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RHCD-Urgestein Schrattner hört auf

Marcel Schrattner beendet nach über zwei Jahrzehnten seine aktive Laufbahn.
Marcel Schrattner beendet nach über zwei Jahrzehnten seine aktive Laufbahn. ©VOL.AT/Privat
22 lange Jahre, 392 Spiele, 316 Tore, 12 Österreichische Meistertitel – das ist die schillernde Bilanz einer Person, die das Dornbirner Rollhockey über zwei Jahrzehnte prägte und es zu dem machte, was es heute ist: die erste Adresse im Österreichischen Rollhockeysport.

Lange Zeit kannte man ihn nur mit Rossschwanz und Studentenbrille, ehe er dann mit einem Kurzhaarschnitt und als Linsenträger ein persönlich sehr verändertes Äußeres in die Rollhockeyszene brachte. Er kann im positiven Sinne als eierlegende Wollmilchsau des Vereins bezeichnet werden. Kaum eine Funktion, die er nicht schon bekleidet hat. Seine Multifunktionalität zeichnet ihn aus wie keinen anderen.

Über 10 Jahre war er Dank seines fundierten Wissens im Rollhockey als Nachwuchstrainer im Verein tätig. Kurzfristig stand er sogar der Kampfmannschaft als Cheftrainer vor.

Dass der Rollhockeysport auch ganz gefährlich sein kann, dafür ist er der lebende Beweis. Mit einem Stockschlag gegen das Auge hatte er großes Glück, obwohl danach seine Sehkraft eingeschränkt wurde. Schlimmer erwischte es ihn noch in Konstanz, wo er im September 2007 von einer Kugel am Kopf getroffen wurde und das Karriereende schon so gut wie fix anzusehen war.

Seine vielen Kopfverletzungen waren dann auch Grund dafür, dass er sich vehement und unermüdlich für eine Helmpflicht in den Nachwuchsklassen einsetzte. Erst nach langem, hartnäckigem Beharren und Mahnen bei den zuständigen Stellen im Schweizer Rollhockeyverband, hat die Helmpflicht dann Einzug gefunden und ist mittlerweile Garant dafür, dass die Verletzungsrate im Kopfbereich praktisch gleich null ist.

Der immer bestens gelaunte, im Zivilberuf als Grafiker arbeitende Marcel Schrattner entwickelte sich neben einer fixen Größe auf dem Spielfeld auch zum Macher im organisatorischen und administrativen Bereich des österreichischen Serienmeisters. Bei der B-Weltmeisterschaft in Dornbirn gestaltete er den gesamten Auftritt und die Homepage, auch als Organisator wirkte er mit. Kaum ein Mail oder Schreiben, die nicht seine Hände durchliefen. Der gesamte Homepageauftritt des Rollhockeyclubs, sämtliche Medien- und PR-Arbeit wurde von ihm gesteuert. Nicht übertrieben ist es, wenn man feststellt, dass er Tausende von Stunden für den Rollhockeysport investiert hat.

Mittlerweile ist er der am längsten für den RHC Dornbirn tätige Spieler, stellten doch die Haudegen Schwendinger, Witzemann und Simcic alle vorher schon den Rollhockeystock zur Seite.

Nachdem die Nummer 8 des RHC Dornbirn vor kurzem seine langjährige Partnerin Mirjam heiratete und mittlerweile Vater einer Tochter mit Namen Marie ist, ließ seine Bereitschaft und Motivation, Zeit in das regelmäßige, intensive Training zu investieren, zusehends nach und bewog ihn nun, zumindest im aktiven/sportlichen Bereich, kürzer zu treten.

Seine beeindruckende Erfolgsbilanz in Zahlen und Fakten:

Als Spieler:

12 x Österreichischer Meister

2 x Österreichischer Cupsieger

6 x Vorarlberger Meister

1 x Schweizer NLB-Meister (2009) und somit Aufstieg in die Schweizer NLA

4 x CERS-Europacup

3 x Champions League

2 x Schweizer Meister in der 1. Liga

1 x Deutscher Regionalliga Meister (1998)

1 x Bodenseeliga Meister (1995)

2 x B-WM in Uruguay

4 x EM (Nachwuchs)

1 x Österreichischer Meister, Junioren A

3 x Österreichischer Meister, Schüler

2 x Österreichischer Meister, Jugend

Als Trainer:

2002 Meister in der Schweiz mit den Junioren D

2006 Teamtrainer U-17 Europameisterschaft in Portugal (Sesimbra) – Rang 7

2008 Traineramt RHC-Dornbirn 1. Mannschaft – ÖM-Titel

Frage und Antwort:

Welches waren deine größten Erfolge mit dem Verein bzw. in der Nationalmannschaft?

Sämtliche gewonnene Meistertitel in der österreichischen Liga; CERS-Cup Aufstieg ins Achtelfinale; Aufstieg in die Schweizer NLA; Tor zum 0:1 beim Eröffnungsspiel gegen Italien, die für die Austragung der Junioren-EM verantwortlich waren.

Du hattest ja in einigen Momenten in deiner Rollhockeykarriere Glück – vor allem bei einigen Kopfverletzungen. Wie haben sich diese negativen Ereignisse bei dir bemerkbar gemacht?

Durch meine schweren Kopfverletzungen hat sich vieles geändert. Zum Glück bin ich immer wieder gesundheitlich der „Alte“ geworden, aber mir wurde bewusst, was im Leben wirklich zählt. Ich sehe jetzt einiges mit anderen Augen, gehe Sachen viel vorsichtiger und kontrollierter an. Habe in schwierigen Phasen gelernt, nach vorne zu schauen und positiv zu denken, dann kommt man leichter durch solche Wellentäler.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In welcher Art bleibst du dem Verein bzw. dem Rollhockeysport erhalten?

Ich werde dem Verein im organisatorischen und administrativen Bereich weiterhin unter die Arme greifen. Ein Anliegen von mir ist es, den Rollhockeysport vermehrt in die Köpfe der Leute zu bringen. Vielleicht werde ich auch, je nachdem wie Zeit, Job und Familie es zulässt, wieder eine Nachwuchsmannschaft trainieren. Die Nachwuchsarbeit ist immer schon ein Herzensanliegen von mir gewesen.

 

Du hast ja nach einigen schweren Verletzungen vom Schweizer Rollhockeyverband eine Genehmigung erhalten, Spiele mit einem Hockeyhelm zu bestreiten. Warst du der Einzige, der mit Helm aktiv war?

Ja, ich war der einzige Spieler mit Helm. Es gab ein Berner, der ein ähnliches Schicksal erlitt wie ich, aber seine Karriere gleich darauf beendete. Ich bin seit Oktober 2009 offiziell der Einzige, der in der Schweizer Meisterschaft mit Helm gespielt hat.

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