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Schießwütiger Bankräuber wegen versuchten Mordes vor Gericht

Wegen versuchten Mordes und schweren Raubes hat sich am Montag ein 59-Jähriger vor Geschworenen im Straflandesgericht (Vorsitz Richterin Claudia Geiler) verantworten müssen.

Der Mann hatte am 31. Jänner 2008 in Cowboy-Montur – Wild West-Hut, Leder-Gilet und ein über den Mund gebundenes Halstuch – mit einer Winchester eine Bank Austria-Filiale in Wien-Floridsdorf überfallen. Dabei gab er zwei Schüsse ab, wovon einer laut Anklage einem Angestellten gegolten haben soll. Der Schuss landete in einem Computer-Monitor.

Hintergrund war ein überzogenes Bankkonto des Angeklagten. Sein Berater bei der Bank Austria habe ihn bis Ende Jänner Zeit gegeben, dieses auszugleichen, so der 59-Jährige, der an einer Krücke in den Verhandlungssaal gehinkt kam. Der Überfall sei eher eine spontane Eingebung gewesen am Weg von zu Hause zum Orthopäden. Der Mann gab an, an diesem Tag mehrere Schmerztabletten genommen zu haben: “Das war alles wie im Traum.”

“Momentan” sei ihm die Sache mit dem Konto eingefallen: “Da habe ich gedacht, wenn die Bank das Konto ausgeglichen haben will, soll sie es selbst bezahlen”, so der Angeklagte, der bereits in den 70er Jahren unter anderem wegen Mordes und Totschlags vor Gericht gestanden ist.

Cowboy-Utensilien sowie die Waffen – neben der Winchester noch eine Soft-Gun – seien “zufällig”, weil “immer” im Auto gelegen. Die Waffen habe er “zum Schutz” gehabt: “Ich habe beim Sicherheitsdienst gearbeitet und als Detektiv.” Mitunter habe er auch eine Filiale der Bank Austria bewacht.

Zwei gestohlene Kennzeichen hatte er vor dem Überfall am Auto seiner Lebensgefährtin – mit dem der Angeklagte “immer untertags” unterwegs war – montiert: “Nicht für die Tat an sich, sondern weil ich 27 Strafanzeigen wegen Schnellfahrens gekriegt hab”, erklärte der Mann.

Den ersten Schuss habe er zwischen Kassa und einer Angestellten abgegeben, weil die Mitarbeiter seiner Geldforderung nicht schnell genug nachgekommen waren. Beim zweiten habe er zwischen der Filialleiterin und einen Angestellten auf den Monitor gezielt, sagte der Mann. Erst nach dem zweiten Schuss hätten die Angestellten “weitergetan”.

Er sei ein sicherer Schütze, nie wäre jemand in Gefahr gewesen, meinte der 59-Jährige. Er wollte niemanden verletzten. “Ich habe beim Bundesheer sämtliche Schussübungen erfüllt und habe die Bronze, die Silberne und die Goldene im Kleinkalibergewehr.” – “Aber das mit dem Bundesheer liegt ja schon lange zurück?”, fragte die Richterin. “Das ist wie Autofahren – verlernt man das?”, fragte der Angeklagte zurück. Er verwies auch auf seinen durch einen Mix an Schmerztabletten hervorgerufenen Zustand: “Das war wie in Trance. Meine Reaktion war so langsam, da hätte ich gar nicht daneben schießen können.”

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