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Russland: Bombenanschlag auf Zug

Nach einem Bombenanschlag ist am Sonntag südlich von Moskau ein russischer Personenzug entgleist, der aus der Hauptstadt der aufständischen Republik Tschetschenien, Grosny, kam.

Unterschiedlichen Angaben zufolge erlitten bis zu 42 Menschen Verletzungen. Dem Staatssicherheitsdienst FSB zufolge mussten zwei Verletzte ins Krankenhaus gebracht werden, darunter ein elfjähriges Mädchen. Es blieb zunächst unklar, wer für das Attentat verantwortlich war.

Vertreter der Bahngesellschaft sagten einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, bis zu sechs Menschen müssten klinisch behandelt werden. Der Sprengsatz mit einer Kraft von fünf Kilogramm TNT explodierte unmittelbar vor der Lok des Personenzuges und riss ein ein Meter tiefes Loch ins Gleisbett. Da der Zug mit relativ geringer Geschwindigkeit unterwegs gewesen sei, sei eine weit größere Katastrophe verhindert worden, sagte der Vize-Gouverneur für die Region Moskau, Alexej Pantelejew, Interfax. In der kaukasischen Republik Tschetschenien kämpfen moslemische Rebellen für eine Unabhängigkeit von Russland. Sie haben wiederholt Anschläge im Mutterland verübt.

„Der Lokführer hat den Ermittlern berichtet, dass sich die Explosion auf dem Gleisbett vor der Lok ereignet hat“, sagte ein Sprecher des FSB. Auch seien elektrische Leitungen gefunden worden, die zu dem Loch unter den Gleisen führten. Schließlich sei eine Stelle entdeckt worden, von der aus der Sprengsatz möglicherweise gezündet worden sei.

Durch die Explosion sprangen zwei Waggons des Zuges aus den Gleisen. 42 Menschen hätten medizinisch betreut werden müssen, meldete Interfax unter Berufung auf Vertreter des Bahnbetreibers. Der FSB sprach insgesamt von zwölf Verletzten. Die übrigen Passagiere wurden später mit anderen Zügen nach Moskau gebracht. Der Anschlag war 150 Kilometer südlich der Stadt verübt worden. Die Behörden hatten zunächst von einem technischen Gebrechen als Unfallursache gesprochen.

Der Anschlag ereignete sich am russischen Nationalfeiertag. Tschetschenische Rebellen, die für eine Unabhängigkeit der Republik kämpfen, haben in der Vergangenheit wiederholt an solchen symbolträchtigen Daten zugeschlagen. In der russischen Öffentlichkeit gab es Befürchtungen, tschetschenische Rebellen könnten mit Beginn der Feriensaison im Sommer, wenn landesweit Millionen unterwegs sind, Anschläge auf zivile Ziele wie Züge und andere öffentliche Verkehrsmittel verüben.

Die regelmäßige Zugsverbindung zwischen Tschetschenien und Moskau ist erst vor einem Jahr wieder eingerichtet worden und wird von russischer Seite als Zeichen für eine Normalisierung der Lage in der rebellischen Republik bezeichnet. Russland hat allerdings auch nach Jahren der angeblichen Befriedung noch 100.000 Soldaten in Tschetschenien stationiert, denen von Menschenrechtsorganisationen ein brutales Vorgehen vorgeworfen wird.

Der pro-russische Regierungschef Tschetscheniens, Alu Alchanow, lastete den Anschlag den Separatisten an. „Banditen wollen den Ruf aller Tschetschenen ruinieren“, sagte er. „Sie wollen den falschen Eindruck erwecken, dass das Wort Tschetschene immer im Zusammenhang mit dem Wort Explosion steht.“

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