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Resilienz statt Risiko: Was jetzt zählt

©Foto: Drotyk Roman/Shutterstock.
Die vergangenen Jahre haben die globalen Lieferketten auf eine harte Probe gestellt und Schwächen offengelegt, die lange vernachlässigt oder sogar ganz übersehen wurden. Wie sich Unternehmen im Bereich Transport und Logistik diesen Herausforderungen stellen, wie sie umstrukturieren und worauf sie heute verstärkt setzen.

Pandemie, geopolitische Spannungen, Rohstoffengpässe und Naturkatastrophen: Diese Herausforderungen hatten und haben einen unmittelbar spürbaren Einfluss auf die globale Transport- und Logistikbranche. Unterbrochene Transportwege, ausfallende Produktionsstätten und die Verknappung essenzieller Güter führen zu einem Wendepunkt: Inzwischen zeigen sich einige Unternehmen deutlich robuster – unter anderem dank gezielten Resilienzstrategien, einem raschen Umdenken in der Standortwahl und der smarten Digitalisierung ihres Risikomanagements.

Resilienzstrategien

Das Bewusstsein für die Anfälligkeit komplexer Lieferketten musste sich zwangsläufig grundlegend verändern. Unternehmen setzen nun verstärkt auf Resilienz – also die Widerstandsfähigkeit und die Kompetenz, nicht nur auf Störungen schnell und flexibel zu reagieren, sondern sie auch frühzeitig zu erkennen. In erster Linie ist das die Aufgabe des Managements, konkret des sogenannten Supply Chain Managements, das die Lieferketten analysiert und optimiert. Dabei helfen mitunter die Simulation von Störfällen – vor allem aber müssen daraus präventive Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. So kommen zum Beispiel auch versärkt Mehrquellenstrategien zum Zug, bei denen Waren nicht nur von einem einzigen, oft weit entfernten Anbieter bezogen werden. Zudem werden vermehrt Pufferbestände kalkuliert, um im Ernstfall Liefer- beziehungsweise Produktionsengpässe vermeiden zu können.

Nearshoring

Der englische Fachbegriff Nearshoring bedeutet auf Deutsch nichts anderes als die Rückverlagerung von Produktions- und Lieferprozessen in die geografische Nähe eines Unternehmens. Das Resultat: kürzere Transportwege. Unternehmen können dadurch aber auch ihre Reaktionsfähigkeit und Qualitätskontrolle sowie Arbeitsbedingungen und Umweltstandards verbessern. Gerade im europäischen Raum lässt sich eine klare Entwicklung beobachten: Statt sich auf kostengünstige, aber entfernte Produktionen in Asien zu verlassen, bauen Unternehmen Kapazitäten in Osteuropa, Nordafrika oder sogar im eigenen Land aus. Um dadurch entstehende höhere Lohnkosten auszugleichen, gehen Nearshoring-Strategien oft mit der Automatisierung von Produktionsprozessen und Routineaufgaben einher.

Unternehmen setzen auf krisenresistente, KI-gestützte Strategien. Foto: FOTOGRIN/Shutterstock.

Digitalisierung

Neben strukturellen Veränderungen sind für Unternehmen digitale Lösungen zur Risikoerkennung und -bewertung unabdingbar. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Maschine Learning können enorme Datenmengen in Echtzeit verarbeitet und analysiert werden. Zudem können potenzielle Störfaktoren in der Lieferkette – von politischen Unruhen über Wetterextreme bis zu Insolvenzmeldungen von Zulieferern – frühzeitig identifiziert werden. Diese digitalen Tools unterstützen außerdem darin, Szenarien zu simulieren, Risiken zu priorisieren und können sogar entsprechende Maßnahmen automatisiert empfehlen.

Wettbewerbsvorteile

Generell lässt sich feststellen, dass in fast allen Bereichen die Erfahrungen der jüngsten Krisen ein Umdenken angestoßen haben: Transport- und Logistikunternehmen, die heute nicht mehr ausschließlich auf maximale Effizienz, aber mehr auf Anpassungsfähigkeit und den nachhaltigen Einsatz von KI ausgerichtet sind, sind krisensicherer und haben dadurch einen klaren Wettbewerbsvorteil.

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