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Saddam-Richter im Irak ermordet

Ein Untersuchungsrichter am Sondertribunal für Verbrechen des früheren Saddam-Regimes ist in Bagdad ermordet worden. Unbekannte erschossen den Kurden Barwis Mohammed al-Nirani und dessen Sohn vor ihrem Haus.

Erst am Montag hatte das Gericht fünf Angeklagte angehört, darunter den ehemaligen Saddam-Stellvertreter Taha Yassin Ramadan und Barwis al-Tikriti, einen Halbbruder von Saddam Hussein. Bei mehreren Anschlägen, vor allem auf irakische Sicherheitskräfte, starben am Mittwoch 16 Menschen.

Vor einem Rekrutierungsbüro der Armee im alten Muthanna-Flughafen von Bagdad zündete ein Selbstmordattentäter eine Autobombe. Er riss laut Innenministerium acht Menschen mit in den Tod und verletzte 31. Es war bereits der vierte Anschlag auf das Rekrutierungsbüro, das an einer stark befahrenen Straße liegt.

Bei einem weiteren Anschlag starben im Süden von Bagdad nach Armeeangaben drei irakische Soldaten und ein Selbstmordattentäter. Dieser hatte mit seinem Sprengstoff-Auto eine Straßensperre vor einem neuen Militärstützpunkt durchbrochen. An einem zweiten Kontrollpunkt kam es zur Explosion.

Wie die Polizei in Hilla berichtete, kamen am Morgen zwei Polizisten und ein Zivilist ums Leben, als Aufständische an der Schnellstraße zwischen Latifiya und Iskandariya einen Sprengsatz neben einer Patrouille zur Explosion brachten.

Der ermordete Untersuchungsrichter Nirani gehörte erst seit kurzer Zeit zu dem aus insgesamt 49 Richtern bestehenden Tribunal, das für Prozesse gegen Ex-Präsident Hussein und andere Spitzenfunktionäre des alten Regimes eingerichtet wurde. Im Gegensatz zu anderen Richtern hatte er keine besonderen Schutzmaßnahmen rund um sein Haus ergriffen.

Das neue irakische Parlament soll nach schiitischen Angaben kommende Woche erstmals zusammenkommen. Dies werde unabhängig davon geschehen, ob es vorher eine Einigung auf die Zusammensetzung der neuen Regierung gebe oder nicht, sagte am Mittwoch Jawad al-Maliki von der Dawa-Partei. Deren Vorsitzender Ibrahim al-Jaafari ist der gemeinsame Kandidat der schiitischen Vereinigten Irakischen Allianz für den Posten des irakischen Ministerpräsidenten. Diese hatte bei der Parlamentswahl 140 von 275 Sitzen und damit die absolute Mehrheit gewonnen.

Derweil bat ein irakischer Politiker mit schwedischer Staatsangehörigkeit vier Wochen nach seiner Entführung zum zweiten Mal per Video um Hilfe. Wie das Außenministerium in Stockholm bestätigte, sei ein solches Video bei Angehörigen des Chefs der irakischen Christdemokraten, Minas Ibrahim al-Yousifi, eingegangen.

Im Internet tauchte eine Botschaft im Namen der Islamistengruppe Ansar al-Sunna (Verteidiger der Sunna) auf, nach der die Gruppe am 25 Jänner bei einem Überfall zwischen Kirkuk und Tikrit zwei türkische Lastwagenfahrer umbrachte. Ansar al-Sunna, eine Abspaltung von Ansar al-Islam, operiert vor allem vom Kurdengebiet aus.

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