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Schweinegrippe: Baby von britischem Opfer starb

Die Familie von Europas erstem Todesopfer der Schweinegrippe muss mit einem doppelten Schicksalsschlag fertig werden: Nachdem die Schottin - sie hatte offenbar mehrfache Vorerkrankungen - dem Grippevirus erlag, starb auch deren frühgeborener Sohn. Nicht an der Influenza, sondern an Komplikationen.

Das Kind war fast drei Monate zu früh und mit einem Geburtsgewicht von 1,3 Kilogramm auf die Welt gekommen. Das ist ein Geburtsgewicht, das für die moderne Neonatologie kein Problem sein sollte. Österreichs Experten würden sich sofort gegen die neue Influenza impfen lassen, erklärten vier von ihnen am Dienstag gegenüber der APA.

Seine 38 Jahre alte Mutter war am Sonntag als erste Patientin außerhalb des amerikanischen Kontinents an dem neuen H1N1-Virus gestorben. Sie litt aber nach Angaben der Ärzte auch unter Vorerkrankungen und lag schon länger auf der Intensivstation. Britische Ärzte erklärten, dass sich schwangere Frauen schneller das Grippevirus einfangen könnten, da sie generell empfänglicher für Infektionen wie zum Beispiel eine normale Grippe seien.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat weltweit rund 36.000 Infektionen registriert. 165 Patienten sind gestorben. In Österreich gab es bisher sieben Erkrankungsfälle. Nach Ansicht des deutschen Virologen Prof. Alexander Kekule von der Universität Halle-Wittenberg haben sich bisher in Deutschland mindestens zehnmal mehr Deutsche mit Schweinegrippe infiziert als gemeldet. Das liege an den untypischen Symptomen.

Die Nachricht von dem Beginn der Herstellung eines Influenza-Pandemie-Impfstoffes durch den Pharmakonzern Baxter mit seinem Forschungszentrum in Orth/Donau in Niederösterreich – Österreich hat einen Vorvertrag auf Lieferung von 16 Millionen Dosen abgeschlossen – am Montag, führte am Tag darauf zu Stellungnahmen österreichischer Experten.

Ohne Wenn und Aber würden sich der Chef des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates, Ingomar Mutz, der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch, der Sozialmediziner Michael Kunze und die Apothekerkammer-Vizepräsidentin Christiane Körner immunisieren lassen, erklärten sie gegenüber der APA.

“Sofort und ohne Zweifel. Ich würde mich impfen lassen. Ich nehme nicht an, dass das der Staat zahlt. Das Problem liegt darin, dass die derzeitige Pandemie-Skala nicht nach dem Schweregrad der Erkrankung differenziert. Es macht einen Unterschied, ob einer von 100.000 Erkrankten stirbt oder einer von 20. Die Pandemiepläne (mit Impfstoffankauf durch den österreichischen Staat, Anm.) war auf die ‘Vogelgrippe’ ausgerichtet”, sagte Mutz. Die Situation stelle sich derzeit aber anders dar.

“Natürlich würde ich mich impfen lassen. Ich würde mich auch gegen H5N1 immunisieren lassen. Was soll schon passieren?”, sagte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze. Der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch, ebenfalls im Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates: “Jederzeit würde ich mich impfen lassen. Das ist sicher kein Fehler, weil die Impfung ein ‘Priming’ (eine Art Alarmierung des Immunsystems, Anm.) für solche A(H1N1)-Viren bedeuten würde, die offenbar genetisch weit entfernt von jenen sind, die wir in der saisonalen Influenza der vergangenen Jahre gehabt haben. Wenn es also mit einem neuen A(H1N1)-Virus dann Probleme gibt, wäre eine Impfung vorher sicher kein Fehler.”

Auch Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer wäre dabei: “Bitte ja, ich würde mich sofort impfen lassen.” Baxter will seine Pandemie-Vakzine im Juli dieses Jahres zugelassen sehen. Deshalb stellt sich die Frage, was der österreichische Staat vorsieht: Bestellung auf Bundeskosten oder nicht. Im letzteren Fall könnte die Vakzine – wahrscheinlich aber erst nach Befriedigung der staatlichen Bestellungen anderer Länder – eventuell in den Apotheken erhältlich werden.

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