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Schauspieler Helmut Berger mit 78 Jahren "unerwartet" gestorben

Helmut Berger - hier im Jahr 2012 - ist einige Tage vor seinem 79. Geburtstag gestorben.
Helmut Berger - hier im Jahr 2012 - ist einige Tage vor seinem 79. Geburtstag gestorben. ©APA/DPA/Jörg Carstensen
Der Schauspieler Helmut Berger ist am Donnerstag im Alter von 78 Jahren gestorben.

Helmut Berger war in den 1960er- und 1970er-Jahren ein europäischer Filmstar. Einst galt der Schauspieler mit bürgerlichem Namen Steinberger als schönster Mann der Welt, es folgten Skandale und der Absturz. Am 29. Mai wäre der gebürtige Bad Ischler 79 Jahre alt geworden. Wie sein Agent Helmut Werner der APA berichtete, starb Berger am Donnerstag "friedlich, aber dennoch unerwartet" in Salzburg. Sein Lebensmotto "La Dolce Vita" genoss Berger zeitlebens in vollen Zügen.

Helmut Berger gestorben

Helmut Berger verbrachte seine Kindheit und Jugend in Salzburg, arbeitete später in Paris und London zunächst als Dressman und Fotomodell und wirkte in Werbespots mit. Zwischen 1964 und 1966 absolvierte Berger in London ein Studium an der "Central Drama School", machte jedoch keinen Abschluss. Er ging nach Perugia, um an der Universität Italienisch zu lernen. Erste Leinwanderfahrungen sammelte er als Statist und mit kleineren Rollen in der Filmmetropole Cinecitta, wurde dann 1966 das erste Mal von seinem Entdecker Luchino Visconti mit einer kleinen Rolle im Film "Hexen von heute" besetzt.

Berger-Durchbruch

Den Durchbruch schaffte Berger schließlich mit seinen Rollen in "Die Verdammten" (1969) und "Ludwig II." (1972), für erstere wurde er für den Golden Globe als bester Nachwuchsschauspieler nominiert. Bei beiden Filmen führte Visconti Regie. Der 38 Jahre ältere Italiener wurde sein Lebensgefährte und "Vaterersatz". Berger personifizierte den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino. So wurde er insbesondere für seine Darstellung narzisstischer und bisexueller Figuren bekannt.

Ebenfalls 1970 erlebte man den Schauspieler mit der Titelrolle des ewig jungen Dandys in Massimo Dallamanos Oscar Wilde-Adaption "Das Bildnis des Dorian Gray". Nach Vittorio De Sicas "Der Garten der Finzi Contini" (1970), Sergio Gobbis "Un beau monstre" (1970) und Duccio Tessaris Thriller "Una Farfalla con le ali insanguinate" (1971) vertraute ihm Visconti 1972 die schwierige Rolle des schizophrenen Bayernkönigs Ludwig II. an. 1974 erlebte man Berger in Viscontis "Gewalt und Leidenschaft" an der Seite von Burt Lancaster. Bergers erste deutsche Kinoproduktion war 1973 Otto Schenks Arthur Schnitzler-Adaption "Reigen".

Berger stürzte in Krise

Visconti starb 1976 und Berger stürzte in eine Krise. Es folgten ein Selbstmordversuch, Alkoholexzesse und ein dekadenter Lebensstil. Berger sagte, dass er sich nach Visconti niemals mehr in jemanden verliebt habe. Oft bezeichnete er sich als "Witwe Luchino Viscontis". Berger spielte in den folgenden Jahren in unbedeutenderen Filmen und übernahm Fernsehrollen wie in der US-Soap "Der Denver Clan". Francis Ford Coppola engagierte ihn aber 1990 immerhin für "Der Pate III". 1992 wirkte Berger im Video zu Madonnas "Erotica" mit.

Statt mit schauspielerischen Leistungen macht Berger mehr mit Auftritten in Talkshows von sich reden. Medien berichteten über seine ausschweifenden Exzesse mit Alkohol und anderen Drogen und zahlreiche Affären. Große Aufmerksamkeit wurde ihm wieder zuteil, als er 2013 ins RTL-Dschungelcamp zog. Vor Gericht stritt sich Berger mit Regisseur Andreas Horvath, der ihn im Dokumentarfilm "Helmut Berger, Actor" bei der Selbstbefriedigung gezeigt hatte. "Bloßstellend und herabsetzend" seien einige Szenen gewesen, so der Vorwurf.

Berger berührte mit Auftritt

Kurz vor seinem 70. Geburtstag 2014 berührte Berger mit einem eher stillen Auftritt: Zittrig und gesundheitlich angeschlagen zeigte er sich zur Weltpremiere von "Saint Laurent" auf dem roten Teppich des Filmfestivals von Cannes. 2018 folgte in hohem Alter sein Theaterdebüt: An der Volksbühne Berlin spielte Berger an der Seite von Ingrid Caven einen Baron der Barockzeit.

In Bad Ischl erhielt der vielfach ausgezeichnete Berger zum 75. Geburtstag das Kulturehrenzeichen der Stadt, auf dem Vorplatz des Lehartheaters wurde eine Büste des Schauspielers enthüllt, die ihn in seiner Glanzrolle als Ludwig II. zeigt. 2019 erschien der Dokumentarfilm "Helmut Berger, meine Mutter und ich" von Valesca Peters. "Es ist mir scheißegal", sagt Berger der Filmemacherin, als sie ihn fragt, was andere wohl über ihn denken.

Berger gab Karriereende bekannt

Im November 2019 gab Berger schließlich bekannt, nach mehreren Lungenentzündungen seine Schauspielkarriere zu beenden. Er wolle wie sein Vorbild Marlene Dietrich seinen Lebensabend außerhalb der Öffentlichkeit verbringen. Der frühere Liebling auf allen Partys des internationalen Jet-Sets, "lebte bis zuletzt glücklich, zufrieden und gut gelaunt in Salzburg", wie sein Agent Werner mitteilte und Berger zitierte: "Ich habe drei Leben gelebt. Und das in vier Sprachen! Je ne regrette rien!"

(APA/Red)

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