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Rechtsextremisten: Wiener Szene "zweigeteilt"

Die Waffenfunde bei drei Rechtsextremisten in Wien haben die Szene des Wiener Rechtsextremismus wieder vermehrt in den Mittelpunkt gerückt.

Diese stellt sich “zweigeteilt” dar, sagte ein Experte des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) am Montag zur APA.

Auf der einen Seite gibt es demnach die „Jungen“, mehr oder weniger lose organisiert im Wiener Ableger der Skinhead-Gruppierung „Blood and Honour“ sowie der „Kameradschaft Germania“. Auf der anderen Seite gibt es die „Alten“, verbunden in Organisationen wie der „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“ (AFP) und früher in den verbotenen Organisationen „Volkstreue Außerparlamentarische Opposition“ (VAPO) und „Aktion Neue Rechte“ (ANR). Die Vertreter der älteren Generation sind in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre in eher geringerem Ausmaß in Erscheinung getreten.

Der DÖW-Experte wies darauf hin, dass zwischen den beiden Blöcken mehrere Verbindungen bestehen. Zuletzt habe man in diesem Zusammenhang besonders die Funktion mancher Burschenschaften gesehen. Bei der von der Kameradschaft Germania am 13. April organisierten Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung traten auch Burschenschafter auf, unter anderem der frühere VAPO-Aktivist Marcus U., so das DÖW.

Ein weiterer Kontakt zwischen Jung und Alt ist die Wiener AFP: In ihrem Heim in Wien-Ottakring trifft mitunter die Wiener Blood and Honour-Gruppe zusammen. Bei einem Polizeieinsatz wurden auch der frühere VAPO-Führer Gottfried K. und sein Stellvertreter Gerhard E. angetroffen. In dem Heim finden immer wieder Vortagsveranstaltungen statt, zuletzt trat der südafrikanische und laut DÖW rechtsextreme Historiker Claus Nordbruch auf, außerdem referierte dort auch schon der einschlägig bekannte Günther R.

Ein anderer Teil der „alten“ Gruppierung betrifft die 1979 verbotene ANR. Aufgefallen ist dabei unter anderem Georg G., laut DÖW ein früherer Aktivist der ANR und zuletzt Betreiber einer Initiative für Autofahrer-Rechte, auf deren Homepage er in diesem Jahr unter anderem gegen „Grün-Bolschewisten“ hetzte. Der laut DÖW als extrem militant geltende Georg G. starb im vergangenen Frühjahr. Der frühere ANR-Führer Bruno H. hat laut DÖW in den vergangenen Jahren seine Aktivitäten nach Deutschland verlegt und ist öfters Gast bei Veranstaltungen der mit dem Verbot bedrohten Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD).

Die VAPO selbst ist aufgelöst: Gottfried K. hat laut Medienberichten gemeinsam mit seinem früheren Mitstreiter Stefan T. in einem Haus in Wien-Leopoldstadt Zuflucht gefunden, das dem aus dem Freundeskreis für den wegen Wiederbetätigung verurteilten und flüchtigen Gerd Honsik bekannten Wilhelm E. gehört. Dem Dokumentationsarchiv zufolge steht K. noch bis Ende des Jahres unter Bewährung. Ein eher unbeschriebenes Blatt dürfte der nun verhaftete ehemalige Aktivist der VAPO sein.

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