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Schweiz: Prozess um Swissair-Pleite

Im Prozess um die bisher größte Wirtschaftspleite in der Schweizer Unternehmensgeschichte muss sich seit Dienstag die gesamte ehemalige Führungsriege der Fluggesellschaft Swissair verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft den 19 Angeklagten Konkursverschleppung vor. Der frühere Swissair-Verwaltungsrat Gerhard Fischer verweigerte am ersten Verhandlungstag vor dem Bezirksgericht Bülach die Aussage und bekannte sich in allen Anklagepunkten nicht schuldig. Das Swissair-Nachfolgeunternehmen Swiss wurde 2005 von der Lufthansa übernommen.

In dem Verfahren geht es um den Vorwurf, trotz tiefroter Zahlen die Swissair zu lange am Leben gehalten und mit dieser verschleppten Pleite die Gläubiger um einen Teil ihres Gelds gebracht zu haben. Nach dem Bankrott stand die ehemalige Renommierlinie mit 17 Mrd. Franken (11,5 Mrd. Euro) in der Kreide. Fischer, der auch langjähriger Chef des Logistikkonzerns Panalpina war, verlas anstelle einer Aussage eine zweiminutige Erklärung verlesen.

„Ich bin nicht in der Lage, spontan mündlich auf Fragen zu diesem komplexen Prozess zu antworten“, sagte er. Er sei ab April 2000 lediglich für ein Jahr im Verwaltungsrat der SAirGroup, der Swissair-Holding, gewesen, da sie mit zehn Prozent bei seinem Unternehmen Panalpina eingestiegen sei. „Dabei wurde ich mit der unerwarteten Verschlechterung der finanziellen Lage konfrontiert“, sagte er mit Bezug auf die Swissair.

Vor allem die Anschläge vom 11. September 2001 hätten weit reichende Folgen für die Swissair gehabt, die am 2. Oktober des Jahres Pleite ging. „Ich bin überzeugt, ohne diese Ereignisse wäre die Gruppe noch gesund“, sagte Fischer. Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich, in denen Fischer Gläubigerschädigung und untreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen wird, wies er von sich: „Die Unterstellungen, ich hätte in Kauf genommen, die Gruppe und ihre Gläubiger zu schädigen, sind bösartig.“

Anschließende Fragen des Vorsitzenden Richters Andreas Fischer, etwa ab wann Gerhard Fischer von der bedrohlichen Schieflage der Swissair gewusst habe, beantwortete der Angeklagte nicht. Am Nachmittag sollte der Prozess mit der Befragung des zweiten ehemaligen Swissair-Verwaltungsrats und bekannten Bankers Benedict Hentsch weitergehen.

Swissair wollte sich Ende der neunziger Jahre aus eigener Kraft im immer dichter werden europäischen Markt behaupten und kaufte kleinere Konkurrenten auf, darunter auch den deutschen Ferienflieger LTU. Allerdings erwiesen sich einige im nachhinein als marode Sanierungsfälle. Die Pleite der Fluglinie mit dem Schweizer Kreuz ist in der Schweiz als „Grounding“ bekannt und lief vergangenes Jahr als Film unter dem gleichnamigen Titel sehr erfolgreich in den eidgenössischen Kinos.

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