Vor allem der Brief des interimistischen Geschäftsführers des Festivals und Anwaltes der Berliner Philharmoniker, Peter Raue, hat die Gesellschaftsgründung abrupt gebremst. In seiner Sitzung hat der Salzburger Stadtsenat am Montag jedenfalls keinen Beschluss gefasst und Neuverhandlungen verlangt.
Raue wehrt sich in dem Brief gegen “ein Sonderprüfungsrecht der Stadt Salzburg”. Raue betonte, er sei davon ausgegangen, dass eine Prüfung der Osterfestspielgesellschaft durch den Landesrechnungshof obligatorisch sei. “Zusätzlich sollen Stadt, Land und Fremdenverkehrsgesellschaft prüfen, so viel sie wollen. Aber wir wollen weder mit den Kosten noch mit zusätzlichem Bürokratismus konfrontiert werden.”
Von einer “gläsernen Struktur” sprach auch Eliette von Karajan, Dirigentenwitwe und Ehrenpräsidentin der Herbert-von-Karajan-Stiftung. “Jede Art von Kontrolle muss möglich sein, je mehr desto besser. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich die Vorfälle der Vergangenheit nicht wiederholen. Ich habe das Anliegen von Raue auch nicht so verstanden, dass er sich gegen Kontrolle wehren würde, das wäre ja absurd.”
Kompromisslos gibt sich Karajan in Sachen Vetorecht. “Die Herbert-von-Karajan-Stiftung hatte 98 Prozent, jetzt sind wir damit einverstanden, nur noch 25 Prozent zu halten. Wenn der Unterstützungsverein der Osterfestspiele 15 Prozent bekommt, dann würden 40 Prozent in privater Hand bleiben. Damit wäre eine Sperrminorität sichergestellt. Darauf will ich nicht verzichten. Immerhin haben sich bereits im Vorjahr alle Beteiligten darauf geeinigt, dass sich die öffentliche Hand nicht in künstlerische Belange einmischt”, argumentierte Karajan.
Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) machte deutlich, dass “bezahlen mit Steuergeld und dann nicht kontrollieren nicht in Frage kommt. Wenn die öffentliche Hand, also Stadt, Land und SLTG (Salzburger Land Tourismus Gesellschaft, Anm.), 60 Prozent der neuen Gesellschaft hält und bis zu einer Millionen Euro für das Festival ausgibt, dann muss kontrolliert werden. Und es darf auch etwa in Fragen der Kartenpreise, Anzahl der Opernaufführungen oder anderen wirtschaftlichen Angelegenheiten nicht so sein, dass wir von der privaten Minderheit alles gesagt bekommen und de facto nicht mitreden können.” Schaden betonte allerdings, dass der aktuelle Konflikt um die Neugründung der Osterfestspielgesellschaft nicht überbewertet werden soll. “Raue hat in seinem Brief ein wenig hitzköpfig reagiert. Am Donnerstag trifft sich das Kuratorium, und dort werden wir versuchen, in aller Ruhe eine gute Lösung zu finden.”
Bürgerliste-Klubobmann Helmut Hüttinger hingegen bezeichnete den Raue-Brief stilistisch und inhaltlich als Frechheit. “Dazu kommt, dass Raue als Anwalt der Berliner Philharmoniker nicht zugleich Geschäftsführer der Osterfestspiele sein kann. Das ist eine klassische Unvereinbarkeit, die von Landeshauptfrau Burgstaller so schnell wie möglich abgeschafft werden muss”, betonte Hüttinger.
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