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Schülerdatenleck soll "Racheakt" sein

Günter Haider sieht das Datenleck beim Bifie unproblematisch.
Günter Haider sieht das Datenleck beim Bifie unproblematisch. ©AP
Das Datenleck bei den Schülertests zur Informellen Kompetenzmessung (IKM) ist aus Sicht von Günter Haider, früher selbst Leiter des verantwortlichen Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), "in der Dimension kein Datenskandal". Dass das Leck publik wurde, ist für ihn kein Zufall.
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Testergebnisse im Internet gelandet

“Ich sehe keinen Datenskandal, die Daten sind weitgehend wertlos”, betont er im Gespräch mit der APA. Immerhin seien die Testergebnisse – bei IKM können freiwillig Schüler der dritten Klasse Volksschule bzw. zweiten und dritten Klassen Hauptschule/Neue Mittelschule/AHS (Deutsch, Mathe bzw. auch Englisch) überprüft werden – drei Jahre alt. Die Klassen gebe es nicht mehr, die Schüler seien nicht identifizierbar.

Völlig unprofessionell

Ärgerlich ist der Vorfall für ihn dennoch: “Es ist nicht akzeptabel, dass man im Bifie und im Ministerium seit Mitte Dezember davon weiß und nichts unternommen hat. In einer so sensiblen Frage muss man sensibel reagieren.”

Völlig unprofessionell ist für Haider auch, dass die zwei Jahre alten IKM-Daten überhaupt auf einem rumänischen Testserver gelandet sind. “Es ist verrückt, als Pilotdaten original unverschlüsselte Daten zu verwenden.” Es dauere eine Viertelstunde, solche Daten zu anonymisieren.

Haider schließt Racheakt nicht aus

Dass das Datenleck überhaupt publik wurde, ist für ihn indes kein Zufall. “In hundert Jahren wäre kein Mensch zufällig auf diese Daten gestoßen”, ortet er einen gezielten Versuch, dem Bifie zu schaden. “Auf dem Server eines rumänischen Subunternehmers von Kapsch stöbert nur jemand, der auch Interesse daran hat.”

Die Firma Zoe Solutions GmbH, der vom Bifie der Vertrag für die IKM-Plattform gekündigt wurde, sieht er jedenfalls in einer eigenartigen Rolle. “Wer hätte sonst ein Interesse dort zu stöbern und dem Bifie zu schaden? Und es muss auch ein Fachmann auf dem Server gesucht haben, der die Daten genau kennt.”

Daten für Laien nicht interpretierbar

Dass tatsächlich jeder Internetnutzer mittels der Daten Rankings von Schulen oder Lehrern erstellen kann, ist aus Haiders Sicht ausgeschlossen: Man müsse schon “sehr intime Kenntnisse der Struktur der Daten und Tests haben”, um damit etwas anfangen zu können. Außerdem handle es sich um keine repräsentative Stichprobe, da einzelne Klassen freiwillig an IKM teilnehmen – ein seriöses Ranking sei damit nicht möglich.

Datensicherheit sei gewährleistet

Die Datensicherheit beim Bifie selbst ist aus Haiders Sicht insgesamt weiter gewährleistet. Soweit er das abschätzen könne, seien die IKM-Daten nämlich völlig anders behandelt worden als andere Daten am Bifie. “Die Daten für Bildungsstandards, PISA oder Zentralmatura lagern alle in einem hochprofessionellen, mit großem Aufwand gesicherten Serverzentrum in Salzburg.”

Vertrauensverlust aufarbeiten

Für das Projekt IKM sei der Vorfall sehr schade. Immerhin beteilige sich fast die Hälfte der Lehrer freiwillig an dem Projekt. Das Ministerium müsse nun versuchen, den Vertrauensverlust wieder gutzumachen – durch Gespräche mit Schülern, Eltern und Lehrern und den regelmäßigen Beweis durch Überprüfungen, dass das Bifie eigentlich sehr sorgfältig mit den Daten umgeht.

Dass Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) dennoch alle Bifie-Tests gestoppt hat, führt er darauf zurück, dass sie Handlungsfähigkeit zu demonstrieren versuche. “Dem Bifie alle weiteren Datenerhebungen vorerst zu verbieten, halte ich aber für etwas übertrieben.” Dieses habe sich für die für Mai geplanten Bildungsstandardtests vier Jahre lang vorbereitet.

(APA)

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