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Offener Brief an Donald Trump ist meistgeteilter Facebook-Beitrag aller Zeiten

"Sie sind der Hasserfüllte": Wutrede gegen
"Sie sind der Hasserfüllte": Wutrede gegen ©APA/AFP
Brandon Stanton, einer der bekanntesten Fotografen von New York, wendet sich in einem offenen Brief an den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Keine 24 Stunden später ist die Wutrede auf Facebook bereits der meistgeteilte Beitrag aller Zeiten. 

“Der Hasserfüllte sind Sie”, schrieb Brandon Stanton in einem Offenen Brief an den Milliardär. “Sie sind ein Mann, der im Streben nach persönlicher Macht Vorurteile und Gewalt gefördert hat.”

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fb ©Credit: Facebook/ Humans of New York; Brandon Stanton

Trump verbreite auf Twitter rassistische Bilder, rassistische Lügen und stifte zu Gewalt an, schrieb Stanton. Er habe Folter und den Mord an Angehörigen von Terroristen befürwortet, Flüchtlinge mit “Schlangen” verglichen und erklärt, dass der “Islam uns hasst”. (die ganze Übersetzung finden Sie am Ende des Beitrages; Anm.)

Auch Hillary Clinton “gefällt das”

Vor drei Tagen veröffentlicht zählte Stantons Brief am Donnerstag auf Facebook 2,1 Millionen Likes, wurde über eine Million mal geteilt und mehr als 60.000 mal kommentiert. Trump selbst dürfte das weniger gefallen. Dafür seiner Konkurrentin Hillary Clinton umso mehr – auch sie versah den Post mit einem Like.

Stanton wurde mit dem 2010 gestarteten Blog “Humans of New York” bekannt, in dem er Bewohner der Millionenmetropole mit Fotos und Zitaten vorstellt. Allein auf Facebook folgen ihm mehr als 17 Millionen Nutzer, das gleichnamige Buch wurde zum Bestseller.

“Sie sind der Hasserfüllte”

Trump verbreite auf Twitter rassistische Bilder, rassistische Lügen und stifte zu Gewalt an, schrieb Stanton. Er habe Folter und den Mord an Angehörigen von Terroristen befürwortet, Flüchtlinge mit “Schlangen” verglichen und erklärt, dass der “Islam uns hasst”.

Stanton betonte, er versuche sonst, nicht politisch zu sein, und habe auch Interviews mit Trumps Konkurrenten zuvor abgelehnt. Nun sei ihm aber klar geworden, dass man Gewalt und Vorurteilen immer entgegentreten müsse, auch im derzeit hitzig geführten Vorwahlkampf um das Weiße Haus. “Mir ist klar geworden, dass es keine politische Entscheidung ist, Ihnen entgegenzutreten. Es ist eine moralische.”

Übersetzung:

Mr. Trump

Ich habe versucht, nicht politisch zu sein. Ich habe mich geweigert, ein paar ihrer Mitbewerber zu interviewen. Ich wollte kein Goodwill riskieren, indem ich bei einer umstrittenen Wahl Partei ergreife. Ich dachte: ‘Vielleicht ist der Zeitpunkt nicht der richtige’. Aber jetzt merke ich, dass es keinen richtigen Zeitpunkt gibt, um Gewalt und Vorurteilen entgegenzutreten. Dafür ist der Zeitpunkt immer der richtige.

Denn gemeinsam mit Millionen von Amerikanern musste ich realisieren, dass Ihnen entgegenzutreten keine politische Entscheidung mehr ist. Es ist eine moralische.

Ich habe zugesehen, wie Sie rassistische Bilder retweeten. Ich habe zugesehen, wie Sie rassistische Lügen retweeten. Ich habe zugesehen, wie Sie sich 48 Stunden Zeit lassen, um die ‘Vormachtstellung der Weißen’ zu verleugnen. Ich habe zugesehen, wie Sie genüsslich zu Gewalt aufrufen und versprechen, die Bußen für diejenigen zu bezahlen, die Gewalt in Ihrem Namen anwenden. Ich habe zugesehen, wie Sie es befürworten, dass Familien von Terroristen gefoltert und ermordet werden. Ich habe zugesehen, wie Sie fröhlich Geschichten von Muslimen erzählen, die mit in Schweineblut getünchte Kugeln exekutiert werden. Ich habe zugesehen, wie Sie Flüchtlinge mit Schlangen vergleichen und behaupten, der Islam würde uns hassen.

Ich bin Journalist, Mr. Trump. Während der letzten Jahre habe ich etliche Interviews geführt – mit hunderten Muslimen, per Zufall ausgewählt, auf den Straßen Irans, Iraks und Pakistans. Ich habe auch hunderte syrische und irakische Flüchtlinge interviewt, in sieben verschiedenen Ländern. Und ich kann versichern – der Hasserfüllte sind Sie.

Jene von uns, die aufmerksam waren, werden es Ihnen nicht erlauben, sich in einem anderen Licht darzustellen. Sie sind kein ‘Einiger’. Sie sind nicht ‘präsidial’. Sie sind kein Opfer der Wut, die Sie voller Freude selbst entfacht haben.

Sie sind ein Mann, der im Streben nach persönlicher Macht Vorurteile und Gewalt schürt. Und obwohl sich Ihre Worte in den nächsten Monaten ohne Zweifel ändern werden, werden Sie immer bleiben, wer Sie sind.

Hochachtungsvoll
Brandon Stanton

(red)

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