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Schweiz gegen Honduras und das Aus

Eidgenossen stemmen sich gegen Honduras und vorzeitiges Aus.
Eidgenossen stemmen sich gegen Honduras und vorzeitiges Aus. ©AP
Am späten Abend stemmt sich die Schweiz in Gruppe E gegen Honduras und das Aus. Rein rechnerisch hat die Schweiz ihr Schicksal selbst in der Hand, wenn sie die Mittelamerikaner mit sechs Toren Unterschied bezwingt. Wahrscheinlicher freilich scheint jenes Szenario, in dem das derzeit punktegleiche Ecuador im Parallelspiel dem bisher makellosen Leader Frankreich klar unterliegt und der Schweiz sogar eine Niederlage reichen könnte.
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Frankreichs Marschroute von 1998 soll in Rio weitergehen

Das Wort Titelaspirant will Didier Deschamps dieser Tage nicht hören. Trotz bisherigen Glanzleistungen bei der WM-Endrunde in Brasilien bemüht sich Frankreichs Teamchef vehement, die Erwartungen in die “Bleus” nicht allzu hoch werden zu lassen. Der Achtelfinaleinzug scheint nach zwei Siegen nur noch Formsache, am Mittwoch (22.00 Uhr MESZ) wartet zum Gruppenabschluss die Partie gegen Ecuador.

Frankreich benötigt im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro einen Zähler, um den Einzug in die K.o.-Phase unter Dach und Fach zu bringen. Als Erster der Gruppe E würde man es mit dem Zweiten der Gruppe F zu tun bekommen, in der Argentinien, Nigeria und der Iran um den Aufstieg kämpfen. Ecuador hilft nur ein Sieg, um aus eigener Hand das zweite Mal nach 2006 ins Achtelfinale vorzustoßen. Den Südamerikanern sitzt die punktegleiche Schweiz im Nacken.

Im Lager der Franzosen wollte man vor der Partie noch nicht von möglichen nächsten Aufgaben sprechen. Nach zwei Erfolgen bei einem Torverhältnis von 8:2 ist das Selbstbewusstsein der in der Heimat bereits gefeierten Equipe allerdings enorm gestiegen. “Noch vor fünf, sechs Monaten gab es in Frankreich überhaupt keine Begeisterung. Das ist inzwischen wegen der guten Ergebnisse ganz anders”, blickte Mathieu Valbuena zurück. “Wir strotzen vor Selbstvertrauen.”

Der 1,66 Meter große Offensivmann von Olympique Marseille schwärmte vom aktuellen Teamgeist der in der Vergangenheit oft zerstrittenen Franzosen. Valbuena, der bei der Chaos-WM in Südafrika 2010 nur wenige Minuten gespielt hatte, warnte deshalb auch: “Erst wenn es hier kompliziert wird, werden wir wissen, wie wir darauf reagieren und was in diesem Team wirklich steckt.”

Drei Siege in der Gruppenphase eines großen Turniers hat Frankreich zuletzt bei der Heim-WM 1998 geschafft. Damals gewannen die Blauen – mit Deschamps als Kapitän – den bisher einzigen WM-Titel für die Grande Nation. Nun überzeugen sie mit Tempofußball und einem blitzschnellen Umschaltspiel.

Ecuador will dies wenn möglich unterbinden. “Wir haben Frankreich gut analysiert. Wir wissen, wie sie spielen. Wir wollen versuchen, ihre Taktik zu zerstören”, kündigte Teamchef Reinaldo Rueda an. Während dem Kolumbianer sein eigentlicher Star Antonio Valencia Sorgen bereitet, soll Enner Valencia wieder für Furore sorgen. Der 25-Jährige hat wie Frankreichs Karim Benzema drei Turniertreffer zu Buche stehen. Er sorgte somit im Alleingang für Ecuadors bisherige Ausbeute.

Valencia will mindestens noch ein weiteres Tor erzielen, um “Geschichte zu schreiben”. Der beim mexikanischen Club Pachuca unter Vertrag stehende Angreifer wäre mit vier WM-Toren vor Agustin Delgado alleiniger Rekordhalter seines Landes. Er will sich in Rio auch erneut für einen Wechsel nach Europa empfehlen.

