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Rauchverbot - Wiener Gastronomen wenig begeistert

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Im kleinen Wiener Beisl "Immervoll" in der Weihburggasse weiß man jetzt schon, wie man sich entscheiden wird. "Das Lokal wird ein Raucherlokal bleiben", sagte Geschäftsführer Siegfried Immervoll. ÖBB ab Samstag rauchfrei. | Rauchfreie EU.

„Der Umsatz würde sonst dramatisch zurückgehen, und das würde Arbeitsplätze gefährden.“

Er werde aber die Gäste per Schild auffordern, vom Pfeifen- und Zigarrengenuss abzusehen. Sollte sich das Verhalten der Gäste ändern, habe er aber nichts dagegen, künftig aufs Nichtrauchen umzuschwenken. Ähnlich sieht das Bitzinger: „Diese Geschichte wird der Markt regeln.“

Äußerst unglücklich über die neue Regelung zeigte sich der Besitzer des Cafes Sperl, Manfred Staub. Eine räumliche Trennung könne er aus Gründen des Denkmalschutzes nicht einführen. „Die Mehrzahl meiner Gäste will aber rauchen“, so der Cafetier.

Als großes Lokal bliebe ihm aber scheinbar nichts anderes übrig, als dann ein Nichtraucherlokal einzurichten. „Das wäre für mich aber ein kaufmännischer Schaden“, stellte Staub klar – zumal die Kundschaft teils auf die Raucherlokale unter 75 Quadratmetern ausweichen werde. Die Möglichkeit eines Raucherlokals sollte deshalb aus Wettbewerbsgründen auch größeren Betrieben erlaubt werden, forderte Staub.

Noch unschlüssig über das Vorgehen ist man im Naschmarkt-Deli: „Das haben wir uns noch nicht überlegt. Da haben wir ja noch Zeit“, zeigt sich die Geschäftsführung gelassen. Auch im benachbarten neuen „Tewa“ ist noch keine Entscheidung gefallen. „Sehr wahrscheinlich werde ich aber dann im Winter umsteigen auf Nichtraucher“, so Geschäftsführerin Haya Molcho gegenüber der APA.

Die Klagenfurter Kaffee-Bar „Pavlus“ hat sich schon vor rund einem halben Jahr eindeutig als Raucherlokal deklariert. Betreiberin Gaby Seher hat zu diesem Zweck schon damals deutlich sichtbare Aufkleber mit der Aufschrift „Raucherlokal“ an der Eingangstür angebracht. “80 Prozent meiner Kunden rauchen und wir haben eine gute Entlüftung“, begründete Seher ihre frühzeitige Entscheidung gegenüber der APA. „Gott sei Dank kann man sich frei entscheiden.“

„Man sollte sich überlegen, ob nicht auch größere Lokale Wahlfreiheit bekommen“, meinte Christian Fischer, Wirt des größten Klagenfurter Bierlokals „Pumpe“. Die Teilung seiner Gasträumlichkeiten sei zwar prinzipiell möglich. „Mir hat noch niemand sagen können, ob Nichtraucher durch einen Raucherraum in ihre Zone gehen dürfen“, vermisst Fischer konkrete Details.

In Eisenstadt betreibt der Gastronom Peter Pichler das Restaurant „im Esterhazy“. Technisch sei die Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich für ihn „kein Problem“. Der Sinn einer solchen Regelung solle es aber wohl auch sein, die Mitarbeiter zu schützen. Der Gast könne sich immer für einen Bereich entscheiden, es gehe aber auch darum, die Mitarbeiter zu schützen.

Im Hinblick auf die geplante Pflicht für Lokale mit weniger als 75 Quadratmetern, sich als Raucher- oder Nichtraucherbetrieb zu deklarieren, erwartet Pichler, dass sich die meisten für ein Raucherlokal entscheiden. Ein Nichtraucherlokal zu betreiben, würde allerdings weniger Arbeit erfordern: Man müsse weniger lüften, keine Aschenbecher ausleeren. Ein Verzicht auf den blauen Dunst würde sich auch auf die Heizkosten positiv auswirken.

Generell halte er eine Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich für O.K., „solange es keine Pflicht wird“, so Geschäftsführer Gerald Ivanschits, der die Bodega La Ina in der Eisenstädter Fußgängerzone betreibt. Im Lokal gebe es bereits Bereiche für Raucher und Nichtraucher. Eine Regelung auf freiwilliger Basis halte er jedenfalls für vernünftiger.


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“Zum Kaffee gehört auch eine Zigarette”

Im vor elf Monaten eröffneten Cafe “Mokka-In” in der Grazer Klosterwiesgasse stehen sich Raucher- und Nichtrauchertische in einer Linie gegenüber. “Wir haben eine super Lüftung. Nichtraucher-Gäste haben sich bisher noch nicht beschwert”. Wir sind ein Kaffeehaus. Zum Kaffee gehört auch eine Zigarette.“, meine Inhaber Nico Brandt zur APA.

