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"Rede mit der G14 nicht mehr"

Mit einer Kampfansage an Europas Großvereine und der Ankündigung einer umfassenden Reform im kommenden Jahr hat Joseph Blatter am Dienstag die Sitzungswoche des Welt-Fußballverbandes in Frankfurt zur WM 2006 eröffnet.

Der FIFA-Präsident nutzte ein Gespräch mit Journalisten zur Generalabrechnung mit der Club-Vereinigung „G14″ und ihrem Vize-Präsidenten Karl-Heinz Rummenigge. „Ich rede mit der G14 als Gruppierung nicht mehr”, verkündete der 63-jährige Schweizer, „sie ist keine anerkannte Institution in Europa oder des europäischen Fußballs.” Blatter lehnt Rummenigges Forderung nach 70 Millionen Euro Abstellungsgebühren für Welt- und Europameisterschaften kategorisch ab und sieht sich dabei im Einklang mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA).

Für Blatter ist indes die Zeit gekommen, die Machtstrukturen im Welt-Fußball zu manifestieren und dabei die ins Wanken geratene Position der Dach- und Nationalverbände gegenüber den Profivereinen zu stärken. Dies soll beim Jubiläumskongress zum 100-jährigen FIFA-Bestehen im Mai in Paris geschehen, für den Blatter eine einschneidende Resolution vorbereiten lässt. Sie soll Belastungsgrenzen für Spieler regeln und wirtschaftliche Exzesse der Vereine verhindern.

Sollte dieser Entscheid durchgehen, werden die Vereine ihre Spieler nur noch in maximal 45 nationalen Pflichtspielen einsetzen dürfen. Damit wäre die von Blatter angestrebte Reduzierung einiger nationaler Ligen nicht mehr zu verhindern. Von den großen Verbänden erfüllt lediglich Deutschland schon jetzt die Blatter-Norm. In England, Spanien und Italien käme es zu drastischen Einschnitten.

Bei aller Terminhatz hält Blatter an der umstrittenen Club-WM eisern fest. 2004 soll das Teilnehmerfeld sogar auf zwölf bis 16 Mannschaften aufgestockt werden, die in Südostasien oder Nordamerika um den Titel spielen. Im Gegenzug soll der Konföderationen-Pokal nur noch alle vier Jahre, stets zwölf Monate vor einer WM, als Generalprobe im Gastgeberland stattfinden.

Vieles spricht dafür, dass der Schweizer bei seinen Reformbestrebungen mit einer großen Gefolgschaft rechnen kann. Eineinhalb Jahre nach seiner Wiederwahl in Seoul, der ein unwürdiger Machtkampf vor allem mit der UEFA vorangegangen war, steht Blatter so mächtig wie nie zuvor da. „Die Familie der FIFA ist wieder vereint”, stellte er selbstzufrieden fest, im eigenen Haus herrsche wieder „Zucht und Ordnung”.

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