Sie haben die Zäune umgelegt und mit Sägemehl ein großes T in die Wiese gestreut. Die Kühe heben kurz ihre massigen Schädel. Dann grasen sie weiter. Doch nicht mehr lange. Am späten Nachmittag werden sie in die Ställe getrieben. Dann erfüllt ein eigentümliches Grollen die Luft über der Andelsbucher Ebene. Schaulustige recken die Hälse. Wer sieht ihn zuerst, den Andelsbucher Flug-Oldtimer? Während Gemeindearzt Rudolf Rüscher seine Bonanza wieder in den Himmel zieht und nach Hohenems zurückkehrt, setzt Dominik Metzler die Yak 52 knapp hinter dem Querstrich vom T auf. Dreckklumpen fliegen durch die Luft. Ein Holzpfahl splittert. So rollt das betagte russische Kunstflugzeug ins Winterquartier. Dort bleibt es bis Ende April 2009.
Vor zehn Jahren . . .
Freitagmittag. Lothar Metzler blinzelt zufrieden in den blauen Himmel. Der Föhn hat den Hügeln Wolkenhüte aufgesetzt. Jetzt ist es völlig windstill. Flugwetter wie aus dem Bilderbuch. 1999 hat Metzler mit seinen Söhnen den Flugsportverein Andelsbuch gegründet. Er selber war zehn Jahre lang Flugzeugelektriker in Altenrhein. Sternmotoren waren seine Leidenschaft. Er fand sie im Osten. In Jugoslawien und in Polen. In Moskau hat er die Yak 52 gekauft. Um wie viel Geld? Da schweigt er. Aber Jahr für Jahr müssen er und seine Söhne an die 12.000 Euro aufbringen, um das russische Fluggerät in Schuss zu halten. Die Rechnung wäre an sich einfach: 40 Flugstunden mit Passagieren reichten aus. Aber dann nahte der große 300-Stunden-Service viel zu rasch. Und der wird viel Einsatz erfordern und noch mehr Kleingeld. Maschinen wie die Yak sind so wendig wie selten. Wenn jedes Jahr der russische Inspekteur nach Vorarlberg kommt und nach dem Rechten sieht, schaut er sich noch zwei weitere Maschinen in Zürich und Hohenems an. Die Yak 52 gehorcht keinem westlichen Baumuster und würde hierzulande nie zugelassen. Also fliegen die Metzlers unter russischer Flagge. Ganz stilecht.
Die pralle Kraft
Neun-Zylinder-Sternmotor, zehn Liter Hubraum, 360 PS. Eine 50-Bar-Druckluftanlage setzt den Motor fauchend in Gang, fährt Fahrwerk und Landeklappen aus. Alles pneumatisch. Metzler erzählt mit Begeisterung, als freute er sich auf die Überholungsarbeiten grad so sehr wie an die Stunden in der Luft. Und dann wird es Abend. Schäfchenwolken liegen dicht bei dicht. Und da kommt sie. Schwebt vom Land draußen in den Bregenzerwald herein. Zieht noch einmal hoch, eine letzte Rolle. Und berührt knapp hinter dem T aus Sägemehl Andelsbucher Boden. Das ist ihre dritte Landung hier. Die zweite im Vorjahr hat eine Bodenwelle holprig erscheinen lassen. Aber die haben sie heuer platt gemacht. Gemächlich rollt der russische Kunstflieger mit laufendem Motor über die 400 m lange ausgesteckte Piste hinaus, quert die Straße und wird den Hochbühl rauf bis vor den Hangar gezogen.
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