Ecuador wird wohl in derselben Formation wie beim 2:1 gegen Honduras einlaufen. Bei Frankreich sind Wechsel zu erwarten. Mit Mittelfeldmann Yohan Cabaye fehlt ein Akteur wegen einer Gelb-Sperre, der bereits verwarnte Patrice Evra wird wohl pausieren. Der Einsatz der Innenverteidiger Raphael Varane (Gastroenteritis) und Mamadou Sakho (Oberschenkelzerrung) ist fraglich.

Zusätzlich motivieren soll die Franzosen die Aussicht auf Familiäres. Nach der Partie wartet der erste Abend mit ihren Frauen und Freundinnen nach dreieinhalb Wochen.

Hitzfeld droht trauriges Karriere-Ende

Im letzten Gruppenspiel gegen Honduras stemmt sich die Schweiz am Mittwoch (22.00 Uhr MESZ) in Manaus gegen das vorzeitige Aus bei der Fußball-WM. In der eigenen Hand haben es die Eidgenossen nach dem 2:5-Debakel gegen Frankreich aber praktisch nicht mehr. Die Truppe von Ottmar Hitzfeld ist auf Schützenhilfe angewiesen, dem deutschen Trainer droht ein trauriges Karriereende.

Rein rechnerisch hat die Schweiz ihr Schicksal allerdings noch selbst in der Hand, wenn sie Honduras mit sechs Toren Unterschied bezwingt. Wahrscheinlicher freilich scheint jenes Szenario, in dem das derzeit punktegleiche Ecuador klar gegen Frankreich verliert und der Schweiz sogar eine Niederlage reichen könnte. “Wir haben noch immer große Hoffnungen, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren”, bekräftigte Hitzfeld.

Tatsächlich ist die Lage kompliziert, nicht nur wegen der diversen Rechenspiele. Nach dem Debakel gegen Frankreich und harter medialer Kritik war Hitzfeld vor allem als Psychologe gefragt. “Die Mannschaft hat das Potenzial sich zu steigern”, sagte der Coach, dem die Zerfallserscheinungen nicht verborgen geblieben waren. “Es geht nicht um den Einzelnen, sondern um die Mannschaft, um die Schweiz”, betonte er: “Das werde ich auch der Mannschaft vermitteln!”

Die Spieler haben zumindest Besserung gelobt. “Unser Ziel ist es, Hitzfeld einen guten Abschluss zu bereiten”, erklärte Blerim Dzemaili, der Valon Behrami im defensiven Mittelfeld ersetzen dürfte. In der Innenverteidigung fällt nach der Gesichtsverletzung von Steve von Bergen der wichtigste Mann aus. Hitzfeld muss daher zwangsweise auf das nicht perfekt eingespielte Duo Philippe Senderos und Johan Djourou setzen.

Notgedrungen redete der Meistertrainer von Borussia Dortmund und Bayern München, der nach der WM seine Karriere beenden wird, seine Mannschaft vor dem letzten Gruppenspiel stark und wertete die späten Schweizer Treffer gegen Frankreich positiv. “Das war auch aus psychologischer Sicht wichtig für das Selbstvertrauen”, hob er hervor: “Es spricht für den Charakter meiner Mannschaft, dass sie nie aufgibt.”

Ein Problem für die Eidgenossen sind die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in der Urwald-Stadt. “Honduras hat in Manaus sicher klimatische Vorteile, aber wir sind auch ganz gut vorbereitet”, sagte Hitzfeld. Dabei war sein Team vor vier Jahren im klimatisch unproblematischen Bloemfontein schon einmal an Honduras gescheitert.

Ein Remis wie beim damaligen 0:0 reicht für die eigenen Ziele der bei einer WM noch sieglosen “Catrachos” diesmal nicht. Die Mittelamerikaner müssen mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnen und auf Schützenhilfe der bereits so gut wie sicher qualifizierten Franzosen gegen Ecuador hoffen. Deshalb will der Tabellenletzte seine minimale Chance auf den erstmaligen Achtelfinal-Einzug mit kompromisslosem Offensivfußball wahren. “Wir müssen bis zum Schluss an die Qualifikation glauben”, motivierte Trainer Luis Fernando Suarez seine Spieler.

“Wir müssen volles Risiko gehen, weil es unsere letzte Chance ist”, plädierte Wilson Palacios für bedingungslose Attacke. Der Mittelfeldmann und Kollege von Marko Arnautovic bei Stoke City steht nach abgelaufener Sperre wieder zur Verfügung. Verteidiger Brayan Beckeles munterte seine Kollegen ebenfalls auf: “Es lohnt sich, gegen die Schweiz alles zu riskieren.”

(APA)

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