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Santander-Profis nach Eklat im spanischen Cup bejubelt

Drittliga-Kicker boykottierten Viertelfinal-Rückspiel - Trainer: "Die Berufsehre bewog sie dazu".
Drittliga-Kicker boykottierten Viertelfinal-Rückspiel - Trainer: "Die Berufsehre bewog sie dazu". ©EPA
Das Cupspiel währte nicht einmal zwei Minuten: Die Fußballer des spanischen Erstligisten Real Sociedad San Sebastian schoben sich den Ball nach dem Anpfiff zu und kickten ihn ins Aus. Die Gegner von Racing Santander blieben umarmt im Mittelkreis stehen. Der Schiedsrichter fragte den Kapitän des Drittligisten zweimal, ob sein Team den Einwurf nicht ausführen wolle. Die Antwort war zweimal "nein".

Daraufhin erklärte der Unparteiische die Partie für beendet. Der Eklat war perfekt: Das Viertelfinal-Rückspiel wurde für Real Sociedad gewertet, die Basken, die das Hinspiel bereits 3:1 gewonnen hatten, zogen ins Halbfinale ein. Dort treffen sie auf den FC Barcelona. Das Publikum in Santander reagierte keinesfalls enttäuscht darüber, dass es keinen Fußball zu sehen bekam. Im Gegenteil: Die Zuschauer feierten die Drittliga-Profis.

“Können nicht zulassen, dass man unsere Rechte mit Füßen tritt”

Die Spieler von Santander hatten sich zum Boykott entschlossen, weil der Club ihnen seit Monaten die Gehälter schuldig bleibt. Sie hatten den Vorstand, der den Traditionsverein an den Rand des Ruins gewirtschaftet hatte, zum Rücktritt aufgefordert. Clubchef Angel Lavin ging darauf nicht ein. Daraufhin entschieden die Profis, das Spiel platzen zu lassen, und unterrichteten ihre Gegner davon. “Wir hätten zu gerne gespielt, aber wir können nicht zulassen, dass man unsere Rechte mit Füßen tritt”, sagte der Stürmer Mariano Sanz.

Die Drittliga-Kicker hatten das Wunder vollbracht, in den vorigen Cuprunden die Erstligisten FC Sevilla und UD Almeria auszuschalten. Nach Almeria hatten sie sogar die Strapazen einer 13-stündigen Busfahrt auf sich genommen, weil der Verein eine Flugreise nicht zahlen konnte. “Das Spiel gegen San Sebastian wäre für viele meiner Schützlinge die wichtigste Partie ihrer Karriere gewesen”, sagte Trainer Paco Fernandez. “Aber die Berufsehre bewog sie dazu, nicht zu spielen.”

Welle der Solidarität

Die Rebellion der Drittliga-Fußballer löste in Spanien eine Welle der Solidarität aus. Der Bürgermeister der Hafenstadt und der Regierungschef der nordspanischen Region Kantabrien unterstützten den Protest. Auch die Spieler-Gewerkschaft AFE erklärte sich solidarisch. Auch die spanische Presse feierte die Spieler des seit vergangenem Jahr 100-jährigen Vereins als Helden. “Die Racing-Fußballer lieferten ihr bestes Spiel, denn sie verteidigten ihre Ehre”, meinte die Zeitung “El Mundo”.

Einen vergleichbaren Boykott hatte es im spanischen Fußball nur einmal gegeben. Im April 2000 ließ der FC Barcelona – mit Kapitän Pep Guardiola – ein Cupspiel gegen Atletico Madrid platzen aus Protest dagegen, dass zahlreiche Spieler zwei Tage zuvor in Länderspielen im Einsatz waren. Barcelona wurde vom spanischen Verband (RFEF) für ein Jahr vom Cup ausgeschlossen, aber später begnadigt. Auch Santander kann auf die Gnade des Verbandes hoffen. “Man muss sich in die Lage dieser Spieler versetzen, die seit Monaten keine Gehälter bekommen”, sagte RFEF-Generalsekretär Jorge Perez.

(APA)

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