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Schweiz: Kosten für Rückbau von Akw Mühleberg unklar

Mühleberg: "Ältestes Akw der Welt" soll in Betrieb bleiben
Mühleberg: "Ältestes Akw der Welt" soll in Betrieb bleiben ©VOL.AT/ Klaus Hartinger
Nach der Entscheidung zum Rückbau des Atomkraftwerks Mühleberg bei Bern bis spätestens 2019 ist die Finanzierungsfrage völlig ungeklärt.
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Dies berichtet die “NZZ am Sonntag”. So sei unklar, ob das Geld,das die Betreibergesellschaft Bkw für diesen Zweck ansparen muss, für die Stilllegung der Anlage und die Entsorgung der Abfälle reichen wird.

Finanzierungslücke zulasten des Staats möglich

Präzedenzfälle gibt es nämlich nicht, da mit Mühleberg erstmals in der Schweiz ein Atomkraftwerk stillgelegt werden soll. Akw-Kritiker drängen die Regierung schon seit Jahren zu höheren Reserven, und diesen Sommer machte sich die Exekutive diese Kritik zueigen. Die Regierung stellte nämlich fest, dass in den beiden Fonds für Stilllegung und Entsorgung eine Finanzierungslücke droht. Damit verbunden ist das Risiko, dass anstelle der Betreiber der Staat den Fehlbetrag decken müsse.

Umwelt- und Energieministerin Doris Leuthard (CVP) schlug darum eine Anpassung der Berechnungsgrundlagen vor. Zudem wolle sie der gesamten Branche künftig einen generellen Sicherheitszuschlag von 30 Prozent in Rechnung stellen. Laut dem Blatt müssten die Akw-Betreiber dann jährlich mit 307 Mio. CHF (rund 249.5 Mio. Euro) beinahe das Doppelte einzahlen wie heuer.

Betroffene setzen sich gegen Pläne zur Wehr

Gegen diese Pläne wehren sich die Betroffenen heftig. Die kritische Haltung des Bundes sei unverständlich, denn es bestehe keine Finanzierungslücke, heißt es in der Stellungnahme der Fachgruppe Swissnuclear der großen Stromkonzerne.

Auch die Bkw als Mühleberg-Betreiberin setzt sich zur Wehr. Sie müsse jährliche Mehrausgaben im niedrigen zweistelligen Millionenbereich tragen. Bkw-Präsident Urs Gasche moniert, dieses Geld würde fehlen, um in erneuerbare Energien zu investieren. Die angestrebte Energiewende in der Schweiz würde dadurch gebremst statt gefördert.

Bkw will auf teure Nachrüstungen verzichten

Dem Blatt zufolge bleibt offen, ob die Bkw ihren Reaktor in Mühleberg überhaupt bis 2019 am Netz lassen darf. Die Bkw will nämlich auf teure Nachrüstungen am Kernmantel verzichten. Diese habe das Sicherheitsinspektorat Ensi im Hinblick auf den Betrieb bis in die Jahre 2022 oder 2026 gestellt, so der Standpunkt der Bkw. Ein Ensi-Sprecher hat auf Anfrage der “NZZ am Sonntag” offen gelassen, ob das Inspektorat diese Ansicht teilt und einen Betrieb ohne Verbesserungen am Kernmantel bis 2019 zulassen wird.

“Ältestes Akw der Welt” soll in Betrieb bleiben

Die Axpo, ein anderer Akw-Betreiber, denkt laut der “Schweiz am Sonntag” nicht daran, das “älteste Akw der Welt” abzuschalten: Seit 1969, also 44 Jahren, ist der Meiler Beznau I in Betrieb. Der Reaktor Beznau II ist immerhin schon 41 Jahre alt. Verglichen mit Mühleberg befinde sich die Axpo in einer komfortablen Situation: Das Ensi hat derzeit keine Forderungen offen, deren Erfüllung teure Investitionen bedeuten würde.

Neben Mühleberg und den beiden Reaktoren in Beznau sind mit Gösgen und Leibstadt zwei weitere Meiler in der Schweiz am Netz. Diese nahmen 1979 bzw. 1984 den Betrieb auf. (APA)

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