuern und das Land in eine Rezession rutscht.

“Solange die Unsicherheit in der Eurozone anhält, wird die SNB weiter intervenieren müssen”, sagte Volkswirt Alessandro Bee von Bank Sarasin. “Aber ich habe den Eindruck, der Druck lässt etwas nach.” Im Vormonat Juni wuchsen die Reserven um 59 Mrd. Franken, im Mai lag die Zunahme bei 68 Mrd. Franken. Ende Juli erreichten die Devisenbestände rund 68 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Mehr Devisen als China oder Japan

Das Alpenland besitzt gemessen an seiner Wirtschaftskraft mehr Devisen als etwa China oder Japan. In den Augen von Kritikern ist das viel zu viel und bringt die Gefahr von Verlusten mit sich. Dann könnten die Gewinnausschüttungen der Notenbank an die Kantone ausfallen. Zudem steigt die Franken-Geldmenge und längerfristig könnten sich daraus Inflationsprobleme ergeben.

In Bern stellte sich Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf hinter die Politik der Notenbank. “Die SNB ist in der Lage weiterzumachen. Zurzeit bestehen keine inflationären Tendenzen”, erklärte die Ministerin, die derzeit auch das jährlich wechselnde Amt des Schweizer Bundespräsidenten ausübt.

“Schweizer Notenbank kann nur hoffen”

Nach Ansicht des Wirtschaftsexperten Daniel Hartmann bleibt den Schweizer Währungshüter ohnehin nichts anderes übrig, als auf eine Entspannung in der Eurokrise zu setzen. Die Notenbank könne nur darauf hoffen, dass die von den Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilten Maßnahmen wie der Aufkauf von Staatsanleihen in den nächsten Monaten zu einer Beruhigung der Lage beitragen und den Aufwertungsdruck auf den Franken mindern, erklärte Hartmann. Am Dienstag notierte der Euro mit 1,2015 knapp über der SNB-Mindestgrenze.

(APA)

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