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Rapid Wien: "Man muss die Kirche im Dorf lassen"

Die Rapid-Verteidigung zog gegen Valencias Offensive einmal mehr den Kürzeren.
Die Rapid-Verteidigung zog gegen Valencias Offensive einmal mehr den Kürzeren. ©AP Photo/Ronald Zak
Rapid muss gegen Valencia auch im Heimspiel dem evidenten Klassenunterschied Tribut zollen. Diesen erkennen die Grün-Weißen an und sprechen von einer überzogenen Erwartungshaltung.
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Das Abenteuer Europa League ist für Rapid mit einer weiteren Watschn zu Ende gegangen. Mit dem optisch verheerenden Gesamtscore von 0:10 gegen Valencia haben die Wiener für diese Saison vom internationalen Parkett den Hut genommen.

Sich nach dem 0:6-Debakel in Spanien vor einer Woche mit Anstand verabschieden, so lautete das Ziel für das Rückspiel. Und mit etwas Glück vielleicht sogar Österreichs zweiten Champions-League-Startplatz für die Saison 2017/18 zurückholen.

Beides ist nicht gelungen. Auf die “Ein-Satz-Niederlage” im Estadio Mestalla folgte ein 0:4 im Wiener Prater. Dabei hatte es eine Hälfte lang so ausgesehen, als würde das grün-weiße Europacup-Abenteuer sportlich versöhnlich zu Ende gehen. Rapid – mit dem couragierten, 18-jährigen Debütanten Maximilian Wöber in der Startformation – bot Valencia während der ersten 45 Minuten Paroli.

Zoran Barišić: “Valencia die eine oder andere Klasse über uns”

“Wir sind eigentlich gut ins Spiel reingekommen, hatten uns vorgenommen, lange die Null zu halten und dann vielleicht ein Tor zu erzielen. Wir hatten auch die Chance auf das 1:0, leider ist uns das nicht gelungen. Dann haben sie uns im Konter wieder sehr wehgetan”, erklärte Mario Sonnleitner nach Spielende in der Mixed Zone.

Zwischen dem Pausenpfiff und den Worten des Innenverteidigers lag eine zweite Hälfte, ähnlich der ersten in Valencia – eine zum Vergessen. Die Gäste kamen plötzlich ohne große Probleme mit Pässen durch die Schnittstellen in der Abwehr vor das Tor von Richard Strebinger und ließen sich dort nicht lange bitten. “Das spielen sie einfach perfekt und man hat gesehen, dass diese Mannschaft einfach eine Nummer zu groß für uns war”, resümierte Sonnleitner.

Dem schloss sich Trainer Zoran Barišić auf der Pressekonferenz ohne Umschweife an: “Wir haben zu akzeptieren, dass Valencia die eine oder andere Klasse über uns zu stellen ist.” Sportdirektor Andreas Müller sprach bei Sky sogar von “zwei Klassen weg von Valencia”.

Starker Herbst und Valencia-Krise hoben Erwartungshaltung an

Was bleibt ist der Rückblick auf einen starken Herbst im internationalen Geschäft, zu dessen Beginn man sogar an die Tür zur Champions League geklopft hatte. Auf einen Sensationssieg zum Auftakt der Europa League gegen Villarreal, der das Fundament zum ersten Überwintern im Europacup seit 20 Jahren bilden sollte. Und auf pragmatische Auftritte gegen Minsk und Pilsen, die Zeugnis vom Reifeprozess der Barišić-Truppe ablegten.

Gesamtscore 0:10. Schnell abhaken und die Lehren daraus ziehen!

Posted by VIENNA.AT – Vienna Online on Donnerstag, 25. Februar 2016

Plötzlich schien der Optimismus in der Öffentlichkeit keine Grenzen mehr zu kennen. Das Sechzehntelfinallos Valencia – als Gruppendritter aus der Champions League gekommen – ließ niemandem das Blut in den Adern gefrieren, nach den gezeigten Leistungen im Herbst sollte auch der ins Wanken geratene spanische Riese zu packen sein.

Auch die Medien – durchaus auch an dieser Stelle – trugen ihren Teil dazu bei, dass das Kräfteverhältnis zwischen dem sechsfachen spanischen Meister und Österreichs Rekordchampion in ein unrealistisches Licht gerückt wurde. Dass sich Rapid dann vor allem in den ersten 45 Minuten in Valencia in unterirdischer Form präsentierte, steht freilich noch auf einem anderen Zettel.

Thanos Petsos: “Valencia eine Klasse besser als Villarreal”

“Ich habe ja nicht alles im Vorfeld gelesen, aber ich hatte schon das Gefühl, dass viele gesagt hatten, wir wären sogar leichter Favorit”, antwortete Sonnleitner auf Nachfrage von VIENNA.at, ob die Erwartungshaltung vor dem ersten K.o.-Duell unrealistisch hochgepusht worden war. “Man muss schon die Kirche im Dorf lassen und das Ganze in Relation setzen. Die haben schließlich das zehnfache Budget von uns.”

Rapids Abräumer im Mittelfeld, Thanos Petsos, bejahte unsere Frage ebenfalls: “Auf jeden Fall! Viele von außen haben gesagt, Valencia wäre nicht gut in Form. Aber ganz ehrlich: Ich fand sie eine Klasse besser als Villarreal. Sie haben vorne die Bälle festgemacht, Negredo ist ein überragender Spieler. Villarreal hatten wir eigentlich recht gut im Griff, da war Valencia schon ein Kaliber besser.”

Rapid-Ultras mit verbalen Tiefschlägen

Während Spieler und Trainer anerkennende Worte für den Gegner fanden, fiel ein Teil der Rapidfans mit beleidigenden Sprechchören, untermauert von noch heftigeren Transparenten, auf. Der harte Kern der Anhängerschaft ließ seinem Unmut darüber, dass ihnen in Valencia – gemäß eines spanischen Gesetzes – untersagt worden war, ihre Ultras-Fanuntensilien mit ins Stadion zu nehmen, freien Lauf.

Man werde untersuchen, wie solche Transparente auf die Tribünen kommen konnten, erklärte Kommunikationschef Peter Klinglmüller. Eine Strafe der UEFA droht. Bayern München fasste vor zwei Jahren die Sperre eines Fanblocks im Stadion aus, nachdem Anhänger des deutschen Rekordmeisters beim Champions-League-Heimspiel gegen Arsenal einen Banner mit der Aufschrift “Gay Gunners” hochgehalten hatten.

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