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Scheich Mohammed muss seinen Ruhm jetzt teilen

Es sollte der große Tag des Triumphes für Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, den Herrscher von Dubai, werden. Er hatte das höchste Gebäude der Welt bauen lassen. Er wollte es eröffnen, als stolzes Symbol seiner Vision von einem modernen, produktiven arabischen Gemeinwesen. Doch weder der Scheich noch die Berater, die ihn zu immer neuen Megaprojekten drängten, hatten mit einer globalen Finanzkrise gerechnet.
Höchstes Gebäude der Welt in Dubai eröffnet
Bilder vom Mega-Bau
Und die sollte ihnen einen Schuldenberg bescheren, der so hoch war, dass die bis zuletzt geheim gehaltene Höhe des Rekord-Wolkenkratzers plötzlich zur Nebensache wurde.

In den Tagen der Not bot sich Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, der Herrscher des benachbarten Emirates Abu Dhabi und Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ist, als Retter an. Er überwies den verschuldeten Staatsfirmen von Dubai Geld. Zum Dank hat der Scheich nun den 828 Meter hohen Turm, auf den er so stolz ist, “Burj Chalifa” (Turm des Chalifa) genannt.

Und nicht nur das. Auch die Eröffnungsfeierlichkeiten für den spitz in den Himmel ragenden Ingenieurstraum aus Stahl und Glas fielen eher arabisch-konservativ aus, ganz im Stil der Nachbarn aus Abu Dhabi, die über die leicht bekleideten Touristen und Bars von Dubai schon seit Jahren die Nasen rümpfen.

“Viele reden, wir erreichen etwas”, lautet der Wahlspruch von Scheich Mohammed, der am Montag nicht nur den Wolkenkratzer eröffnete, sondern auch sein vierjähriges Amtsjubiläum als Herrscher von Dubai feierte. Auf Kritik reagiert der Scheich, der gerne reitet und Gedichte schreibt, empfindlich. Als es im vergangenen November nach Bekanntwerden der Finanzprobleme des Staatsfonds Dubai World Kritik und hämische Kommentar aus aller Welt hagelte, regte er sich über die aus seiner Sicht unfaire Berichterstattung auf.

Auch der Burj Chalifa, für dessen Fertigstellung Ingenieure aus aller Welt Höchstleistungen vollbringen mussten, ist nicht unumstritten. Während sich einige Investoren und Immobilienentwickler an den Superlativen und Prestigeprojekten des arabischen Emirats ergötzen, werfen Umweltschützer und Globalisierungsgegner “Scheich Mo” Größenwahn und Geltungsdrang vor. Der Burj Dubai ist für sie das Negativ-Symbol der “Höher-Schneller-Weiter-Strategie” des Scheichs.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat man dagegen Verständnis für die Golfaraber, die nicht nur von ihren Öl-Einkünfte leben wollen, sondern mit ihren künstlichen Inseln, begrünten Wüstengebieten und überdachten Skipisten stets aufs Neue ausprobieren, was möglich ist. US-Außenministerin Hillary Clinton schickte am Montag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur WAM einen Glückwunschbrief an Scheich Mohammed, in dem sie dessen Vision und Durchhaltevermögen rühmte.

Scheich Mohammed will die Eröffnung des Wolkenkratzers nun auch als Mittel gegen die Vertrauenskrise der Investoren nutzen.

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