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Schweinegrippe: "Österreich ist bestens vorbereitet"

Die Schweinegrippe hat Österreich noch nicht erreicht - weder faktisch, noch psychisch. Trotz anhaltender Berichte über Todesfälle in Mexiko und vereinzeltem Auftreten des H1N1-Virus in den USA, bleiben die Menschen hierzulande offenbar gelassen.

Laut Gesundheitsminister Alois Stöger (S) gebe es dazu auch keinen Grund, denn das Land sei “bestens vorbereitet”. Angaben der Apothekerkammer zufolge sei “noch niemand mit Angst” in die Apotheke gekommen. Das Influenza-Medikament “Tamiflu” sei in ausreichenden Mengen vorhanden. Dennoch wurden erste Vorkehrungsmaßnahmen getroffen.

Aufklärung und Information sei derzeit vor allem auf den heimischen Flughäfen wichtig. Dort liegen auch schon Flugzettel für Urlauber auf, die aus Mexiko kommen. Laut Touristikern halten sich im Moment maximal 200 Österreicher in dem mittelamerikanischen Land auf – betroffen ist laut Außenministerium aktuell niemand. Das Gesundheitsministerium hat überdies eine Meldepflicht für Infektionen mit der Schweinegrippe angekündigt. Einen entsprechenden Erlass werde es noch am Montag geben, kündigte Stöger an. Zusätzlich wurde für Fragen bei der Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) eine Hotline (05-05-55-555) eingerichtet.

Offiziell gab es auch noch keinerlei Reisewarnungen für betroffene Länder. Nach persönlicher Einschätzung von Hubert Hrabcik, Generaldirektor für öffentliche Gesundheit, sind Urlaube nach Mexiko dennoch nicht ratsam, da man noch keinen Überblick über die Situation habe. Mehrere Reiseveranstalter haben bereits kostenlose Stornierungen und Umbuchungen bei Reisen in das mittelamerikanische Land angeboten.

Fest steht, dass man bei Verdachtsmomenten von Schweinegrippe bereits testen könnte, betonte Franz X. Heinz, Leiter des Virologischen Instituts der Medizinischen Universität Wien. Fest steht aber auch, dass die Forscher noch ziemlich im Dunkeln tappen, was das H1N1-Virus betrifft. Mutationen seien ebenso möglich, wie ein unerwarteter Verbreitungsverlauf. “In der nördlichen Hemisphäre ist es normalerweise nicht so, dass uns eine Grippewelle überrollt. Aber das ist alles Spekulation. Wir wissen nämlich noch viel zu wenig über die Krankheitsverläufe und die Todesfälle”, brachte es Heinz auf den Punkt. Möglich ist die Produktion eines spezifischen Impfstoff gegen das Virus, es gibt diesbezüglich einen bestehenden Vertrag, aber noch keinen Auftrag. Möglich sei eine Herstellung theoretisch ab Ende der Woche.

Eines hat sich bis jetzt herausgestellt: Der Neuraminidase-Hemmer Tamiflu wirkt gegen das Virus. In Österreich sind Kapseln und Granulat des Medikaments in so großen Mengen vorrätig, dass etwa vier Millionen Personen therapiert werden können, erklärte Hrabcik. Diese befänden sich in Bundesheer-Lagern und blieben vorerst auch dort. Das gleiche gilt für die rund acht Millionen Schutzmasken, die der Bund für einen Pandemie-Ernstfall auf Vorrat hat.

Wie in der Weltgesundheitsorganisation WHO, gilt auch auf dem österreichischen Pandemie-Plan bezüglich der Schweinegrippe Stufe drei von sechs möglichen Warnphasen. “Derzeit überlegt man, ob man nicht schon eine Stufe 4 hätte”, betonte Hrabcik. Dafür würden die bisherigen Erkrankungen sprechen. Um im Einklang mit der WHO zu bleiben, belasse man es vorerst bei Stufe 3.

Bei Schweinen hat das Virus eine geringe Sterblichkeitsrate von einem Prozent, erkrankte Tiere würden innerhalb von sieben bis zehn Tagen bei normalen Verlauf wieder genesen, betonte Josef Köfer, veterinärmedizinischer Leiter bei der AGES. “Es besteht keine Infektionsgefahr des Menschen durch Schweinefleisch oder Würste die Schweinefleisch enthalten.” Der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie äußerte dennoch Bedenken, dass die Diskussion sich auf den Konsum auswirken könnte. Die Landwirtschaftskammer betonte, dass kein mexikanisches Fleisch nach Österreich importiert werde.

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