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Schlaganfall: Mängel bei Akutversorgung im Ländle

Schwarzach - Österreich ist insgesamt "Weltmeister" in der medizinischen Akutversorgung von Patienten nach einem Schlaganfall. In Vorarlberg gibt es offenbar immer noch Mängel.

Ziemlich flächendeckende 32 spezialisierte Stroke Units führen dazu, dass 40 Prozent der Erkrankten binnen 90 Minuten behandelt werden können. Weltweit an der Spitze liegt Österreich bei der Thrombolyse-Therapie, bei der das Gerinnsel im Gehirn medikamentös aufgelöst wird. Doch es gibt offenbar noch immer Mängel in Vorarlberg. Das erklärten am Mittwoch Fachleute am Beginn der Welt-Schlaganfall-Konferenz in Wien mit rund 3.000 Teilnehmern (bis 27. September).

“Österreichs Versorgungssystem ist so anerkannt, weil wir diese ‘Stroke Units’ flächendeckend installiert haben. Jede der Abteilungen sollte für den Patienten binnen 45 Minuten erreichbar sein. Auch wenn sie keine Thrombolyse bekommen. Von 100 Schlaganfallpatienten sterben allein durch die Behandlung an einer solchen Einheit fünf weniger, zwei weniger müssen später in eine (Pflege-)Institution aufgenommen werden”, stellte Tagungspräsident Michael Brainin bei einer Pressekonferenz den Unterschied zwischen der Behandlung von Schlaganfallpatienten an internen Abteilungen bzw. an spezialisierten Einheiten dar.

In Österreich erleiden pro Jahr rund 24.000 Menschen einen Schlaganfall. Der Wiener Spezialist Wilfried Lang: “Auch Patienten mit einem ‘Schlagerl’, also mit flüchtigen Durchblutungsstörungen des Gehirns, müssen an eine Stroke Unit und behandelt werden. Damit können wir die Rate eines echten Schlaganfalls in den darauffolgenden Wochen von zehn auf zwei Prozent drücken.”

In der modernen Therapie das Um und Auf ist die Thrombolyse: Ähnlich wie beim Herzinfarkt kann mit dem Arzneimittel rt-PA das bei einem ischämischen Insult (Thrombusbildung im Gehirn) das Gerinnsel wieder aufgelöst werden. Entscheidend ist die möglichst sofortige Einlieferung samt schnellster Computertomographie-Diagnostik im Spital.

Hier hat das österreichische System in den vergangenen Jahren entscheidende Fortschritte gebracht. Lang: “2007 kamen 56 Prozent der Schlaganfallpatienten auf eine ‘Stroke Unit. Einige Jahre davor waren es noch 30 Prozent. 65 Prozent der Patienten kommen innerhalb von drei Stunden (nach Auftreten der Symptome, Anm.), 40 Prozent innerhalb von 90 Minuten. Die Hälfte der Erkrankten erhält dann binnen 30 Minuten eine bildgebende Untersuchung. 13 Prozent der Schlaganfallpatienten bekommen eine Thrombolyse. Wenn wir die Thrombolyse einsetzen, überstehen von 100 Menschen mit Schlaganfall 13 mehr dieses Ereignis unbehelligt.”

Dadurch wird neben Todesfällen auch Invalidität verhindert. Durch diese Behandlung wird der Blutstrom im Gehirn wiederhergestellt. Das hemmt die Ausbildung irreparabler Schäden. Weltweit liegt die Thrombolyse-Rate bei nur zwei bis vier Prozent.

Während im größten Teil Österreichs die nächste “Stroke Unit” innerhalb von 45 Minuten erreicht werden kann, ist das Bundesland Vorarlberg zum ebenfalls größten Teil ein echter “Ausreißer”. Dort liegt die Erreichbarkeit auf einem guten Teil der Fläche bei mehr als 90 Minuten und damit bei mehr als dem Doppelten des Zielwertes. Ausschließlich Vorarlberger Regionen sind hier auf der Österreich-Karte im tiefroten Bereich. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V) bezeichnete dies als eine negative Auswirkung des Föderalismus im Gesundheitswesen. Lang verwies darauf, dass in Vorarlberg die Neurologie in Valduna historisch gesehen eben abseits gebaut worden sei.

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