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Satiresendung im Irak polarisiert Zuschauer und Politik

Er ist ein tyrannischer, übergewichtiger Playboy in Uniform. Er ist vulgär, trägt einen Bart wie Adolf Hitler und quält seine Untertanen. Eine Comedyshow über einen fiktiven Diktator sorgt zurzeit im Irak für Aufregung. Sie ist die neueste Erfindung eines umstrittenen Fernsehsenders, der mit zahlreichen provokanten Satiresendungen versucht, auf Missstände im Irak aufmerksam zu machen.

Während des Ramadan zeigt der Sender täglich eine Folge über den Diktatorenalltag. In einer Szene ändert der TV-Tyrann schnell die Verfassung, weil er seine Amtszeit auf 20 Jahre verlängern will. Da unterbricht ihn einer seiner Minister und sagt: “20 Jahre sind doch ruckzuck vorbei, schreib doch besser gleich 75 Jahre rein.”

Der bissige Humor der Sendung polarisiert die Zuschauer im Irak. Die einen halten die Show für politisch voreingenommen, die anderen freuen sich über die harte Kritik an den politischen Fehlentwicklungen des Landes. Vonseiten der Regierung hat der Sender Sharqiya, der sein Programm aus Dubai sendet, die Ablehnung bereits zu spüren bekommen: Zu Jahresbeginn wurde das Büro des Senders in Bagdad geschlossen, mit dem Vorwurf, das Programm stachle die Religionskonflikte im Irak an. “Wir haben nichts gegen Satiresendungen, die in einer geschmackvollen Art und Weise die Regierung kritisieren”, sagt der schiitische Politiker Scheich Hamid Mualla, “aber diese Show hat nichts mit Unterhaltung zu tun: Sie geht einfach nur unter die Gürtellinie.”

Eine der weiteren umstrittenen Sendungen im Programm von Sharqiya ist die Parodie einer politischen Talkshow. Als Gast tritt dort etwa ein fiktiver Religionsminister auf, der Schiiten und Sunniten im Publikum auffordert, getrennt voneinander zu sitzen. In einer anderen Folge erklärt ein Schauspieler in der Rolle eines Selbstmordattentäters, wie man sich am besten in die Luft sprengt. Der Programmdirektor von Sharqiya sagt, man habe mit solchen Sendungen niemals die Gefühle der Zuschauer verletzen wollen. “Wir versuchen lediglich, die Menschen mit Humor von einem Teil ihrer Probleme zu befreien.”

Rassim Al-Jumaili spielt den gemeinen Diktator in der neuesten Sharqiya-Show. Ursprünglich habe er vor einer so politischen Rolle zurückgeschreckt. “Das Drehbuch hat mich aber überzeugt: Es ist sowohl kritisch als auch wirklich komisch”, sagt Jumaili. In seinen Augen ist die Sendung alles andere als respektlos. Sie mache thematisiere lediglich, worunter viele Iraker leiden. “Über die Probleme können wir nicht einfach schweigen”, sagt Jumaili. Er wolle mit der Sendung die Verantwortlichen darauf hinweisen: „Da läuft etwas falsch, korrigiert das!”

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