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Richard Gere - ein Sexsymbol wird 60

Vom begehrten Leinwand-Schönling der Achtziger zum attraktiven Gut-Mensch von Hollywood: Richard Gere feiert seinen sechzigsten Geburtstag.
Hollywoodschauspieler Richard Gere

Was hat man diesem Prachtkerl nicht alles vorausgesagt! Als Richard Gere in den späten 70ern auf der Leinwand erschien, verglich man ihn mit Robert de Niro und sogar mit Marlon Brando.

Er landete dann doch in der Rollenschublade des Liebhabers, später des Kavaliers mit grauen Schläfen. Doch Richard Gere, der am 31. August 60 Jahre alt wird, hat gelernt, sein Karma des Frauenlieblings gelassen zu sehen. Seine liebste Rolle ist ohnehin die des Unterstützers des Dalai Lama.

Geres Ballung von Schönheit und Talent wurde erstmals 1977 ruchbar bei einem Auftritt “unter ferner liefen” im Drama “Auf der Suche nach Mr. Goodbar”. Als “Latin Lover” an der Seite von Diane Keaton brachte er Frauen- und Männeraugen zum Glänzen; bald standen künstlerisch ambitionierte Regisseure Schlange. Bereits im nächsten Film, Terrence Malicks proletarisch verschwitztem Melodram “In der Glut des Südens”, war er die Hauptattraktion. Den frischen Ruhm setzte der Newcomer beherzt aufs Spiel mit dem Bühnenstück “Bent”, in dem er als Homosexueller auftrat.

Doch die Zeit war reif für schillernde Männererotik, wie “Ein Mann für gewisse Stunden” 1980 zeigte. In Paul Schraders coolem Gigolo-Thriller gibt er einen selbstverliebten Callboy, dessen Armani-Anzüge, Sonnenbrillen und Posen stilbildend wurden für die schicken 80er. Nicht Partnerin Lauren Hutton, ein prominentes Model, war das Objekt der Begierde, sondern das männliche Luxusgeschöpf, das mit seiner bisexuellen Ausstrahlung flirtet. In “Atemlos” setzte der Beau noch eins drauf und tänzelte mit schwul wirkenden, knackengen Karohosen um eine nicht halb so hübsche Geliebte herum.

Schön, schlau und spirituell

Die halbseidene Liebhabernummer ist er nie mehr losgeworden, da konnte Sartre-Leser Gere noch so gefeierte Charakterrollen wie etwa den Schwindler aus Liebe in “Sommersby”, den Psychopathen in «Mr. Jones», den Terroristen in “Der Schakal” oder den korrupten Polizisten in “Internal Affairs” verkörpern. 1990 verscherzte er es sich mit Filmkritikern, zu deren Ärger die leichtgewichtige Huren-Romanze “Pretty Woman” zum Megahit aufstieg. Mit seiner sehr öffentlichen Ehe (und Scheidung) mit der Pretty Woman der 90er, Topmodel Cindy Crawford, etablierte er sich erneut als der von Männern meistgehasste Hollywood-Fuzzi.

Wie vielseitig die vermeintliche Schmalzbacke ist, wissen heute die wenigsten. Schon 1973 hatte Gere erste Lorbeeren als Sänger und Tänzer im Bühnenmusical «Grease» erworben, bevor es mit John Travolta verfilmt wurde. Im Filmmusical “Chicago” steppte er 2002 mit 53 Jahren wie ein junger Gott, doch die sechs Oscars bekamen die anderen. Das war vielleicht eine späte Rache für seine Rede während der Oscar-Feierlichkeiten 1993, in der er unangekündigt die Tibet-Politik Chinas anprangerte. Nach seiner Begegnung mit dem Dalai Lama 1981 hatte er sich zum Buddhisten und Sprachrohr für die Freiheit Tibets gewandelt.

Das machte den einstigen «bad boy», laut Selbstauskunft ein “arrogantes Arschloch”, friedlicher. Fast schien es einst, als würde Gere seine Auftritte auf der politischen Bühne wichtiger nehmen als seine Karriere. Heute schwärmt “der gute Mensch von Hollywood” von seiner Familie (mit seiner zweiten Ehefrau Carey Lowell und Sohn Homer) und lässt die Häme der Kritiker, die über den Abstieg des Sexsymbols zum gehörnten Ehemann im Drama “Untreu” frotzelten, meditierend an sich abprallen. Das weibliche Publikum stört es ohnehin nicht, dass Häuptling Silberlocke sein beträchtliches Charisma in den letzten Jahren vorwiegend in Schmonzetten verströmt.

Richard Gere und Julia Roberts in “Pretty Woman”

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