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Rogans größte Enttäuschung seines sportlichen Lebens

Schwer gezeichnet zog Markus Rogan von dannen. Vier Jahre lang hatte er an die Chance auf Olympia-Gold oder zumindest eine -Medaille geglaubt, vier Jahre lang hart dafür trainiert.

Und dann waren alle Hoffnungen in nicht einmal zwei Minuten geplatzt. 1:55,49 Minuten waren am Freitag in Peking für den 26-Jährigen zwar gut genug für einen österreichischen Rekord, aber nicht für das Podest. Das zu verdauen, wird Rogan nicht leichtfallen.

Mirna Jukic hatte kurz vor Rogan ihr Finale über 200 m Brust ebenfalls als Vierte beendet. Während die 22-Jährige aber in der Mixed-Zone zufrieden und glücklich über ihre Leistung Interviews gab, schlich Rogan enttäuscht hinter der Wienerin vorbei, wollte sich wohl am liebsten verkriechen. Er, der immer bereitwillig Auskunft gibt, nahm erst zu seinem Abschneiden Stellung, nachdem ihm die Journalisten nachgegangen und darum gebeten haben.

“Ich verabschiede mich mit einer Bestzeit von den Olympischen Spielen, mehr kann ich nicht. Ich muss jetzt überlegen, wie es weitergeht. Dann schauen wir weiter”, sagte der Kurzbahn-Weltrekordler und -Weltmeister. Auch wenn seine Leistung eine hervorragende und nur 5/100 über dem bis dahin bestehenden Europarekord gewesen ist, “Blech” sieht Rogan nach zweimal Silber bei den Sommerspielen in Athen 2004 als Rückschritt.

Seine Freundin Christine Reiler war auf seine Bitte hin zur Unterstützung acht Tage vor dem Endlauf nach Peking gekommen, nach dem Finale konnte sie ein paar Tränen nicht mehr zurückhalten. In Manchester war sie neben Trainer Claudio Rossetto die einzige gewesen, deren Glauben an ihren Markus und Kurzbahn-WM-Gold noch aufrecht war. Damals im April hatte Rogan ihr Vertrauen gerechtfertigt, diesmal war die Gegnerschaft aber zu stark dafür.

“Das ist die größte Enttäuschung in meinem sportlichen Leben”, fasste Rogan seine Gefühle in Worte, nachdem seit der Medaillen-Entscheidung ein wenig Zeit vergangen war. “Aber das ist der Sport.” Bitter gestimmt meinte das OSV-Ass, dass er offenbar nicht das Zeug zu Olympia-Gold hat, auch wenn er ein für ihn perfektes Rennen hinlegt hat. “Die Riesenchance auf den Sieg habe ich ja nicht gehabt. Vielleicht wäre noch Rang drei möglich gewesen.”

Rogan wollte das Geschehene vorerst einmal ein bisschen durchleben und darüber nachdenken, einfach darüber schlafen. Ein weiterer Anlauf auf das Podest bei den Spielen 2012 scheint freilich sehr unwahrscheinlich. Denn Rogan wird nicht mehr vier Jahre lang auf höchstem Niveau weitertrainieren. “Wenn sich die Weltspitze so weiterentwickelt wie in den letzten Jahren,”, sagte er dem ORF-Radio, “würde ich dann keine Chance mehr haben.”

Am Freitag hatten viele erwartet, dass Rogan auf der letzten Länge wie so oft noch den Turbo zündet und zumindest an einem Gegner vorbeizieht. Doch es gelang ihm ebenso wenig, wie er die fehlende Spritzigkeit schon über 100 m Rücken bemängelt hatte. Es liegt die Vermutung nahe, dass in der Vorbereitung in dieser Hinsicht etwas nicht optimal gepasst hat. Sein Trainingspartner Filippo Magnini verpasste über 100 m Kraul ja sogar das Finale.

Jahrelang ist Rogan mit dem Gold-Anspruch in die Öffentlichkeit gegangen, erst heuer sah er es realistischer und sich nicht in der Favoritenrolle, nahm sich zurück. Und hatte es der SVS-Niederösterreich-Athlet bis zu Kurzbahn-WM-Gold in Manchester immer mehr nur noch auf einen ersten Platz auf Weltebene abgesehen, weiß er nun auch die anderen Podiumsplätze zu schätzen. “Es ist mir doch nicht egal, ob ich Zweiter oder Zehnter bin.”

Eine Medaille hätte Rogan gerne gehabt, als Erinnerungsstück an seine dritten und vielleicht letzten Olympischen Spiele. Die Option, quasi aus der “Schwimm-Pension” für die Spiele 2012 zum Mitschwimmen noch einmal aufzutauchen, hält er sich ja offen. Sein ehemaliger Trainer Robert Michlmayr will aber Rang vier nicht gering geschätzt wissen. “Vierter bei Olympia ist keine Niederlage, das ist eine sehr gute Leistung.”

Der Coach hat das Finale von der Tribüne aus mitverfolgt, hatte seinem Ex-Schützling eine Bronze-Chance eingeräumt. “Aber Chance auf Olympia-Gold hätte Markus nur dann gehabt, wenn andere Schwächen gezeigt und er einen perfekten Lauf erwischt hätten. Michlmayr schätzt, dass Rogan noch ein wenig auf höherem Niveau seitenschwimmt. “Aber sein Leben ist nicht nur auf das Schwimmen konzentriert. Er hat andere Lebensziele auch.”

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