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Rendi Wagner-über 1G: "Oktober scheint mir spät"

Rendi-Wagner sei fast jedes Mittel recht, um die vierte Welle zu bremsen.
Rendi-Wagner sei fast jedes Mittel recht, um die vierte Welle zu bremsen. ©APA
Nach dem Vorstoß ihres Wiener Parteikollegen Peter Hacker hat sich auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner offen gezeigt, die Zutrittsregelungen im Freizeitbereich für Ungeimpfte zu verschärfen.
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Zumindest in der Nachtgastronomie und bei Großveranstaltungen sollten nur mehr Geimpfte eingelassen werden. Ihr erscheine alles richtig, was dazu beitrage, die vierte Corona-Welle unter Kontrolle zu halten, erklärte Rendi-Wagner am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Mitten in der vierten Welle

Man stehe schon mitten in der vierten Welle, betonte Rendi-Wagner - "wie folgenschwer sie sein wird, das entscheidet sich jetzt". Sie erkenne allerdings nicht die notwendigen Vorbereitungen und Planungen durch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Ihr sei schon fast jedes Mittel recht, um die vierte Welle kontrollierbar zu machen und die Impfquote zu heben, meinte Rendi-Wagner konkret nach Hackers Vorstoß gefragt.

Fokussieren solle man dabei auf jene Bereiche, die ein besonders hohes Infektionsrisiko haben - also derzeit Discos und Clubs, aber auch Großveranstaltungen wie im Sport, präzisierte Rendi-Wagner. Dass die sogenannte 1G-Regel auch für die normale Gastronomie gelten solle, hält die Medizinerin derzeit nicht für notwendig, allerdings müsse man sich einfach die genauen Infektionsdaten anschauen, zeigte sie sich für weitere Schritte offen.

Maßnahme früher umsetzen

Mit der Maßnahme, nur mehr Geimpfte zuzulassen, werde man nicht alle Impfskeptiker überzeugen, bremste Rendi-Wagner die Erwartungen zwar - "aber es ist eine kleine Schraube, die man drehen sollte", betonte sie. "Wir haben hier eigentlich keine Wahl." Umsetzen müsste man eine solche Maßnahme jedenfalls früher als vom Gesundheitsminister in den Raum gestellt, glaubt Rendi-Wagner: "Oktober erscheint mir reichlich spät."

Im Kanzleramt wollte man sich am Mittwoch auf APA-Anfrage nicht zur Debatte äußern.

Unterstützung auf grüner Seite

Für Restriktionen für Nicht-Geimpfte und Vorteile für Geimpfte sprach sich indes auch Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi gegenüber "Kurier" und "Tiroler Tageszeitung" aus. "Ich unterstütze den Vorstoß, dass der Zutritt zu Kultur-und Freizeitveranstaltungen oder der Besuch der (Nacht-)Gastronomie nur für Geimpfte oder Genesene offenstehen soll", sagte Willi der "TT".

Komme es noch im August zu einer Einigung zwischen Bund und Ländern, könne die neue Regelung bereits ab Mitte Oktober gelten. Auch im Tourismus kann sich der Stadtchef eine Bevorzugung vorstellen. Selbst in touristisch geprägten Bundesländern wie Tirol sei diese Vorgehensweise machbar. Offen zeigte sich Willi auch, was eine mögliche "1-G"-Regel betrifft. Hier brauche es eine bundeseinheitliche Lösung. Auch die schwarz-grüne Landesregierung hatte sich zuletzt in Form von Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) zumindest offen für den Vorstoß von Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker gezeigt.

Scharfe Kritik von der FPÖ

Scharfe Kritik an der Debatte übte die FPÖ. "Selbst Genese sollen sich also demnächst impfen lassen müssen, wenn sie am Leben teilhaben wollen. Ohne zu fragen, ob sie nicht ohnehin eine natürliche Immunisierung haben", sagten FPÖ-Chef Herbert Kickl und Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak in einer gemeinsamen Aussendung. "Damit wird immer offensichtlicher, dass es der Bundesregierung nicht um die Gesundheit der Bürger geht, sondern darum, auf Biegen und Brechen ihr Zwangsregime durchzusetzen." Schwarz-Grün sei "kein Druckmittel zu schäbig, um "schwarz-grünes Zwangsregime" voranzutreiben.

Gesundheitsökonomen zurückhaltend

Zurückhaltend äußerte sich IHS-Gesundheitsökonom Thomas Czypionka: Es sehe "ein paar schwierige Punkte", sagte er am Mittwoch zur APA. Einerseits könne man annehmen, dass Zwang einen "gewissen Gegendruck" und Widerstand erzeuge. Ein Problem sieht der Experte auch in der Kontrollierbarkeit. Es werde schon jetzt nicht immer auf die "3G" kontrolliert; bei einer Einschränkung auf "1G" würde der Druck auf die Gastwirte hinsichtlich der Kontrollen wohl noch viel größer.

Auch betonte Czypionka, dass bei einer "1G"-Regel dann für Ungeimpfte der Anreiz wegfalle, sich regelmäßig testen zu lassen. Je weniger Personen aber getestet werden, desto mehr verliere man den Überblick über das Infektionsgeschehen. Auch betonte Czypionka, dass Tests auch bei Geimpften nicht ganz verzichtbar sind - so wären diese etwa bei größeren Veranstaltungen zu empfehlen (da auch Geimpfte Überträger sein können, Anm.). Außerdem gelte es auch, das Infektionsgeschehen in Hinblick auf die Abnahme des Impfschutzes bei Geimpften im Auge zu behalten.

(APA)

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