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Rätselraten um Merckle-Nachfolger

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Die Zerschlagung des Lebenswerks des deutschen Milliardärs Adolf Merckle ist bereits beschlossene Sache. Nun wollen die Banken die Familie vollends aus dem Firmengeflecht zurückdrängen.

Dabei gibt die Nachfolge des toten Clan-Chefs Adolf Merckle, der zwar operativ nicht mehr beteiligt war, aber im Hintergrund die Fäden zog, noch große Rätsel auf. Den ratiopharm-Verkauf soll nach Unternehmensangaben bereits ein Treuhänder organisieren. Merckles ältester Sohn Ludwig ist damit entmachtet. Merckles Ziehsohn Bernd Scheifele und der ratiopharm-Finanzchefin Susanne Frieß werden im Rennen um die Spitze Chancen eingeräumt.

Schon seit Jahren hatte Adolf Merckle Bernd Scheifele wie einen Ziehsohn aufgebaut. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Mannheimer Pharmahändlers Phoenix war Anfang 2005 als Quereinsteiger auf den Chefposten des Baustoffherstellers HeidelbergCement gerückt und hat danach die Zügel ordentlich angezogen. Der Jurist gilt seit vielen Jahren als engster Vertrauter des Patriarchen. Scheifele ist auch Vorsitzender der Holding, dem Merckle-Beirat, und kontrolliert schon seit dem vergangenen Jahr die Spitzenmanager aller Betriebe. Er ist verantwortlich für Einstellungen, Bezahlungen und Kündigungen. Damit hält er faktisch schon jetzt alle Fäden in der Hand.

Der leidenschaftliche Halbmarathonläufer mit der schneidenden Stimme gilt als ehrgeiziger Tempomacher. “Schnell ist wichtig”, “Umsetzungsstärke” und “Timing” sind Lieblingsaussprüche des als äußerst durchsetzungsfähig geltenden vierfachen Vaters. Kennengelernt haben soll Merckle seinen Holding-Chef als Partner bei der Stuttgarter Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz.

Eher im Hintergrund hielt sich bisher die ratiopharm-Finanzchefin Susanne Frieß. Doch auch sie soll eine enge Vertraute des toten schwäbischen Milliardärs gewesen sein. Er soll die Finanzexpertin kennengelernt haben, als er nach der Wende in den neuen Bundesländern nach einem passenden Steuersparobjekt gesucht hat. Frieß ist auch Geschäftsführerin bei der VEM Vermögensverwaltungsgesellschaft.

Die vier Kinder von Adolf Merckle werden nach derzeitigem Stand nicht an die Stelle des einstigen Clan-Chefs treten und damit die Zukunft des Merckle-Geflechts nicht entscheidend mitgestalten. Adolf Merckles Testament ist nach VEM-Angaben zwar noch nicht eröffnet. Doch scheinbar kommt es nicht mehr auf den letzten Willen des Milliardärs, sondern vielmehr auf den der Gläubigerbanken an. Als Bedingung für den dringend benötigten Überbrückungskredit forderten sie, dass Adolf Merckles ältester Sohn Ludwig seinen Posten als VEM- Geschäftsführer räumt. Mit Ludwig Merckle ist das letzte Familienmitglied von den Banken aus dem Rennen geworfen worden.

Denn schon 2008 trat Adolf Merckles Sohn Philipp Daniel nach zweieinhalb Jahren an der Spitze der ratiopharm-Gruppe von dem Posten zurück. Das Ausscheiden war mit der generellen Entscheidung verbunden, Familienmitglieder sollten nicht mehr in Unternehmen operativ tätig sein. Die anderen zwei Merckle-Kinder Jutta und Tobias haben schon von Anfang an ihren Weg außerhalb des Merckle-Imperiums gewählt.

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