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Schweiz: Johannes Paul II. zu Besuch

Trotz seiner Gebrechlichkeit hat der Papst zum ersten Mal seit neun Monaten wieder die Strapazen einer Auslandsreise auf sich genommen. Jugendtreffen und Messe unter freiem Himmel.

Trotz seiner Gebrechlichkeit hat der Papst zum ersten Mal seit neun Monaten wieder die Strapazen einer Auslandsreise auf sich genommen. Johannes Paul II. traf am Samstag in der Schweiz ein, um an einem katholischen Jugendtreffen teilzunehmen und eine Messe unter freiem Himmel zu lesen. Seine Stimme war am Samstag deutlich kräftiger als bei dem Treffen mit US-Präsident George W. Bush am Vortag.

Der 84-Jährige wurde am Samstagmittag auf dem Militärflughafen Payerne im Kanton Vaud (Waadt) von Bundespräsident Joseph Deiss begrüßt. „Gott segne die Schweiz!” rief der Papst zum Abschluss einer kurzen Ansprache, die er in Französisch, Italienisch und Deutsch hielt, den drei Amtssprachen der Schweiz. Mit Respekt gingen seine Gedanken zu den Christen anderer Konfessionen in der Schweiz, sagte Johannes Paul.

Der bereits dritte Besuch des Papstes hat im Land der Reformatoren Zwingli und Calvin zu Diskussionen über die schwierige Lage der Ökumene geführt. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund lehnte eine Einladung zur Teilnahme an der Papstmesse mit der Begründung ab, dass die Kommunion auf Katholiken begrenzt sei. Katholisch sind 41,2 Prozent der Bevölkerung, 42,8 Prozent gehören einer protestantischen Kirche an.

Nach einem Gespräch unter vier Augen sagte Bundespräsident Deiss in Anspielung auf Konfliktthemen wie die Priesterweihe von Frauen, Empfängnisverhütung und Homosexualität, dass es in einem Land von Demokratie und kultureller Vielfalt nur natürlich sei, dass Lehrmeinungen und Gebote des Papstes intensive Diskussionen auslösten. Es werde aber anerkannt, dass der Papst zum Nachdenken über gesellschaftlich zentrale Fragen anrege. Ungeteilte Achtung werde Johannes Paul II. für seinen unerschrockenen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit zuteil. Deiss gab offiziell die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen der Schweiz mit dem Vatikan bekannt. Die Schweiz brach 1847 die diplomatischen Beziehungen zum Kirchenstaat ab, um sie erst 73 Jahre später wiederaufzunehmen. Trotzdem gab es bisher keinen Schweizer Botschafter im Vatikan.

In einem Autokonvoi fuhr der Papst anschließend ins 45 Kilometer entfernte Bern, wo er während seiner 103. Auslandsreise in einem Alters- und Pflegeheim übernachtet. Zu einem Jugendtreffen am Samstagabend wurden rund 12.000 Teilnehmer erwartet. Bereits am späten Vormittag tummelten sich Tausende von Jugendlichen in der Stadt, um in einem Sternmarsch zum Allmendstadion zu gelangen. Zu der Messe auf der Berner Allmend, der historischen Gemeindewiese, wurden am Sonntag 60.000 Menschen erwartet.

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