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Schauspieler Otto Schenk wird 80

Am 12. Juni feiert Otto Schenk seinen 80. Geburtstag. Und ist rastlos wie eh und je. "Ich bin nur Überarbeitung gewohnt" sagt der Wiener Schauspieler, der sich als Theater- und Opernregisseur einen Namen gemacht, 1988 bis 1997 das Theater in der Josefstadt geleitet und sich in mehreren tausend Vorstellungen und Rezitationsabenden in die Herzen des Publikums gespielt hat, im Geburtstagsinterview mit der APA.
Otto Schenk im Interview

 ”Ich bin ein schwerer, träger Mühlstein, und immer wieder hat es Leute gegeben, die dieses Mühlrad bewegt haben.” Aktuell ist dafür u.a. Klaus Pohl verantwortlich: Mit “Einmal noch” hat der deutsche Autor Schenk ein Stück auf den Leib geschrieben, das am 10. Juni in Pohls eigener Regie an der Josefstadt uraufgeführt wird.

In 63 Berufsjahren sollte der Publikumsliebling, der als Erzkomödiant gefeiert und als “Otti” allseits geherzt wird (“Otti wurde ich von Kindheit an genannt, und die mich weiterhin kindisch behandeln, nennen mich Otti”, knurrt er), eigentlich alles erreicht haben, möchte man meinen. “Die Kunst, zum Lachen zu bringen, ist Otto Schenk wie kaum einem anderen gegeben. Weil dieses Lachen aber mit dem geheimen Erkennen menschlicher Fehlbarkeit verbunden ist, lieben ihn die Menschen”, hieß es 2000 in der Begründung für den Lebenswerk-“Nestroy”. “Otto Schenk hilft ihnen, im Lachen für Augenblicke ihre Ängste aufzulösen. Und tröstet sie damit über eigenes Missgeschick, eigene Schwächen hinweg. So ist er zum populärsten Schauspieler Österreichs geworden.”

Kammerschauspieler ist er ebenso längst wie Ehrenmitglied von Wiener Staatsoper und Theater in der Josefstadt, zum 80er wird er auch “Bürger von Wien”. Und doch gibt es Uneingelöstes in dieser einmaligen Karriere mit über hundert Rollen, fast hundert Opern- und rund 50 Hundert Theater-Inszenierungen. Manche große Charakterrolle habe sich leider nie ergeben, resümiert Schenk heute. Mangels Regisseuren mit Verführungskraft sei ihm, dem “Partisan der Wahrhaftigkeit”, dem Kämpfer für die Natürlichkeit, jenes Image des Komikers erwachsen, das er mit Kabinettstücken wie “Die Sternstunde des Josef Bieder” (seit 1992) oder “Othello darf nicht platzen” (ab 1990) für ganze Zuschauer-Generationen gefestigt hat. “Es war nicht immer komisch”, hat er sein jüngstes Erinnerungs-Buch genannt, “Ich war nie darauf aus, dass es komisch wird. Ich war darauf aus, dass man mir glaubt”, beteuert er im Gespräch.

Schenk wurde am 12. Juni 1930 in Wien als Sohn eines Notars und einer aus Triest stammenden Mutter geboren. Sein Bühnendebüt feierte er bereits 1947 als Gendarm in Karl Schönherrs “Karrnerleut” im Theater der Jugend, das damals in der Urania untergebracht war. Beim Vorsprechen am Max-Reinhardt-Seminar als Zettel überzeugte er u.a. die große Helene Thimig. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Theater-Enthusiasten übernahm er in dieser Zeit auch das Parkring-Theater und landete mit Erich Neubergs Inszenierung von Becketts “Warten auf Godot” einen großen Erfolg. Aus den Kellertheatern wechselte er Mitte der 50er über das Volkstheater ans Theater in der Josefstadt.

Den Durchbruch als Regisseur feierte Otto Schenk 1960 mit seiner Josefstadt-Inszenierung von Eugene O’Neills “O Wildnis!”. Es folgten Horvath-Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen (“Geschichten aus dem Wiener Wienerwald”, 1966 und “Kasimir und Karoline”, 1969), Regiearbeiten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen – u.a. Shakespeares “Was ihr wollt” (1972) und “Wie es euch gefällt” (1980) sowie die Nestroy-Stücke “Der Talisman” (1976) und “Der Zerrissene” (1982, mit sich selbst als Gluthammer) – und an der Burg. Sein Schauspieldebüt am Burgtheater gab er erst 1996 als Hohes Alter in Raimunds Zaubermärchen “Der Bauer als Millionär”.

Als Opern-Regisseur machte Otto Schenk Weltkarriere. Seine erste Oper inszenierte er mit Mozarts “Zauberflöte” bereits 1957 am Salzburger Landestheater. Den endgültigen Durchbruch in dieser Sparte schaffte Schenk 1962 mit Bergs “Lulu” an der Wiener Staatsoper, wo er ab der kommenden Saison im Auftrag des neuen Direktors Dominique Meyer beginnend mit dem “Rosenkavalier” aus dem Jahr 1968 einige teils jahrzehntealte Inszenierungen auffrischen wird. Bei den Salzburger Festspielen (wo er 1986-88 Direktoriums-Mitglied war) inszenierte er u.a. die Uraufführung von Cerhas “Baal” (1981). Die New Yorker Met, wo Schenk 1970 mit “Fidelio” debütierte und im Vorjahr noch einmal seinen “Ring des Nibelungen” (1986-88) auf die Bühne brachte, wurde seine zweite Heimat. Hier brach er für eine Zusammenarbeit mit Anna Netrebko 2006 auch seinen Eid, sich endgültig von der Regie zurückzuziehen, und inszenierte Donizettis “Don Pasquale”.

Schenk hat sich mit unzähligen Rollen in das Gedächtnis des Publikums gespielt, etwa als “Bockerer” (1984 im Münchner Volkstheater bzw. 1993 in der Josefstadt), als Fortunatus Wurzel in “Der Bauer als Millionär” (Salzburger Festspiele, 1987), als “Volpone” (1989), als Salieri in Shaffers “Amadeus” (1991), als Zauberkönig in “Geschichten aus dem Wiener Wald” (1994), als Molieres “Der Geizige” (1995), als Rappelkopf in Raimunds “Der Alpenkönig und der Menschenfeind” (Salzburger Festspiele, 1996), in Turrinis “Josef und Maria” (1999) oder als Thomas Bernhards “Theatermacher” (2006).

Seine Popularität in Österreich verdankt Schenk, der seit 1956 mit seiner Frau Renee verheiratet ist, auch seiner regen Bildschirm-Präsenz. In der deutschen Version des mit dem Trickfilm-Oscar ausgezeichneten Animationsstreifens “Up” lieh er dem ebenso abenteuerlustigen wie grantigen Witwer Carl Fredricksen seine Stimme. Einen Film mit Birgit Minichmayr würde er noch gerne drehen, verrät Schenk vor seinem 80er, “und ich wüsste auch schon einen Stoff”.

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