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Russell Brand bewies bei Comedy-Show in Wien jede Menge Selbstironie

Russell Brand erstmals mit Comedy-Show in Wien
Russell Brand erstmals mit Comedy-Show in Wien ©EPA
Komiker Russell Brand ist erstmals mit seiner Show in Wien. Dabei bewies er Mut zur Selbstironie und präsentierte sich als vermeintlicher Erlöser.
Brand forderte Legalisierung von Drogen
Russell Brand in Wien

Wenn jemand unter dem “Messiah Complex” leidet, dann wohl Russell Brand. Als vermeintlicher Erlöser mit Penis-Fixierung und jeder Menge Selbstironie stellte der britische Komiker am Mittwochabend im erneut zur Comedy-Bühne gewandelten, ausverkauften Wiener Gartenbaukino sein gleichnamiges Stand-Up-Programm vor. Heute, Donnerstag, wird bei einem Zusatztermin weiter missioniert.

Russell Brand erstmals in Wien

Das Einzugslied ist Programm: “Personal Jesus” erklingt, wenn der groß gewachsene, dünne Brite in enger Lederhose, Tank-Top und Stiefeletten auf die Bühne kommt. Erst wenige Stunden zuvor hatte sich Russell Brand in der Wiener UNO-City im Rahmen der aktuellen Drogenkonferenz für Legalisierung von Suchtmitteln ausgesprochen, seinen eigentlichen Kampf für ein globales Umdenken führt er aber immer noch am liebsten als Showman von der Bühne aus. Hierzulande eher für seine Kurz-Ehe mit Pop-Star Katy Perry oder als Rock-Persona Aldous Snow in den von Judd Apatow produzierten Komödien “Nie wieder Sex mit der Ex” und “Männertrip” bekannt, ist der exaltierte Schauspieler, Moderator und Sänger seit acht Jahren auch als Stand-Up-Komiker mit politischer Botschaft umtriebig.

Mit der einnehmenden Präsenz eines Motivationscoaches, brillantem komödiantischem Timing und im beeindruckenden Stakkato prangert der 38-Jährige in “Messiah Complex” manipulative Medien und Reichtum anhäufende Konzerne an, verarbeitet seine Drogenvergangenheit und nimmt sich selbst und seine Negativ-Schlagzeilen der letzten Jahre mit Anekdoten und der Projektion peinlicher Fotos auf die Schaufel. Sogar Oasis-Rocker Noel Gallagher habe ihn einst angerufen, als er erst als Willy Wonka verkleidet mit einer “I am the Walrus”-Interpretation bei der Schlusszeremonie der Olympischen Sommerspiele “die Beatles tötete” und dann im Fetzen-Look im britischen Parlament sprach, erzählt er, immer wieder andere Dialekte imitierend.

Brand bringt Botschaft direkt ans Publikum

Mit Gallagher hat Brand eines jedenfalls gemeinsam. “Der Messiaskomplex ist eine psychische Störung, bei der sich der Betroffene für den Erlöser hält”, holt er aus, um in den nächsten, kurzweiligen 90 Minuten Parallelen seines eigenen Lebens zu großen, wenn auch fehlerbehafteten Helden wie Gandhi, Che Guevara, Malcolm X und Jesus Christus zu ziehen. Wie wir alle hätten sie Makel, wie sie könnten auch wir Großes bewirken und eine Veränderung herbeiführen. Um die Botschaft direkt an das Publikum zu bringen und “um Brücken zu bauen, wenn auch nur hormonelle”, streift Brand schon mal erhaben durch die Sitzreihen und wundert sich ob der vielen bärtigen Besucher. “Es kommt selten vor, dass ich nicht derjenige im Raum bin, der Jesus am ähnlichsten sieht.”

Während Brand das Gesicht des Messias habe, habe Che das eines “wahren Anführers” – anders “als dieser Kerl”, und zeigt auf Bundeskanzler Werner Faymann hinter sich auf der Leinwand, der lediglich “wie ein Model aus einer Viagra-Werbung” aussähe. “Stört euch das nicht? Wenn eines Tages außerirdische Wesen auf die Erde kommen und zu eurem Anführer geleitet werden wollen, müsst ihr sie zu DEM bringen.”

Begeisterung und Applaus nach Show

Viagra ist nur eine von vielen Brücken, die Brand schlägt, um von der Politik zu seinem zweiten Lieblingsthema zu kommen: Sex. Kaum eine Assoziationskette, die nicht in einer Imitation von Masturbation, einer Nachahmung von Orgasmen oder einer Ode an das eigene Glied und das wohlgeformte weibliche Pendant endet. Schon der großartige Support Act, Comedian und Poetry Slammer Mr Gee, hatte das Publikum vorab gewarnt, dass Brand “mit seinen Sexwitzen alles zerstören wird”. Dass der dann aber nach einem nicht enden wollenden Monolog über unterschiedliche Wege zum Orgasmus zum großen Finale doch noch den Vergleich zu Jesus findet, wird vom begeisterten Publikum mit Applaus und Respekt goutiert. Wären da nicht seine Triebe, wer weiß, Russell Brand hätte vielleicht schon die Welt gerettet.

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(APA)

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