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Regenbogen-Verbot: Orban kommt nicht - Shitstorm gegen UEFA

Zum EM-Spiel nach München wird Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban nicht reisen - Beleuchtung hin oder her.
Zum EM-Spiel nach München wird Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban nicht reisen - Beleuchtung hin oder her. ©Reuters, APA/AFP
In Deutschland hagelt es Kritik an der UEFA nach dem Verbot die Münchner Allianz Arena beim Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten. Während Ungarns Ministerpräsident Orban nicht zum Spiel kommt, solidarisieren sich Medien, Institutionen und Unternehmen mit der LGBTIQ-Community.
UEFA untersagt Regenbogen-Beleuchtung

Die von der UEFA nicht genehmigte Regenbogen-Beleuchtung des Münchner Stadions hat auch am Tag des letzten deutschen EM-Gruppenspiels gegen Ungarn für heftige Debatten gesorgt. Von einem "Eigentor", Glaubwürdigkeitsverlust und einer vertanen Chance der Europäischen Fußball-Union ist in der Politik die Rede. Zeitungen und TV-Sender zeigen die Regenbogenflagge, Institutionen und Unternehmen präsentieren sich bei Twitter in bunter Optik. Am Münchner Rathaus wehen sechs zehn Meter lange Regenbogenflaggen.

Deutliche Worte von Münchner OB

Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter hat sowohl UEFA als auch den DFB mit deutlichen Worten für die Entscheidung in der Regenbogen-Frage kritisiert. Der SPD-Politiker nahm bei einer Stellungnahme kein Blatt vor den Mund.

Eine Mehrheit der Deutschen findet es falsch, dass die UEFA es nicht genehmigt hat, das Münchner Stadion beim deutschen EM-Spiel gegen Ungarn in den Regenbogenfarben leuchten zu lassen. 55 Prozent der Befragten lehnten in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov die Entscheidung der Europäischen Fußball-Union ab. 24 Prozent fanden sie dagegen richtig, 21 Prozent machten keine Angabe, wie aus den

Orban kommt nicht zum Spiel

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban appellierte hingegen an die deutsche Politik, das UEFA-Verbot zu akzeptieren. "Ob das Münchner Fußballstadion oder ein anderes europäisches Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, ist keine staatliche Entscheidung", sagte Orban am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Auch in Budapest gehören Orban zufolge "die Regenbogenfarben selbstverständlich zum Straßenbild". Eine Reise nach München sagte Orban ab. Wie die dpa am Mittwoch erfuhr, plant Orban stattdessen eine Reise nach Brüssel.

UEFA will neutral sein

Zuvor hatte die UEFA einen Antrag von Münchens Oberbürgermeister Reiter (SPD) abgelehnt, die Arena im letzten Gruppenspiel der DFB-Elf in Regenbogenfarben zu erleuchten. Sie sei "aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt - muss die UEFA diese Anfrage ablehnen", teilte sie mit.

Hintergrund: Ein Orban-Gesetz

Die Regenbogenfahne steht als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Hintergrund der Debatte ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und vor kurzem vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Orban.

Kritik aus der Politik

Die UEFA-Entscheidung sei eine vertane Chance, urteilten der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) und die Fußball-Managerin Katja Kraus in einer gemeinsamen Erklärung in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth nannte das Verbot in der "Augsburger Allgemeinen" inakzeptabel. Mit der Entscheidung verliere die UEFA nun jegliche Glaubwürdigkeit, sagte die Grünen-Politikerin. "Ich finde, dass sich die UEFA ein wirkliches Eigentor geschossen hat", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, dem TV-Sender Phoenix.

Viele Regenbögen in Deutschland

Medienhäuser und zahlreiche Institutionen und Unternehmen bekannten nach dem Verbot selbst Farbe. Das Profilbild der Feuerwehr München leuchtete bereits am Dienstagabend in Regenbogenfarben, wie auch das der Messe München, die das als Zeichen "aus einer Stadt der Lebensfreude, der Toleranz und Weltoffenheit" beschrieb. Die Deutsche Bahn veröffentlichte ein Bild eines bunten Zuges mit bunten Herzen.

DFB-Spieler bevorzugen bunt

Auch deutsche Nationalspieler und Bundestrainer Joachim Löw positionierten sich. Toni Kroos ließ das Logo seines Podcasts "Einfach mal Luppen!" mit Bruder Felix auf Regenbogen-Farben umstellen. Löw und Mats Hummels hatten es schon am Tag vor dem Spiel bedauert, dass die Arena nicht mit den Regenbogenfarben illuminiert wird. Und Torwart Manuel Neuer wird auch gegen Ungarn wieder seine Regenbogen-Kapitänsbinde tragen. Das wurde von der UEFA erlaubt.

EU gegen Ungarns LGBT-Gesetz

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will wegen des umstrittenen Gesetzes zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität gegen Ungarn vorgehen. Das ungarische Gesetz sei "eine Schande", sagte von der Leyen am Mittwoch in Brüssel. Österreich schließt sich mit Verspätung der Kritik von 14 EU-Staaten an Ungarn an. "Die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die LGBTQ sind zutiefst besorgniserregend", sagte Europaministerin Karoline Edtstadler am Mittwoch.

"Die gestrige Anhörung im Rat in Luxemburg konnte unsere Besorgnis nicht entkräften, sondern hat sie im Gegenteil bestätigt", sagte Edtstadler weiter laut Aussendung. Nach sorgfältiger Prüfung der Faktenlage habe Österreich entschieden, die Erklärung der ursprünglich 13 Mitgliedsstaaten zu unterstützen, mittlerweile hat sich auch Italien als 14. EU-Staat angeschlossen. SPÖ und NEOS hatten am Mittwoch zuvor scharf kritisiert, dass Österreich eine gemeinsame Verurteilung des Homosexuellen-feindlichen Zensurgesetzes in Ungarn durch 14 EU-Staaten nicht unterzeichnet hat.

(DPA)

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