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Saddam Hussein wird künstlich ernährt

Der wegen eines Hungerstreiks ins Krankenhaus eingelieferte irakische Ex-Präsident Saddam Hussein schwebt nach Angaben der US-Armee nicht in Lebensgefahr.

Sein Gesundheitszustand werde permanent vom medizinischen Personal überwacht und sein Leben sei nicht in Gefahr, sagte Oberstleutnant Keir-Kevin Curry am Montag in Bagdad. Saddam Hussein setze seinen Hungerstreik fort, werde aber über eine Magensonde ernährt. Auch zwei Mitangeklagte, die sich ebenfalls im Hungerstreik befänden, würden medizinisch überwacht. Um welche Angeklagten es sich dabei handelt, sagte Curry nicht. Alle Betroffenen erhielten eine „adäquate medizinische Behandlung und Überwachung“.

Saddam Hussein hatte seit dem 8. Juli aus Protest gegen ein Gerichtsverfahren gegen ihn nur noch Flüssigkeit zu sich genommen; am Sonntag wurde er in ein Krankenhaus eingewiesen. Der Ex-Präsident muss sich derzeit zusammen mit sieben Mitangeklagten wegen eines Massakers an 148 Bewohnern des schiitischen Dorfes Dujail vor Gericht verantworten. Der Prozess sollte am Montag in Bagdad ohne Saddam Hussein fortgesetzt werden.

Irakisches Gericht setzt Prozess fort

Der Prozess gegen den irakischen Ex-Machthaber Saddam Hussein ist am Montag in dessen Abwesenheit fortgesetzt worden. Neben Saddam, der am Sonntag nach 16-tägigem Hungerstreik in eine Klinik gebracht worden war, blieben auch die Verteidiger der Verhandlung fern. Die Anwälte begründeten dies damit, dass das Gericht ihre Bedingungen für ein faires Verfahren nicht erfüllt habe. Frühere Boykotte des Verfahrens hatten sie auch mit mangelndem Schutz begründet. Bisher sind bereits drei Verteidiger getötet worden.

Saddams Anwälte warfen dem US-Militär zudem vor, mit Zwangsernährung den Willen ihres Mandanten brechen und so den Hungerstreik beenden zu wollen. US-Militärangaben zufolge befindet sich Saddam, der über eine Magensonde ernährt wird, nicht in kritischem Zustand. Der Ex-Machthaber habe Kaffee getrunken, flüssige Nahrung zu sich genommen und psychologische Betreuung erhalten, hieß es. Saddams mitangeklagter Halbbruder Barsan al-Tikriti lehnte bei der Sitzung am Montag seinen vom Gericht zugewiesenen Verteidiger ab und verlangte, die Sitzung verlassen zu dürfen.

Der Prozess gegen Saddam wegen der Ermordung von 148 Schiiten und der Folter von hunderten weiteren Bewohnern des Dorfes Dujail 1982 nähert sich dem Ende. In dem Verfahren vor dem Sondertribunal in Bagdad, vor dem sich insgesamt acht Vertreter der früheren irakischen Regierung verantworten müssen, droht dem Ex-Diktator die Todesstrafe. Ein Urteil könnte im September gefällt werden.

Mitte August muss sich der frühere irakische Machthaber zudem in einem zweiten Prozess vor einem Sondertribunal verantworten. Dabei wird Saddam Völkermord an Kurden im Nordirak in den 80er Jahren vorgeworfen. Insgesamt sitzen sieben Vertreter des früheren irakischen Regimes auf der Anklagebank – darunter auch Saddams Cousin Ali Hassan al-Majid, der wegen seiner Gas-Angriffe auf Kurden auch „Chemie-Ali“ genannt wird. Saddam wird vorgeworfen, die „Operation Anfal“ angeordnet zu haben, bei der Zehntausende Menschen getötet wurden.

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