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Saddam, ein Spaßvogel?

Wenn sich Sean O’Shea an seine Zeit mit Saddam Hussein erinnert, kann er sich nur schwer vorstellen, dass der irakische Ex-Präsident wegen Massenmordes angeklagt werden soll.

Denn in der Erinnerung des jungen US-Soldaten hat sich der einst gefürchtete Machthaber als ein „auf seltsame Weise liebenswerter verrückter Mann“ festgesetzt. O’Shea hatte zusammen mit vier anderen Soldaten der Nationalgarde Pennsylvanias den Auftrag, den prominenten Häftling im vergangenen Jahr zehn Monate lang zu bewachen.

Witze, Blumen und Käse-Chips

Saddam Hussein habe gerne Witze in gebrochenem Englisch gerissen, sagte O’Shea dem Magazin „GQ“. Den Inhalt seiner Geschenkpakete habe er mit seinen Gefängniswärtern geteilt; er habe seinen Garten bewässert und es geliebt, Familienpackungen von Käse-Chips zu verschlingen. O’Shea und die anderen Soldaten schilderten dem Magazin übereinstimmend, Saddam Hussein halte sich noch immer für den rechtmäßigen Präsidenten des Irak und sei davon überzeugt, immer zum Wohle des irakischen Volkes gehandelt zu haben.

Einladung in Präsidentenpalast

Er habe sie sogar eingeladen, ihn eines Tages zu besuchen, wenn er wieder in einem seiner Präsidentenpaläste residieren werde. O’Shea war erst 19 Jahre alt, als er zusammen mit seinen Kameraden mit der Bewachung des im Dezember 2003 gefassten Ex-Präsidenten betraut wurde.

Saddam Hussein habe Frühstücksflocken mit Rosinen geliebt. Das erste Mal hätten sie ihn in einer Zelle am Ende eines langen schmutzigen Korridors gesehen, die von leeren Räumen umgeben war. Später sei er in ein Verlies gebracht worden, das sauberer und frei von Ratten gewesen sei. Saddam Hussein habe die ganze Zeit über sehr auf Reinlichkeit geachtet. Nach jedem Händeschütteln habe er sich gewaschen.

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