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Schwanger und Impfen - diese Gerüchte sind falsch

In Chatgruppen der Corona-Kritiker kursiert aktuell ein Video aus Vorarlberg. In diesem Video berichtet eine Frau über angebliche Nebenwirkungen der Impfung in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft. Ein VOL.AT-Faktencheck.

"Scheinbar sind sich diejenigen nicht bewusst, was sie mit Statements wie in diesem Video auslösen und welche Wirkung das hat", beginnt Primar Dr. Michael Rohde, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im LKH Bregenz das Gespräch.

Bevor er auf die im Video genannten Fake News eingeht, stellt er eines gleich klar: "Zwei Mal wurde gesagt sie 'wolle das ja nur mal sagen' - damit schiebt diese Frau die Verantwortung klar von sich weg", erläutert der Primar wie er das Video wahrnimmt. "Das was dann aber als Wirkung ankommt, das ist das verheerende. Da es zu Ängsten und Verunsicherungen bei Schwangeren führt und sie letztlich auch von der Impfung abhält. Diese Bilder, die erzeugt werden, wirken wesentlich stärker als die Informationen in diesem Video", so der Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im LKH Bregenz.

Nun aber zu den im Video gefällten Aussagen, der angeblichen Insiderin.

Fake Meldung 1: "Noch nie so viele Fehl- und Totgeburten wie jetzt"

FAKTEN: "Das Erfassen von solchen Daten, also die zufälligen Schwankungen, welche phasenweise vorliegen, sind rational betrachtet höchstwahrscheinlich völlig zufällig. Die Frage ob jetzt tatsächlich statistische Ausreißer vorliegen, diese können nur aus einer größeren Perspektive, sprich mit größeren Zahlen und über einen größeren Zeitraum belegt werden. Solche Aussagen über einzelne Wahrnehmungen sind völlig wertlos. Sie verwirren nur und erzeugen falsche Vorstellungen. Die Registereinträge, welche es dazu gibt, lassen keinen Trend wahrnehmen."

Fakt: Covid-Infektion ist größere Gefahr

FAKTEN: "Wir haben amerikanische Daten zum Thema Fehl- und Totgeburten. Diese Daten sind am 19.11.2021 veröffentlicht worden. Es wurden die Daten von ca. 1.25 Millionen Schwangeren untersucht, die im Zeitraum März 2020 bis September 2021 geboren haben, beziehungsweise hospitalisiert waren. Und die amerikanische Gesundheitsbehörde kommt zu dem Schluss, dass die Covid-Infektion selber das Risiko für eine Totgeburt erhöht und schließt daraus, dass man der Infektion vorbeugen solle mittels der Impfung. Bei einer Covid-Infektion in der Schwangerschaft kann es zu einer Entzündung des Mutterkuchens kommen. Diese Entzündung beeinträchtig den Mutterkuchen in seiner Funktion, was vor allem die Sauerstoffversorgung betrifft und dies kann dann zu Totgeburten führen."

"Außerdem ist zu beachten, dass das Lungenvolumen durch eine Schwangerschaft deutlich eingeschränkt wird, was dann die Beatmungssituation bei einer Covid-Infektion erschwert. So, dass man dann in den Zugzwang kommen kann, eine Schwangerschaft frühzeitig zu beenden. Üblicherweise durch einen Kaiserschnitt, um die Frau dann überhaupt noch weiter beatmen zu können. Damit erzeugt man natürlich eine höhere Frühgeburtenrate. Diese Fälle gab es auch bereits in Österreich. Von einem ganz tragischen Fall wurde mir aus Linz berichtet. Das ist quasi die Spitze des Eisberges, das schlimmste Szenario, dass man sich vorstellen kann", so Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im LKH Bregenz.

"Zusammenfassend, es gibt bislang keine Daten, die in irgendeiner Form belegen, dass die Impfung das im Mutterleib wachsende Kind nachteilig beeinflusst. Es gibt keine Daten für Missbildungen, für Fehl- , Tot- oder Frühgeburten durch die Impfung. Umgekehrt haben wir nun doch schon recht gute Daten, die darauf hinweisen, dass die Covid-Infektion ein Risiko für Fehl – und Totgeburten darstellt. Damit ist es wohl logisch die Impfung zu empfehlen."

Fake Meldung 2: "Bekannte Hebamme habe von Häufung an Präeklampsien berichtet"

FAKTEN: "Eine Hebamme, die zweimal eine Schwangere mit Präeklampsie, also eine Schwangerschaftsvergiftung betreute, das sagt überhaupt nichts aus. Das ist völliger Zufall. Die Grundlage für die Entstehung der Päeklampsie liegt ganz früh in der Schwangerschaft. Das heißt, wenn eine Hebamme eine Frau mit Präeklampsie sieht, dann ist sie wahrscheinlich vor der nach dem relevanten Zeitraum geimpft worden, in dem die Grundlagen für eine Präeklampsie gelegt wurde. Diesen Zusammenhang zu postulieren zeigt, dass diese Person keine Ahnung von der Thematik hat. Das in Verbindung mit der Impfung zu bringen ist höchst verwegen und meiner Meinung nach unverantwortlich."

Fake Meldung 3: "Impfen im ersten Trimester sorgt für Fehlbildungen"

Wahrheit: "Es wird empfohlen im ersten Trimester nicht zu impfen, das gilt generell und nicht nur für die Covid-Impfungen bezogen. Im ersten Trimester bilden sich die Organe des Kindes aus. Im zweiten Drittel der Schwangerschaft reifen sie dann quasi nur noch. Aus diesem Grund empfiehlt man - egal bei welcher Impfung - in diesem Zeitraum nicht zu impfen. Durchschnittlich besteht immer eine ca. zwanzigprozentige Möglichkeit einer Fehlgeburt. Bei der Frage nach Ursache und Wirkung muss man extrem aufpassen. Nur der zeitliche Zusammenhang heißt noch lange nicht, dass es auch einen inhaltlichen Zusammenhang hat. Wenn ich zweimal im Supermarkt war und einen Unfall  habe werde ich auch nicht den Supermarkt beschuldigen."

Fake Meldung 4: "Geburtshaus in der Schweiz nimmt keine Frauen auf, die sich haben impfen lassen "

FAKTEN: "Wir wissen hier nicht, um welches Geburtshaus es sich handelt. Es kann schon sein, dass hier ein Unterschied zu einem öffentlichen Krankenhaus, das eine Behandlungsverpflichtung hat, besteht. Schickt beispielsweise ein Vorarlberger Krankenhaus einen Patienten weg ohne notwendige Untersuchung oder Behandlung gmacht zu haben, macht es sich quasi strafbar. In Vorarlberg weist sicher niemand Gebärende ab, ob geimpft oder ungeimpft. Ob ein privates Geburtshaus in der Schweiz solche Möglichkeiten hat, das weiß ich nicht, dass kann ich auch nicht beurteilen. Wenn es das tut, ist das meiner Meinung nach der absolute Wahnsinn. "

Fake Meldung 5: "Laut Stillberatern kommt es häufig zu plötzlichem Kindstod durch die Impfung"

FAKTEN: "Es gibt keine Daten, dass es zu einer Häufung von plötzlichen Kindstoden gekommen sei. Auch hier kann man umgekehrt davon ausgehen, dass ein fieberhafter Infekt - insbesondere Atemwegsinfekte - solche Ereignisse, wie einen plötzlichen Kindstod wahrscheinlicher machen. Also ist auch hier die Impfung zur Vorbeugung der Infektion die logische Antwort."

(VOL.AT)

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