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Rossi im MotoGP-Finale vom letzten Startplatz

Harte Strafe gegen den Italiener bleibt
Harte Strafe gegen den Italiener bleibt
Im MotoGP herrscht vor dem großen Saisonfinale mit dem brisanten Titelduell zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo am Sonntag in Valencia Hochspannung. Am Donnerstag hat der CAS Rossis Einspruch gegen die Strafe von Malaysia abgelehnt, damit muss der italienische Superstar und WM-Führende Sonntag vom letzten Platz aus starten. Bei sieben Punkten Vorsprung ist die Chance aber noch da.


Sie ist nach dem Urteil des Sportgerichtshofes in Lausanne aber deutlich kleiner, als wenn sich Rossi normal für das Rennen qualifizieren hätte dürfen. Zuletzt in Sepang war der 36-jährige Italiener mit weiteren drei Strafpunkten belegt worden, weil er den spanischen Honda-Fahrer Marc Marquez in der siebenten Runde angeblich absichtlich zu Fall gebracht hatte.

Dagegen hatte Rossi beim CAS Einspruch erhoben. Der Gerichtshof sah nun aber keine Gründe, um die Strafe gegen Rossi zu annullieren oder zu mildern. So oder so gilt: Sollte sein Yamaha-Teamkollege Lorenzo in Valencia gewinnen, müsste der erfolgreichste aktive Motorradrennfahrer Zweiter werden, um seinen zehnten WM-Titel feiern zu können.

Während in der Formel 1 alles längst entschieden ist, elektrisiert der Kampf zwischen dem italienischen Neunfach-Champion und dem Spanier die Fans nun sogar doppelt. “Forza Vale” gegen “Vamos Jorge”. “46” gegen “99”! So lautet verkürzt dargestellt der Kampf beim Gran Premio de la Comunitat Valenciana, dem wohl wieder von 150.000 Fans besuchten Showdown der WM 2015.

In der 67-jährigen Geschichte der Weltmeisterschaft gab es nur 16 Anlässe, bei denen der Titelkampf in der Königsklasse erst im letzten Rennen entschieden wurde. Die sieben Punkte sind der knappste Vorsprung vor dem Finale seit 1992. Diesmal geht es nach 17 Rennen, 418 Runden und insgesamt fast 2.000 Kilometern am Sonntag (14.00 Uhr live Eurosport) um alles.

Nämlich darum, ob der 36-jährige und nach vielen schwachen Jahren 2015 wiedererstarkte Altmeister Rossi seinen historischen zehnten Titel holt oder der 28-jährige Herausforderer Lorenzo seinen fünften. In Sepang war der Konflikt zwischen Rossi und Marquez offen ausgebrochen weil der Italiener Marquez schon vor dem Rennen unterstellt hatte, seinem Landsmann Lorenzo im aktuellen WM-Kampf Schützenhilfe leisten zu wollen.

Prompt konzentrierte sich Marquez dann im Rennen mehr auf Rossi als auf die Verfolgung der Spitzenreiter. Das Duell der beiden Streithähne eskalierte, als Marquez im Rad-an-Rad-Duell mit Rossi zu Boden musste und ausfiel. Angeblich, weil ihn Rossi mit einem Fußtritt zu Fall gebracht haben soll. Die TV-Bilder lassen diesen Schluss zwar zu, taugen aber nicht als Beweis. Das Renen gewann Daniel Pedros vor Lorenzo und Rossi.

Seitdem geht es rund. Über 400.000 Fans unterzeichneten eine Petition, um die Strafe gegen Rossi rückgängig zu machen. Selbst Italiens Regierungschef Matteo Renzi mischte sich ein. Marquez klagte, von einer italienischen TV-Crew zu Hause belästigt worden zu sein. FIM-Präsident Vito Ippolito bezeichnet die Sitation als derart “vergiftet”, dass man die übliche Donnerstags-Pressekonferenz absagte, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Nach der CAS-Entscheidung gab ein Uhrensponsor von Marquez bekannt, wegen der unsportlichen Kontroverse mit Jahresende auszusteigen.

Motorrad-Superstar Valentino Rossi nahm das Urteil des CAS zur Kenntnis. “Von ganz hinten zu starten macht alles leider sehr schwierig”, erklärte der Italiener am Donnerstag in Valencia. “Aber ich bin hier und wir müssen alles versuchen. Wir müssen konzentriert bleiben und versuchen, über das Wochenende einen guten Job zu machen. Dann werden wir sehen, was passiert.”

Der “Dottore” hielt außerdem fest, dass die Affäre samt seiner harten Bestrafung keine Auswirkungen auf seine Zukunftsentscheidungen habe. Der 36-Jährige steht bei Yamaha noch bis Ende 2016 unter Vertrag. “Diese Situation ändert nichts an meiner Leidenschaft. Ich werde nächstes Jahr fahren, weil ich einen Vertrag habe. Während das nächsten Jahres werden sich einige Dinge ändern. Danach werde ich entscheiden, ob ich weitermache oder nicht.”

Rossis Titelrivale Jorge Lorenzo will die Geschichte hinter sich lassen. “Ich bin hierhergekommen, um mich nur auf das Wochenende zu konzentrieren”, sagte der Spanier, entschuldigte sich aber für seine Geste bei der Siegerehrung in Malaysia, als er bei der Pokalübergabe an Rossi mit dem Daumen nach unten gezeigt hatte. “Das war kein sportliches Beispiel, vor allem für die jungen Menschen, die im Fernsehen zugesehen haben. Diese Geste tut mir leid.”

Von einer Spaltung im Team will Lorenzo aber nichts wissen. “Mein Ziel ist es, für immer mit Yamaha weiterzumachen – nicht nur, bis ich aufhöre, sondern auch danach”, erklärte Rossis Teamkollege und WM-Rivale. “Natürlich gibt es in allen Ehen auch Momente der Uneinigkeit, aber unser Verhältnis wird auch in Zukunft das gleiche sein. Valentino und ich bilden eines der besten Teams der Welt.”

Rossi hat eine schlechte Valencia-Bilanz. Er ist seit 1999 dort immer angetreten, hat in 16 Rennen aber erst zwei Mal (2003 und 2004) gewonnen. 2006 verspielte er dort mit einem Sturz sogar den Titel. Zuletzt Weltmeister wurde er 2009.

Sollte doch Lorenzo den Titel holen, wäre er neben Wayne Rainey (1992) und Nicky Hayden (2006) der erst dritte Fahrer der Geschichte, der ein Punktedefizit beim Saisonfinale noch zu seinen Gunsten gedreht hat. Sollten beide Fahrer am Ende gleichauf liegen, wäre Lorenzo Champion, weil er 2015 mehr Siege eingefahren hat als Rossi. Lorenzo kommt mit sechs, Rossi mit vier Erfolgen zur Entscheidung.

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