Die zumeist statische Führung der Kamera ist zumindest bei den Szenen in der Unterwelt des U-Bahn- und Straßenbahn-Knotenpunktes von beruhigendem Einfluss: Es geht ohnehin zu wie in einem Bienenkorb am “Schottentor”, ohne allerdings die geschäftige Kommunikation der Nektarsammler. Die meisten Menschen wollen nichts voneinander und schwärmen aneinander vorbei, obwohl es genug zu sagen gebe. Die inneren Monologe bekommt nur der Kinobesucher zu hören. Pfaundler hat allen Schauspielern ihre Dialekte belassen – das Südtirolerisch von Blumenverkäuferin Claudia ist höchst stadtkompatibel, wenn sie über Liebe, Engel und Entscheidungen stumm sinniert.
Von den verschiedenen Ebenen der Station am Ring macht die Kamera Sprünge zur näheren Umgebung – Votivkirche, Votivkino, Hotel, Park – in dem sich der Sandler vor dem Schlafengehen auf der Bank noch ordentlich die Zähne putzt. Man hat das Gefühl, der Platz könnte noch tausende solch kleiner Geschichten erzählen.
“Schottentor” ist mitunter mühsam, aber kein Film zum Einmalsehen, wenn man verstehen möchte, was Claudia, Locationscout-Assistentin Lena oder Zotter Schokoladen-Verschenker Peter bewegt. Wunderschön jedenfalls die Szene, als der gefeuerte Lehrer mit einer Südamerikanerin in einer “Was-wäre-wenn”-Szene am Parkett des Schottentors einen erst unbeholfenen, aber zusehends runder werdenden Tango hinlegt. Tröstlich für ihn – es gibt ja doch Situationen, in denen nicht schon “immer wer vor mir da war”.
Übrigens: Wer sich schon immer gewundert hat, wozu der verloren wirkende unterirdische Rasenfleck im Zentrum der Straßenbahn-Wendeschleife am “Schottentor” dient – der Film enthüllt mit Kameraperspektive aus größerer Höhe eine wundervolle Funktion – es ist offenbar der Landestreifen zweier in der Stadt herumirrender Engel.
Ab 17. September in Österreichs Kinos: www.schottentor-derfilm.at
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