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Schwarzer Tag für die Formel 1

Ausgerechnet im Heiligtum des amerikanischen Motorsports hat die "Königsklasse" Formel 1 am Sonntag einen ihrer sportlich schwärzesten Tage erlebt. Die Aktie des von Michelin ist am Montag unter Druck geraten. | Int. Presse

Die Farce mit nur sechs Autos am Start des USA-GP in Indianapolis brachte zwar das vierte Ferrari-Double und einen Comeback-Sieg für Michael Schumacher, die Formel 1 blamierte sich aber vor über 150.000 wütenden Zuschauern bis auf die Knochen. Die Folgen und der Imageschaden sind nicht abzusehen. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verließ jedenfalls stinksauer und unter Buhrufen den Indy Motor Speedway (IMS). Nach den Michelin-Problemen wären zwar bis auf Ferrari alle Teams beim Einbau einer Tempo vermindernden Schikane vor der Steilwandkurve zu einem Start ohne WM-Punkte bereit gewesen, um wenigstens die Show für die zahlreichen Fans zu retten. Das verhinderte aber das Nein von FIA-Chef Max Mosley.

Der Motorsport-Weltverband nahm stattdessen den französischen Reifenhersteller Michelin in die Pflicht, der nach den Unfällen im Training seine Reifen für unsicher erklärt hatte. Dass man nicht in der Lage gewesen sei, wie Bridgestone sichere Reifen nach Indianapolis zu bringen, sei Sport schädigend und werde Folgen haben, hieß es in einer FIA-Aussendung.

Der gescheiterte Kompromiss zwischen FIA und den Formel 1-Teams hat den tiefen Riss zwischen diesen beiden Parteien verdeutlicht. Das Concorde-Agreement läuft bekanntlich 2007 aus, eine Abspaltung der Hersteller-Teams ist seit längerem Thema. Indianapolis könnte zudem den letzten F1-GP erlebt haben. Oval-Eigner Tony George bezeichnete Michelin, die FIA und das Formel 1-Management (FOM) als Schuldtragende und veröffentlichte deren Adressen, damit sich die Zuschauer dort beschweren können. Sammelklagen sind nicht auszuschließen. Ein NASCAR-Fan brachte es auf den Punkt: “Wenn man hier Fans so verarscht, kommen sie nie wieder.”

Der 84. GP-Sieg war zwar einer der wertlosesten in der großen Karriere Michael Schumachers. Der Weltmeister gab sich aber mitleidlos. “Aber auch wir hatten in der Vergangenheit Probleme mit den Reifen und mussten damit leben. Wir haben hier nichts falsch gemacht”, sagte er in Richtung der Michelin-Konkurrenz.

Michelin nach Indianapolis-Skandal unter Druck
Nach dem Freitag-Unfall von Formel 1-Pilot Ralf Schumacher in Indianapolis, der möglicherweise mit einer fehlerhaften Bereifung seines Wagens zusammenhing, ist die Aktie des Reifenherstellers Michelin am Montag unter Druck geraten. Der Anteilsschein sackte bei der Eröffnung der Pariser Börse zunächst um 2,5 Prozent auf 50,20 Euro, fing sich dann aber im weiteren Börsenverlauf und notierte am späten Vormittag bei 50,80 Euro mit 1,4 Prozent im Minus.

Michelin rechtfertigte unterdessen die Entscheidung, sieben Teams aus Sicherheitsgründen von der Teilnahme am GP in Indianapolis abzuraten. “Wir stehen zu unserer Verantwortung”, sagte Michelin-Wettbewerbsdirektor Pierre Dupasquier. “Wir müssen zuverlässiges Material liefern.” Die in Indianapolis verwendeten Reifen seien “sehr gut” aber “nicht an die besonderen Bedingungen angepasst” gewesen, fügte Dupasquier hinzu. Die genaue Ursache des Fehlers konnte laut Dupasquier noch nicht ermittelt werden.

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