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Sarkozy im Visier: Justiz ermittelt nach angeblichen Morddrohungen durch Mithäftlinge

©AFP; Screenshot X
Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy sitzt seit Dienstag in Haft. Neben Personenschutz durch zwei Polizisten muss er sich nun auch gegen Drohungen von Mithäftlingen zur Wehr setzen. Die Justiz ermittelt.
Nicolas Sarkozy: Luxus-Dinner, Haft in Paris – und die Frage nach Macrons Gnade

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy verbrachte seine erste Nacht in der Justizvollzugsanstalt La Santé in Paris – begleitet von heftigen Beleidigungen und Bedrohungen. Videos aus sozialen Netzwerken zeigen, wie andere Häftlinge aus Fenstern heraus rufen: "Zeig dein Gesicht, Sarkozy!" und ihn mit teils vulgären Ausdrücken beschimpfen. Die Szenen wurden live auf Tiktok gestreamt.

Verfahren wegen Morddrohungen eingeleitet

Nach Angaben französischer Medien hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen drei Häftlinge aufgenommen. Bei einer Zellenkontrolle wurden Mobiltelefone sichergestellt. Ein Sprecher der Justiz bestätigte, dass eines der Videos eindeutig innerhalb der Haftanstalt aufgenommen wurde. Es zeigt mutmaßlich die Ankunft Sarkozys und richtet sich mit Drohungen direkt gegen ihn.

Die zuständigen Behörden haben ein Verfahren wegen Morddrohungen eingeleitet. Die betroffenen Insassen sollen Sarkozy nicht persönlich begegnet sein – der Ex-Präsident steht unter besonderem Schutz.

Zwei Leibwächter in Nachbarzelle

Sarkozy wird weiterhin von zwei Polizisten bewacht, die sich eine Nachbarzelle teilen. Laut Innenminister Laurent Nuñez ist dies eine Maßnahme zum Schutz des früheren Staatschefs, die mit der Gefängnisleitung abgestimmt wurde. Das Recht auf Personenschutz bestehe auch während der Haftzeit.

Die Präsenz der Leibwächter sorgt allerdings für Kritik innerhalb der Gefängnisgewerkschaft. Deren Sprecher äußerte gegenüber RTL den Vorwurf, es entstehe der Eindruck, das Personal vor Ort sei nicht ausreichend kompetent – einen solchen Fall habe er in 25 Jahren "noch nie erlebt".

Sonderbehandlung unter öffentlicher Beobachtung

Neben dem Personenschutz bleiben Sarkozy auch zwei persönliche Sekretärinnen erhalten, die weiterhin für ihn arbeiten. Sie kümmern sich um Post und Telefonate. Seine Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy und seine Kinder müssen beim Besuch nicht im Wartebereich verweilen, sondern werden direkt ins Sprechzimmer begleitet.

©AFP

Die Einzelzelle Sarkozys ist neun Quadratmeter groß. Mahlzeiten werden aus Sicherheitsgründen nicht durch Mithäftlinge, sondern durch das Gefängnispersonal übergeben. Der 70-Jährige darf täglich eine Stunde im geschützten Innenhof verbringen. Drei Besuchstermine pro Woche sind erlaubt.

Mehrheit der Franzosen gegen Privilegien

Laut einer aktuellen Umfrage sprechen sich drei von vier Franzosen gegen eine bevorzugte Behandlung Sarkozys in der Haft aus. Selbst unter den Anhängern der konservativen "Les Républicains" ist nur knapp die Hälfte für eine Gleichstellung mit gewöhnlichen Häftlingen.

Sarkozy will Buch schreiben – und beteuert Unschuld

Sarkozys Anwalt teilte mit, dass der Ex-Präsident seine Zeit im Gefängnis für Sport und zum Schreiben eines neuen Buches nutzen wolle – beides habe er bereits begonnen. Öffentlich hält Sarkozy an seiner Unschuld fest. Kurz vor Haftantritt äußerte er sich nochmals über die Plattform X.

Nicolas Sarkozy mit seiner Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy ©AFP

Er war im September wegen illegaler Wahlkampffinanzierung verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass seit 2005 Kontakte mit der libyschen Führung genutzt wurden, um Finanzmittel für den Wahlkampf 2007 zu sichern. Aufgrund der Schwere des Falls wurde die Haftstrafe sofort vollstreckt.

(VOL.AT)

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