Sammlung Hans Bäumler mit "Gustav Klimt und Vorarlberg"

Generell habe der reiseunlustige Klimt wenig Beziehung zu Vorarlberg gehabt, es lasse sich nicht einmal sicher sagen, ob er jemals im Land gewesen sei, sagte Natter, ausgewiesener Experte für die Kunst in Wien um 1900 und ehemaliger Direktor des vorarlberg museum, zum "eigentlich überraschenden Thema". "Die Spurensuche ergab aber viel mehr, als wir gedacht haben", so Natter bei der Presseführung am Freitag. Julius Rhomberg, Miteigentümer der Textilfabrik Herrburger & Rhomberg, lernte Klimt 1889 während seiner Ausbildung in Wien kennen. Eine Klimt-Zeichnung in der Ausstellung zeigt den ehrgeizigen Spross der angesehenen, deutschnational eingestellten Vorarlberger Industriellenfamilie.
Wechselseitiger befruchtender Austausch
Dass man auch nach der Rückkehr nach Vorarlberg miteinander in Verbindung blieb, dokumentiert etwa die in der Schau gezeigte von Klimt gestaltete Glückwunschkarte, mit der der Künstler Rhomberg 1895 zur Hochzeit gratulierte. Hermann Flöge, Bruder der Modeschöpferin und Klimt-Muse Emilie Flöge, war zudem Prokurist in der Wiener Niederlassung von Herrburger & Rhomberg. Ihm ist ein eigenes der sieben Kapitel der Schau gewidmet. Man stand brieflich in Kontakt, besuchte gemeinsam Bälle, traf einander zu Spaziergängen. Die von den Künstlern der Wiener Secession propagierte Einbeziehung von Kunst in den Alltag zeigt sich in den Jugendstilstoffen, die Herrburger & Rhomberg nach Entwürfen aus dem Klimt-Umfeld herstellte, und die erstmals zu sehen sind.
Von wechselseitigem Austausch zeugen Fotos des Dornbirner Stadtarchivs von der Dornbirner Gewerbeausstellung 1900, wo der Hobby-Maler Julius Rhomberg den Pavillon der Textilindustrie mitgestaltete, und Bilder der Wiener Kunstschau 1908, wo Klimt mitwirkte und Herrburger & Rhomberg Teile der Ausstellungsräume, die Terrasse und das Kaffeehaus mit Heimtextilien ausstattete. "Dieser Auftritt verlieh Herrburger & Rhomberg innerhalb der österreichischen Textilindustrie einen Sonderstatus", erklärte Natter zu diesen Anfängen der Verbindung von Kunst und Industrie. Vorarlberg lag zwar am äußersten Rand der Monarchie, habe aber energisch den wirtschaftlichen Anschluss an die Moderne gesucht, so der Kurator. Zu sehen sind außerdem Studien und Zeichnungen Klimts aus Vorarlberger Privatbesitz, zwei Briefe Klimts aus dem Vorarlberger Landesarchiv und Lichtdrucke aus Klimts Mappenwerk.
Künftig jährlich Sonderausstellung geplant
Mit der 2019 in der ehemaligen Hemdenfertigung der Firma Bäumler eröffneten ständigen Ausstellung des Privatmuseums "ARCHE NOAH - Kunst & Natur" in Verbindung steht die Sonderschau über einen von Klimt gemalten männlichen Akt. Er wird dort neben über hundert Werken der Spätromantik und klassischen Moderne aus dem Besitz des ehemaligen Textilfabrikanten Hans Bäumler gezeigt. Der 86-jährige Bäumler selbst zeigte sich trotz der hohen Kosten des Natur- und Kunstmuseums zufrieden mit den Besucherzahlen. Es gelte, der Bevölkerung Zugang zu den Kunstwerken zu verschaffen und den Wert der Natur zu vermitteln. Im Kunstteil zu sehen sind Werke von Carl Spitzweg, Ferdinand Georg Waldmüller, Franz von Defregger, Auguste Renoir, Claude Monet, Edouard Manet, Paul Gauguin, August Macke, Max Pechstein und Pablo Picasso. Künftig soll es jedes Jahr eine Sonderausstellung mit Bezug zur Sammlung Hans Bäumler und zur Region geben.
(S E R V I C E - Privatmuseum ARCHE NOAH - Kunst & Kultur im Internet unter , geöffnet Freitag 11-18 Uhr, Samstag und Sonntag 11-17 Uhr)
(APA)
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