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Schlechte Kartoffelernte fordert 11er Nahrungsmittel

©dpa
Der Nahrungsmittelhersteller 11er kämpft derzeit mit stark gestiegenen Kartoffelpreisen.

Wie Geschäftsführer Thomas Schwarz im wpa-Gespräch erklärte, habe man es mit einer “drastischen Preissteigerung” auf den europäischen Märkten zu tun. Der Grund dafür sei leicht erklärt: “Der Sommer 2018 war in ganz Europa zu trocken und zu heiß. Diese Kombination bekommt den Kartoffeln gar nicht gut”, so Schwarz. Das Problem dabei sei, dass diese Wetterkomponente auf allen europäischen Beschaffungsmärkten eine Rolle spiele, wodurch man auch nicht wirklich zu anderen Lieferanten ausweichen könne. “Das ist derzeit eine große Herausforderung. Alle fünf bis sechs Jahre ist die Branche mit schlechten Ernten konfrontiert.”

Dem Tiefkühlkartoffelgerichte-Hersteller wird dabei sozusagen zum ‘Verhängnis’, dass er mehr oder weniger von einem einzigen zentralen Rohstoff abhängig ist, nämlich der Kartoffel. “Wir können solche ausgeprägten Erntesituationen nicht wirklich beeinflussen, egal, wie breit wir uns auf der Lieferantenseite absichern.” Im Jahr 2017 habe es eine ausgezeichnete Ernte gegeben, wodurch die Preise gesunken seien. “Jetzt geht es in die Gegenrichtung, denn die Zahlen der mit Oktober abgeschlossenen Erntesaison liegen auf dem Tisch.”

Preiserhöhungen von bis zu 30 Prozent

In Deutschland gebe es deshalb bei den Endprodukten bereits jetzt Preisanstiege von bis zu 30 Prozent, etwa bei Pommes Frites. 11er werde die Preise für seine Endprodukte je nach Sortiment zwischen 10 und 30 Prozent erhöhen. Das gelte sowohl für die Eigenmarke 11er als auch für die von 11er produzierten Handelsmarken. Da der “Extremsommer 2018” naturgemäß auch den Vertretern der Handelsketten aufgefallen sei, gebe es dieses Mal zumindest ein gewisses Grundverständnis für die Preiserhöhungen, sagte Schwarz.

11er verarbeitet pro Jahr rund 75.000 Tonnen Kartoffeln zu Pommes Frites, Rösti, Kroketten und damit zusammenhängenden Spezialprodukten. Deren Beschaffung wickelt seit vielen Jahren die Kartoffel Service GmbH KSG in München ab, an der 11er zu 50 Prozent beteiligt ist. Das Unternehmen kümmert sich dabei auch um die eigene Saatgutproduktion und die Zusammenarbeit mit den 11er-Vertragsbauern. Die Herausforderung bei der Kartoffel-Beschaffung sei insbesondere der Abschluss von Kontrakten, die für ein Naturprodukt verhältnismäßig weit in die Zukunft reichen. “Wir verhandeln jetzt im Herbst die Verträge für die Lieferungen von 2019 und 2020. Aber wie wird dann die Ernte sein?”

Leichtes Umsatzplus

Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die Firmengruppe 11er ein Umsatzplus von 6,5 Prozent auf 72,5 Millionen Euro. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass hier auch die im Sommer 2017 übernommene Metzgerei Walser in Meiningen für sechs Monate beinhaltet ist. Ohne Walser habe 11er organisch um etwa ein Prozent auf rund 68 Millionen Euro Umsatz zugelegt. Die Ertragssituation der 11er Nahrungsmittel GmbH war 2017 klar positiv.

11er beliefert Groß- und Einzelhandelskunden insbesondere in Österreich, Italien und Deutschland. Der Exportanteil liegt bei rund 70 Prozent. In den nächsten drei bis fünf Jahren möchte 11er den Anteil von Kunden außerhalb Europas steigern. “Es gibt hier vielversprechende Gespräche.” Den Schritt wage man ausschließlich mit den gehobenen 11er-Spezialprodukten. Denn im Standard- und Billigsortiment könne man als österreichischer Hersteller mit den internationalen Branchengrößen preislich nicht mithalten. “Im Commodity-Bereich sind wir nicht konkurrenzfähig.” Ebenso will 11er Nahrungsmittel den Umsatzanteil der eigenen Marke 11er in den nächsten Jahren sukzessive ausbauen. Damit wolle man die vergleichsweise hohe Abhängigkeit von der Herstellung von Handelsmarken schrittweise reduzieren.

Für 2018 erwartet Schwarz ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dabei wachse insbesondere die eigene Marke 11er im Großhandel zweistellig und auch im Einzelhandel sei man mit der Entwicklung zufrieden. “Mehr als die Hälfte des heurigen Wachstums kommt aus der Marke 11er.” Natürlich seien dabei teilweise auch die ersten Preissteigerungen inkludiert.

Familienunternehmen

Die Firmengruppe 11er beschäftigt in Vorarlberg rund 310 Mitarbeiter. Davon entfallen etwa 260 auf 11er und 50 auf die Metzgerei Walser, bei der seit 1. Juli 2018 wie berichtet der frühere efef-Geschäftsführer Michael Riedmann als Prokurist tätig ist. Die Geschäfte der 11er Nahrungsmittel GmbH werden von den Geschäftsführern Thomas Schwarz und Clemens Grabher geleitet. Der langjährige 11er-Geschäftsführer Rudolf Grabher ist jetzt als Geschäftsführer der Holding-Gesellschaft tätig. Das Familienunternehmen gehört über diverse Zwischengesellschaften der C.O.R.P Privatstiftung.

Einstieg bei Tiefkühlexpress Grabher

In den vergangenen Wochen hat sich 11er mit 26 Prozent an der Tiefkühlexpress Grabher GmbH in Frastanz beteiligt. Das Unternehmen ist seit vielen Jahren am Firmenareal von 11er in Frastanz eingemietet und zählt zu den wichtigen Distributionspartnern in Vorarlberg. Der bisherige 49-Prozent-Miteigentümer Wedl Handels-GmbH aus Tirol hat sich im Zuge dessen aus der Tiefkühlexpress Grabher GmbH zurückgezogen. Mit jetzt 74 Prozent die Mehrheit der Anteile hält Ralph Grabher, der auch schon zuvor der Mehrheitseigentümer war. “Wir haben die gutgehende Zusammenarbeit mit Tiefkühlexpress Grabher damit auf neue Beine gestellt”, erläutert Schwarz die Beteiligung. (wpa)

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