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Republikaner stimmten für McCain und Palin

Eine Woche nach der Wahl von Barack Obama (47) zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten haben die Republikaner offiziell John McCain zu ihrem Spitzenbewerber ernannt.

Die rund 2.400 Delegierten des Parteitages in Minneapolis-St. Paul (Bundesstaat Minnesota) sprachen sich in der Nacht auf Donnerstag für den 72- jährigen Senator aus Arizona aus, der bei der Wahl am 4. November mit der 44-jährigen Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, als Vizekandidatin ins Rennen ums Weiße Haus gehen will.

Kurz zuvor hatte sich Palin in einer mit Spannung erwarteten Rede an den Parteitag gewandt und war dabei nach anhaltender Kritik wegen ihrer politischen Unerfahrenheit in die Offensive gegangen. Sie setzte sich gegen den Vorwurf der Unerfahrenheit zur Wehr und stellte ihre ländliche Herkunft als Vorteil hin. Die begeisterten Delegierten spendeten der 44-Jährigen minutenlangen Beifall. McCain erschien überraschend auf der Bühne neben Palin und deren Familie. McCain und Palin wurden offiziell als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl nominiert.

“Ich gehöre nicht zur Washingtoner politischen Elite”, sagte eine gelassen wirkende Palin in ihrer immer wieder von Jubel und Applaus unterbrochenen Rede. “In den vergangenen Tagen habe ich schnell lernen müssen, dass man von manchen Medien als unqualifiziert betrachtet wird, wenn man nicht Mitglied dieser Washingtoner Elite ist. Aber ich habe wichtige Nachrichten für all diese Reporter und Kommentatoren: Ich will nicht nach Washington gehen, um deren Lob zu bekommen, sondern ich will nach Washington, um den Menschen dieses Landes zu dienen.”

Seit ihrer überraschenden Nominierung durch McCain am vergangenen Freitag war in US-Medien immer wieder die Frage der Eignung Palins für die Vizepräsidentschaft aufgeworfen worden. Palin ist erst seit Dezember 2006 Gouverneurin von Alaska, zuvor war sie Bürgermeisterin der Kleinstadt Wasilla. Für Wirbel sorgten in den vergangenen Tagen auch Berichte über die Schwangerschaft von Palins minderjähriger Tochter sowie Vorwürfe des Amtsmissbrauchs.

In ihrer Nominierungsrede nannte es Palin ein “Privileg”, den größten Teil ihres Lebens in einer kleinen Stadt gewohnt zu haben. “Ich war Bürgermeisterin meiner Heimatstadt.” Die Gouverneurin warf dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama vor, seinen Wahlkampf unter der Forderung nach einem politischen Neubeginn vor allem zum eigenen Nutzen zu führen. “Es gibt manche Kandidaten, die den Wechsel vor allem nutzen, um ihre eigene Karriere zu fördern. Und dann gibt es solche wie John McCain, die ihre Karriere nutzen, um den Wechsel zu fördern.”

Kurz vor Palins Rede waren neue Details aus ihrer Vergangenheit bekanntgeworden. Am Mittwoch wurde im Internet ein Videomitschnitt einer Rede vor Schülern veröffentlicht, in der Palin den Irak-Krieg und den umstrittenen Plan zum Bau einer Gaspipeline durch Alaska als gottgewollt bezeichnete.

McCain trat nach der Rede seiner Vizekandidatin überraschend auf die Bühne, wo Palin mit ihrer Familie den Applaus der Delegierten genoss. “Meinen Sie nicht auch, dass wir die richtige Wahl für die künftige Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten getroffen haben?”, sagte McCain und fügte hinzu: “Was für eine schöne Familie.” Neben ihrem Mann und ihren Kindern stand auch der Freund von Palins schwangerer Tochter Bristol, Levi Johnston, auf der Bühne. Eigentlich wurde McCain erst am Donnerstag auf dem Parteitag erwartet. Dann sollte er seine Nominierungsrede halten.

Unter den Rednern waren am Mittwoch der bei der Kandidatenkür der Republikaner unterlegene Mike Huckabee und der frühere Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani. “Auf der einen Seite haben wir einen Mann, der sein Leben diesem Land gewidmet hat”, sagte Giuliani mit Blick auf McCains Zeit als Kriegsgefangener in Vietnam. “Auf der anderen Seite haben wir einen Absolventen einer renommierten Ostküstenuniversität, (…) der in seiner Zeit als Parlamentarier in Illinois 130 Mal unfähig war, mit Ja oder Nein zu stimmen, sondern sich seiner Stimme enthalten hat”, sagte Giuliani unter dem höhnischen Gelächter der Delegierten.

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