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Rhomberg träumt von "drittem Pionierschritt"

©VOL.at/Klaus Hartinger
Der Bregenzer Festspielpräsident Günter Rhomberg betonte in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des Musikfestivals.

“Wenn ich heute einen Blick in die Zukunft der Jahre bis 2020 wage, dann habe ich die Vision eines notwendigen dritten Pionierschrittes”, erklärte Rhomberg, der zuvor einen Rückblick auf die Gründungszeit ab 1946, als die Festspiele von ehrenamtlichen Funktionären aufgebaut wurden, und die “zweite Pionierphase” Anfang der 1980er-Jahre unternahm. Damals sei unter der Führung von Intendant Wopmann, Franz Salzmann und ihm selbst der “Durchbruch zu wirklich internationalem Renommee” gelungen.

Rhomberg warnt vor Herausforderungen der Zukunft

Retrospektiv habe sich von diesem Ort eine beachtliche Dynamik gebildet, “bedenkt man, dass sich dies alles aus einem Häuflein ideell gesinnter Künstler, ermöglicht durch gleicher Weise begeisterungsfähiger Vorarlberger Bürger entwickelt hat”. Die weitere Entwicklung, die eine “genaue Analyse der heutigen Kunst- und Festspielszene” voraussetze und die Bedürfnisse der neu heranwachsenden Generation ernst nehmen solle, müsse getragen sein “von der Kraft einer neuen Führungsmannschaft”, die über solide Kenntnisse des Funktionierens großer Kulturbetriebe verfüge, aber angetrieben sei “von Optimismus und hohem Kunstsinn sowie einem leidenschaftlichen Einsatz für diese Festspiele“, erklärte Rhomberg, der seit 1981 den Festspielen vorsteht. “Die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit werden nicht ausreichen, um auch in fünf, zehn Jahren noch erfolgreich zu sein”, mahnte der Präsident.

Festspiele sind schuldenfrei

Rhomberg bedankte sich bei allen Politikern, die in den Jahren 1995 und 2005 Investitionen in das Festspielhaus zustimmten, denn “es brauchte viel Überzeugungskraft, diese extrem hohen Finanzierungskosten gegenüber der Öffentlichkeit zu rechtfertigen”. Die Festspiele dürften für sich in Anspruch nehmen, in den vergangenen 25 Jahren die Betriebsbudgets “niemals überzogen” zu haben und derzeit “völlig schuldenfrei” zu sein. Auch die Eigendeckungsrate von rund 75 Prozent habe man trotz sinkender realer öffentlicher Unterstützung stets erreicht, sagte Rhomberg. Der anwesenden Regierungsspitze legte der Festspielpräsident nahe, “dem kulturellen Geschehen im Lande mehr Aufmerksamkeit zu widmen, weil bei vielen Kulturschaffenden der Eindruck vorherrscht, ihnen werde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt”.

Ministerin Schmied spricht von sozialem Frieden

Kulturministerin Claudia Schmied (S) zog in ihrer Rede einen Vergleich zwischen der Zeit der französischen Revolution, dem Thema der Seeoper “Andre Chenier”, und heutigen Revolutionen. Der “Geist des Widerstands” sei in Europa angekommen, so Schmied . “Wo viele junge Menschen ohne Arbeit und somit ohne Perspektive sind, ist der soziale Friede in Gefahr”, befand sie. Darum sei es so wichtig, dafür zu sorgen, dass jeder in Österreich die Chance erhalte, zu lernen, sich zu bilden, zu arbeiten und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. “Das ist unser klares politisches Bekenntnis”, betonte die Ministerin.

Wie Andre Chenier mutig gegen das alte Regime auftrete, müsse man heute gegen die Finanzkrise ankämpfen, die in ihrer Substanz “eine Krise der Kultur und der Werte” sei. Bei allem marktwirtschaftlichen Bekenntnis sei es Zeit, sich “auf die Grundwerte unserer Kultur, auf Solidarität und Teilhabe” zu besinnen. Ein Umdenken auf breiter politisch-ökonomischer Ebene könne aber nur unter Einbeziehung der nächsten Generation gelingen. Unsere Kinder müssten ermutigt werden, voller Mut und Zuversicht in die Welt zu gehen. Elternhaus und Schule seien jene Orte, an denen das vorgelebt werden müsse, damit Kinder “immun gegen das Unmenschliche” würden. “Kunst spielt in der Persönlichkeitsbildung eine entscheidende Rolle”, betonte Schmied. Die Ministerin gratulierte Intendant David Pountney zu seinem Mut, “niemals den allzu leichten Weg der bewährten Stücke zu gehen, sondern Auftragswerke und unbekannte Stücke nach Bregenz zu bringen”.

(APA)

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