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Schlusspfiff für "Glatze Gnadenlos"

Pierluigi Collina hat sein letztes Spiel gepfiffen. Der italienische Starschiedsrichter mit den stechenden Augen erklärte wegen eines Streits über einen Werbevertrag seine Karriere am Montag für beendet.

Auf Grund des Streits mit der Italienischen Schiedsrichtervereinigung (AIA) wegen eines Werbevertrags mit dem Autokonzern Opel hängte der 45-Jährige seine Pfeife an den Nagel. “Nach 28 Jahren habe ich entschieden, dass ich meinen Rücktritt einreiche”, erklärte Collina bei einer Pressekonferenz in seiner Heimatstadt Viareggio in der Toskana. “Mir bleibt nichts anderes übrig, denn die Leute müssen einem Referee vertrauen können. Ohne Vertrauen hat es keinen Sinn weiterzumachen.” Der Entschluss sei ihm überaus schwer gefallen. “Ich habe in der letzten Nacht weniger als vor dem Weltmeisterfinale geschlafen”, betonte der als “Glatze Gnadenlos” bekannte Starschiedsrichter.

Der Konflikt war entstanden, weil Opel auch Hauptsponsor des AC Milan ist und Collina nicht auf seinen mit 800.000 Euro pro Jahr dotierten Werbevertrag verzichten wollte. Aus diesem Grund hätte er nur noch Serie-B-Spiele leiten dürfen. Collina erklärte, dass AIA-Chef Tullio Lanese über seinen Werbevertrag mit Opel informiert gewesen sei. “Nachdem ich Lanese von meinem Vertragsabschluss informiert hatte, gratulierte er mir. Auch bei den anderen Werbekampagnen habe ich keine schriftliche Genehmigung erhalten”, betonte Collina, der sechs Mal zum weltbesten Fußball-Referee gewählt wurde.

Dass man ausgerechnet Collina wegen eines gemeinsamen Werbepartners mit Milan den Verlust seiner geradezu legendären Unparteilichkeit unterstellte, nannte Italiens Ligachef und Milan-Vizepräsident Adriano Galliani “völlig absurd”. In einer von Schiebung, Wettskandalen, Vereinspleiten und Fangewalt überschatteten Liga war doch gerade der Mann mit den stechenden Augen ein Garant für sauberen Fußball. Dennoch stellte ihm der Verband ein Ultimatum: werben oder pfeifen.

Collina, dem wegen einer Stoffwechselkrankheit im Alter von 24 Jahren alle Haare ausfielen, war nicht nur im nationalen Fußball ein Star. Laut einer Umfrage bezeichnen 60 Prozent der Italienerinnen den charmanten und stets zurückhaltenden Collina sogar als “sexy”. Sein in neun Sprachen aufgelegtes Buch “Meine Regeln des Spiels” wurde zur Pflichtlektüre für Fußballfans.

Unzählige Fans, Spieler und Vereine sehen in Collina immer noch den idealen Schiedsrichter. Dass der Fußballverband ihm im Sommer mit einer eigens eingeführten “Lex Collina” trotz Erreichens der Altersgrenze von 45 Jahren noch eine Karriereverlängerung um eine Saison zugestanden hatte, stieß überall auf große Zustimmung. Gut möglich, dass Fans, Spieler und Vereine versuchen werden, Collina zum Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen.

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