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Schiffskatastrophe im Roten Meer

Überlebende des Fährunglücks im Roten Meer haben schwere Vorwürfe gegen die Besatzung erhoben. Sie habe Problem heruntergespielt - selbst dann noch, als Schiff schon Schlagseite gehabt habe.  Schiffsunglücke

Als die Fähre dann plötzlich zu sinken begann, hätten der Kapitän und die Besatzungsmitglieder als Erste das Schiff verlassen und seien in die Rettungsboote gestiegen. Die Passagiere hätten sie im Stich gelassen, berichteten einige Überlebende. Beim Untergang des Schiffes in der Nacht zum Freitag sind wahrscheinlich rund 1.000 Menschen ertrunken.

Bis Samstag wurden den Behörden zufolge rund 400 Überlebende geborgen. Rund 200 Leichen seien an Land gebracht worden, meldete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena. Hoffnung für die etwa 800 Vermissten gab es kaum noch.

Die Passagiere hätten dem Kapitän über das Feuer berichtet, das unter Deck ausgebrochen sei, sagte Schahata Ali, ein Überlebender. Er habe aber gesagt, es gebe keinen Anlass zur Sorge. „Wir trugen Schwimmwesten“, fügte Ali hinzu, „sie sagten uns aber, es sei alles in Ordnung, und wir sollten die Schwimmwesten ablegen. Dann nahm die Besatzung uns die Schwimmwesten weg. Als das Schiff zu sinken begann, nahm der Kapitän ein Boot und war verschwunden.“

„Der Kapitän verließ als Erster das Schiff, und wir mussten völlig überrascht mit ansehen, wie das Schiff sank“, sagte Chaled Hassan, ein anderer Überlebender. Ähnlich lauteten die Berichte weiterer Passagiere: „Es gab ein Feuer an Bord, aber die Besatzung hielt die Leute davon ab, die Schwimmwesten anzulegen, damit keine Panik entsteht“, sagte Abdel Rauf Abdel Nabi, der am Samstag im Hafen von Safaga ankam.

Nader Galal Abdel Schafi erzählte: „Es gab ein Feuer unter Deck. Die Besatzung sagte aber, ’keine Sorge, wir löschen das’. Als es dann wirklich ernst wurde, stieg die Besatzung in die Rettungsboote und ließ uns an Bord zurück.“ Der 34-jährige Rifat Said berichtete: „Die Fähre fuhr noch zwei Stunden mit Schlagseite weiter, dann kenterte sie plötzlich und sank innerhalb von fünf Minuten.

Die Reederei Al-Salam Maritime Transport Company, der die gesunkene Fähre „Al-Salam 98“ gehörte, kündigte für Samstag eine Erklärung zu dem Unglück an. Das Schicksal des Kapitäns, Sajjed Omar, sei bisher nicht geklärt, fügte die Reederei hinzu.

Unklar blieb zunächst auch, warum die Küstenwache keinen Notruf empfing. Am Freitag hatte die Nachrichtenagentur Mena gemeldet, ein anderes Fährschiff habe ein Notsignal empfangen.

Die 35 Jahre alte „Al-Salam 98“ war in der Nacht zum Freitag auf dem Weg von Duba zur ägyptischen Hafenstadt Safaga gesunken. An Bord waren vor allem Ägypter und Passagiere aus anderen arabischen Staaten. Ein Sprecher des Präsidialamtes hatte am Freitag im Fernsehen gesagt, möglicherweise seien nicht genügend Rettungsboote an Bord gewesen. Ägyptens Präsident Husni Mubarak, der am Samstag Überlebende im Krankenhaus von Hurghada besuchte, ordnete eine Untersuchung des Unglück an. Den Angehörigen der Opfer und den Überlebenden sagte er eine Entschädigung zu.

In Safaga, dem Zielort der Fähre, warteten Hunderte Menschen auf eine Nachricht von ihren Angehörigen, die an Bord waren. In der Früh verlas ein Mann eine Liste mit Namen von Überlebenden. Fathi Kamel schrie auf: „Allahu Akbar (Gott ist groß)“, als er hörte, dass sein Neffe unter den Geretteten ist. Andere Leute brachen in Tränen aus, weil die von ihnen erwarteten Namen nicht verlesen worden waren.

Ein Schwesterschiff der „Al-Salam 98“, die „Al-Salam 95“, war im Oktober 2005 nach einer Kollision mit einem Frachter im Roten Meer gesunken. Damals wurden bis auf vier alle Menschen an Bord gerettet.

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