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Saisonstart reloaded in Kuusamo

Schlierenzauer verzichtete auf einen Start in Klingenthal
Schlierenzauer verzichtete auf einen Start in Klingenthal ©EPA
Für Gregor Schlierenzauer und andere beim grenzwertigen Weltcupauftakt leer ausgegangene Topathleten beginnt die Saison in Kuusamo bei null.
Skispringen ab 16 Uhr

Ausgerechnet auf der windanfälligen Ruka-Schanze erhoffen sich alle Beteiligten am Wochenende zwei faire Konkurrenzen und die erfolgsverwöhnten ÖSV-Skispringer die ersten Topplatzierungen.

Weltcuptitelverteidiger Schlierenzauer glaubt schon, dass die Vorkommnisse mit seinem Startverzicht in Klingenthal ein Umdenken auslösen können. “Ich hoffe schon, weil es gezeigt hat, dass es sich leider in eine Richtung entwickelt, wo nicht mehr der Sport im Vordergrund ist, sondern alles andere. Das tut mit weh und ist für den Sport einfach ein ‘Schas’, weil wir es nicht nötig haben”, sagte Schlierenzauer in Finnland gegenüber der APA – Austria Presse Agentur.

Allerdings müsse man auch die andere Seite sehen, schließlich habe sich der Veranstalter ja alle Mühe gegeben. Aber immer alles auf Biegen und Brechen durchzupeitschen, sei einfach falsch. “Es kann nicht sein, dass wir Athleten die Schuldtragenden sind und dass es so katastrophal wie in Klingenthal ist”, betonte er. Er habe nichts gegen ein bisschen Wind, aber diesmal sei es nicht nur eine Stufe, sondern ein “ganzer Stock” zu viel gewesen. Turbulenzen von elf Metern mit drehenden Böen, seien einfach zu gefährlich. Hier sieht er die Jury gefordert, “dass sie sagt, es geht leider nicht”.

Windspringen werde es immer wieder geben, die Frage sei, ob man am Ablauf und am Regelwerk etwas ändern wolle, so Schlierenzauer. So schlägt er zum Beispiel vor, dass man künftig bei derart wechselnden Bedingungen aus Fairnessgründen von vornherein nicht die volle Weltcuppunktezahl vergeben sollte. Voraussetzung für die Durchführung sei natürlich in jedem Fall, dass die Sicherheit gegeben ist.

Springen in Klingenthal abgehakt

Beim Auftakt habe es eine Punktedifferenz für Auf- und Rückenwind von 31 Punkten gegeben. “Das ist ein Wahnsinn, das sind Welten. Warum geht man nicht her und sagt, dass es bei so brutalen Unterschieden kein Weltcupspringen mit normalen Punkten gibt, sondern es werden 75 oder 50 Prozent der Punkte vergeben?”

Jeder werde damit leben können, wenn die Sicherheit gegeben sei und als Kompensation für nicht ganz faire Bedingungen weniger Punkte zu holen sind, ist sich der Weltcupsieg-Rekordhalter sicher.

Überhaupt nichts hält er vom Vorschlag von FIS-Renndirektor Walter Hofer, für die Springer am Absprungbalken einen Monitor mit den Windinformationen anzubringen. “Das ist der nächste völlige Blödsinn, weil sich die Jury wieder einen Schritt ihrer Verantwortung entzieht”, echauffierte sich der Tiroler. Wofür brauche man noch eine Jury, wenn alle Entscheidungen den Athleten und Trainern überlassen werden, fragte er sich.

Er habe die Farce aber bereits abgehakt und nun stelle quasi Kuusamo seinen Auftakt dar. “Für mich beginnt jetzt die Saison”, so Schlierenzauer, der sich aber wie seine fünf Teamkollegen, die es auch nicht in die Top Ten geschafft hatten, erst qualifizieren musste.

Morgenstern mit Leistung zufrieden

Von den ÖSV-Stars bilanzierte nach dem Auftakt nur Thomas Morgenstern (15.) positiv. “Was meine Leistung anbelangt, bin ich absolut zufrieden. Leider war wegen der Umstände vom Ergebnis her nicht mehr drin”, sagte der Kärntner. Auch für ihn fange der Weltcup nach dem “Casino” in Klingenthal erst in Skandinavien so richtig an.

Cheftrainer Alexander Pointner erhofft sich nicht nur gute Bedingungen, sondern auch eine Steigerung seiner Truppe. “Fakt ist, mit der Leistung, mit dem was auf Ergebnisliste steht, bin ich natürlich nicht zufrieden”, so Pointner, der die schwierigen Verhältnisse aber nicht als Ausrede gelten lassen wollte. “Mit so einem turbulenten Wochenende muss so eine routinierte Mannschaft wie wir zurechtkommen. Dadurch darf man darf sich nicht aus der Balance bringen lassen.”

Zeit zum Nachjustieren hatten sein Team ohnehin keine. Die Ausrüstung wurde direkt nach Finnland gebracht, das Team reiste am Mittwoch mit einem eigenen Charter-Jet an. Empfangen wurden sie von tiefwinterlichen Bedingungen. In Klingenthal waren sie noch auf bräunlichem Altschnee und neben grünen Wiesen gesprungen.

Erst gar nicht angereist ist Schlierenzauers “Boykott”-Partner Anders Bardal. Er bereitet sich mit einigen Teamkollegen in Norwegen auf die Heimbewerbe in Lillehammer vor.

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