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Schock durch Bear-Notverkauf

Der übers Wochenende durchgezogene Notverkauf der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns hat die internationalen Märkte schockiert: Die Börsen gingen auf Talfahrt, Euro, Gold und Rohöl erreichten wieder Rekordstände.

Für neue Unruhe sorgten am Montag Spekulationen über finanzielle Probleme der US-Investmentbank Lehman Brothers. Sie wurden von der Bank zurückgewiesen, die Aktie sackte dennoch zeitweise um knapp 40 Prozent ab.

Auch die Krise um Bear Stearns hatte mit Marktgerüchten begonnen. Die US-Notenbank preschte mit weiteren Maßnahmen zur Stabilisierung der Bankenbranche vor. Das sorgte den Markt, weil es auch als Zeichen für ein noch größeres Ausmaß der Krise gewertet wurde.

Der deutsche DAX fiel am Nachmittag um gut 4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2006, der ATX lag gegen 17 Uhr 5 Prozent unter dem Freitag-Schluss.

Die US-Börsen sind ebenfalls im Minus, sie wurden vor allem von Banken-Aktien belastet. Papiere von Citigroup und Goldman Sachs verloren rund 5 Prozent an Wert. Nur die Aktie von J.P. Morgan profitierte von dem “Schleuderpreis”-Kauf von Bear Stearns.

Im Schnitt verloren europäische Bankenwerte bis zum Nachmittag mehr als 6 Prozent. Die UBS-Aktien traf es mit einem Abschlag von zwischendurch über 11 Prozent am stärksten. Die Schweizer Großbank leidet unter ihrem Subprime-Engagement besonders. Die Aktien der britischen Hypothekenbank HBOS brachen um mehr als 10 Prozent ein. In Frankfurt verloren die Deutsche Bank und Postbank knapp 6 Prozent, Commerzbank gab um 7 Prozent nach.

“Bei den Financials greift die pure Panik”, sagte ein Händler am Montag unmittelbar vor Handelsbeginn in New York. “Wir können niemandem mehr vertrauen. Wem soll ich hier noch glauben?”, fasste Dirk Müller von ICF Kursmakler in Frankfurt die Stimmung zusammen. “Jeder fragt sich: wer kommt als nächstes? Gibt es einen Fall wie Bear Stearns in Europa?”, sagte Edmund Shing von BNP Paribas.

Aufregung brachte für die Titel von Lehman und Goldman Sachs auch eine kritische Analyse von UBS: Die Experten von UBS haben die Aktien beider Banken auf “neutral” herunter gestuft und eine weitere Verschärfung der Liquiditätskrise angekündigt. Einem Bericht des Sunday Telegraph zufolge soll Goldman Sachs Abschreibungen von 3 Mrd. Dollar und einen Gewinnrückgang von 50 Prozent im vergangenen ersten Quartal diese Woche bekanntgeben.

Auch die großen österreichischen Bank-Aktien wurden vom Abwärtssog der “Financials” nach unten getrieben: in Wien notierten die Aktien von Erste Bank zeitweise 7 Prozent im Minus, Raiffeisen International (RI) gab um rund 4 Prozent nach.

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