Das „Mokka-In“ ist genau 74,9 Quadratmeter groß. Festlegen, wie man sich im Ernstfall auszeichnen würde, wollte sich Brandt nicht. „Wenn das rechtlich wird, dann ist es eine Frechheit. Wir sind kein staatlicher Betrieb und leben nicht im Kommunismus.“

Hingegen „grundsätzlich positiv gesinnt“ zeigte man sich bei den drei Lokalen von „Don Camillo e Peppone“ am Franziskanerplatz. „Wir haben schon Nichtraucher-Bereiche überlegt“, so eine Mitarbeiterin. Zwei der drei Gaststätten würden wahrscheinlich unter die 75-Quadratmeter-Grenze fallen – wie man sich da entscheiden würde, könne man noch nicht sagen.

Eine Trennung zwischen Nichtraucher- und Raucherbereichen nur schwer vorstellen kann sich Andreas Rambacher, Inhaber und Geschäftsführer vom „Cafe-Bar Orange“ in der Grazer Elisabethstraße: „Wenn, dann nur im Essbereich. Gerade am Abend ist das schwierig. Wenn wir Glück haben, können wir uns aussuchen, welches Lokal wir sind.“ Dann würde sich das beliebte Studentenlokal als Raucherlokal deklarieren. „Der Gastronom soll selbst entscheiden können.“

Im Ernstfall „eher auf der Nichtraucherseite“ wäre das kleine Cafe „Schwalbennest“ am Franziskanerplatz. Chef Gerhard Wörz wünschte sich in dieser Sache endlich „klare Richtlinien“ und „kein Austragen am Rücken der Gastronomen“.

Das Restaurant „Al Pesce d’oro“ in der Grazer Pestalozzistraße ist schon seit der Eröffnung im heurigen Februar ein reines Nichtraucherlokal. „Wir haben keine Beschwerden, im Gegenteil“, erklärte Inhaberin Justine Stifts der APA. „Wir sind sehr gut besucht und haben relativ viele rauchende Gäste, die Verständnis zeigen und nach dem Essen hinausgehen. Im Freien haben wir eine Raucher-Ecke eingerichtet.“ Einbußen habe man deswegen keine.

Der Vorschlag der Gesundheitsministerin sei „grundsätzlich machbar“, aber sicher für viele mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, sagte Hannes Schlögl, Geschäftsführer der Innsbrucker Lokale Hofgarten und Stadtcafe auf APA-Anfrage. Er sei mit zwei Lokalen mit großem Garten bzw. einer Terrasse im Vorteil. Kellerlokale oder Discos würden mit der Umsetzung sicher „massive Probleme“ haben.

„Abwarten und Teetrinken“ heißt das Motto der Geschäftsführung des Innsbrucker Restaurants Thai Li Ba. „Da ist sicher noch einiges diskussionswürdig“, meinte Andreas Bichler. Er sehe vor allem arbeitsrechtliche Probleme. Sollte räumlich tatsächlich strikt zwischen Rauchern und Nichtrauchern getrennt werden, rechne er mit personellen Problemen. „Ich kann keinen Nichtraucher in einer Raucherzone arbeiten lassen“, erklärte Bichler. Es müsste dann vermutlich in Annoncen gezielt nach „rauchenden Kellnern“ gesucht werden. Unbestritten sei, dass solche Arbeitsbedingungen schädlich seien. Eventuelle Schadenersatzforderungen seien seiner Meinung nach nicht ausgeschlossen.

„Wir wussten ja, dass das kommen wird. Das Einzige, das wir uns gewünscht hätten, ist, dass die Grenze bei 100 Quadratmetern Fläche liegen würde“, so Andrew Nussbaumer, Obmann der Vorarlberger Fachgruppe Gastronomie und Geschäftsführer im „Palast“ in Hohenems. Betriebe bis 100 Quadratmeter verfügten meist nur über einen Raum, jene mit einer größeren Fläche haben laut Nussbaumer von vornherein mehrere Räume, die eine Trennung von Rauchern und Nichtrauchern ermögliche. Über 100 Quadratmeter große Betriebe, die nur einen Raum haben, seien dagegen selten. „Für Betriebe, die beispielsweise über einen Raum mit einer Fläche von 90 Quadratmetern verfügen, stellt die Regelung ein Problem dar“, so der Gastronom.

Vorarlberger Restaurants und Esslokale, die kleiner als 75 Quadratmeter sind, werden laut Nussbaumer eher zum Nichtraucherlokal tendieren. „Bars und alle Betriebe, die Nightlife bieten, werden Raucherlokale bleiben“, so Nussbaumer. Der „Palast“ sei bereits seit einem Jahr rauchfrei, biete aber einen Raucherraum. Er jedenfalls hoffe, dass die Regelung nun für längere Zeit Bestand habe, „nicht dass in zwei Jahren dann ein totales Rauchverbot kommt und wieder alles anders ist“.

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