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Rapid-Debakel in Tel Aviv: 1:5 gegen Hapoel!

Rapid Wien schlitterte in Tel Aviv gegen Hapoel in ein 1:5-Debakel. Die enttäuschenden Grünweißen waren in allen Belangen unterlegen und kassierten in der dritten Runde der Europa League eine Fußball-Lehrstunde in Israel.
Bilder vom Spiel

Im mit 12.000 Zuschauern nicht ausverkauften Bloomfield Stadion gaben auf den Rängen zumeist die 700 mitgereisten Rapid-Fans den Ton an. Auf dem Rasen ein anderes Bild: Die technisch sehr starken Israelis machten das Spiel und zeigten lange Ballstafetten im Mittelfeld, gefolgt von einem überraschenden Pass in die Tiefe. Eine Spielanlage, mit der die grünweiße Defensive große Probleme hatte.

Nach einer Viertelstunde war es trotzdem die Rapid, das die erste Chance vorfand. Nach Boskovic-Vorlage stoppte sich Nikica Jelavic den Ball, tanzte einen Israeli aus, setzte den Ball jedoch aus wenigen Metern an die Stange (15.).

Nach einer halben Stunde war es dann soweit, Hapoels Feldüberlegenheit machte sich bezahlt: Itay Shechter setzte sich auf der rechten Seite mühelos gegen Veli Kavlak und Markus Katzer durch, wurde schließlich auch von Jürgen Patocka im Strafraum nicht attackiert und brachte einen scharfen Stanglpass zur Mitte, wo Andreas Dober mit dem Ball ins Tor schlitterte 0:1 (30.).

Doch Rapid zeigte sich vom Gegentreffer nicht beeindruckt und erzielte postwendend den Ausgleich: Kapitän Steffen Hofmann zirkelte einen Freistoß aus 25 Metern vor das Gehäuse von Hapoel-Goalie Enyeama, alle Spieler verfehlten den Ball, der schließlich im Tor landete – 1:1.

Am Charakter des Spiels änderten die Tore freilich nichts. Hapoel blieb spielbestimmend, Rapid zögerlich. Bei einem Kopfball des Brasilianers Douglas aus wenigen Metern hatte Helge Payer großes Glück, wurde auf der Linie getroffen. Gleich darauf wackelte auf der anderen Seite das Gehäuse. Ein Jelavic-Kopfball krachte an die Stange (34.)! Trotz einem Plus an klaren Torgelegenheiten taten sich die Hütteldorfer gegen die ball- und kombinationssicheren Israelis schwer. Die Abwehr der Wiener wirkte unsicher, das Mittelfeld (mit Kavlak und Trimmel statt Kulovits und Drazan) stand zu weit weg von den Gegenspielern.

Auch nach dem Wechsel blieben die Gastgeber klar tonangebend und agierten druckvoll nach vorne. Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Israelis in Führung gehen würden. In der 54. Minute zog Menteshashvili aus 25 Metern ab. Seinen harten, aber zentral aufs Tor gezogenen Schuss konnte Payer nur noch ins eigene Tor schlagen. Ein nicht unhaltbarer Treffer, aber eine durchaus verdiente Führung für Hapoel. Und die sichtlich beflügelten Roten legten nach, begünstigt von weiterhin nicht in die Zweikämpfe kommenden Rapidlern. Shechter schloss einen Konter der Israelis mit einem trockenen Flachschuss ins Eck ab – 3:1 (60.).

Rapid-Trainer Pacult reagierte, brachte mit Hamdi Salihi einen zweiten Stürmer für Außenverteidiger Dober. Doch die Chancen erspielte sich Tel Aviv: Samuel Yeboah scheiterte aus spitzem Winkel knapp an Payer, Gil Vermouth machte es kurz darauf besser und erzielte nach einer schnellen Direktkombination Hapoels das 4:1 (69.). Ein einfacher Pass in den Rückraum der Verteidigung hatte die gesamte Rapid-Verteidigung ausgehebelt.

Die Israelis spielten mittlerweile Katz und Maus mit den Wienern, die kein Rezept fanden. Rapid war in der zweiten Halbzeit komplett von der Rolle, konnte der Spiellaune Hapoels nur wenig entgegen setzen – daran änderten auch die Wechsel von Jovanovic für Boskovic und Kulovits für Trimmel nichts. Kurz vor Schluss setzten die Heimischen noch eins drauf: Ähnlich wie beim 4:1 setzte sich ein Israeli mühelos bis zur Torlinie durch, spielte den Ball in den Rückraum und der ungedeckte Maharan Lala schob ein – 5:1 (90.)!

Österreichs Rekordmeister war mit großen Hoffnungen nach Tel Aviv gereist und musste eine bittere und deutliche 1:5-Klatsche einstecken, die aufgrund der spielerischen Überlegenheit Hapoels auch verdient war. Die Gegenwehr der Grünweißen fand vor allem in der zweiten Halbzeit nicht statt. Die Hütteldorfer rutschten damit in Gruppe C von Rang eins an die dritte Stelle zurück.

Peter Pacult (Rapid-Trainer): “Die Mannschaft von Tel Aviv wird von vielen unterschätzt, obwohl sie sehr gut ist. Die klar bessere Mannschaft hat heute gewonnen. Schon in der ersten Hälfte hat Tel Aviv den Ball sehr gut in den eigenen Reihen gehalten, auf dieses Spiel haben wir uns nicht gut einstellen können. Bei 5:1 braucht man nicht den vergebenen Chancen aus der ersten Hälfte nachtrauern.”

Eli Guttman (Hapoel-Trainer): “Wenn mir jemand vor dem Match gesagt hätte, dass wir 5:1 gewinnen, hätte ich ihn nicht ernst genommen. Wir haben das Spiel in der zweiten Hälfte beherrscht. Entscheidend war das Tor zum 2:1. Rapid hat mit jedem Gegentor weiter aufgemacht, und wir haben die Konterchancen genützt.”

Nemanja Vucicevic (Hapoel-Offensivspieler): “Wir haben von Beginn weg sehr gut gespielt. Der Ausgleich hat uns zwar kurzzeitig geschockt, doch nach der Pause haben wir unser Spiel durchgezogen. Das 2:1 von Menteschaschwili war ein Supertor, danach hatten wir die Partie im Griff. Dass wir den höchsten Europacup-Sieg unserer Vereinsgeschichte gegen so eine gute Mannschaft feiern können, hätte ich nicht gedacht.”

Fußball-Europa League/Gruppe C/3. Runde
Hapoel Tel Aviv – SK Rapid 5:1 (1:1)
Bloomfield Stadium, 10.000, SR Kristinn Jakobsson (ISL)

Torfolge: 1:0 (30.) Dober (Eigentor), 1:1 (32.) Hofmann (Freistoß), 2:1 (54.) Menteschaschwili, 3:1 (59.) Shechter, 4:1 (69.) Vermouth, 5:1 (90.) Lala

Hapoel: Enyeama – Bondarv, Da Silva, Yadin, Ben Dayan – Vermouth, Natcho, Menteschaschwili, Vucicevic (82. Zehavi) – Yeboah (77. Lala), Shechter (87. Mare)
Rapid: Payer – Dober (66. Salihi), Patocka, Soma, Katzer – Pehlivan – Trimmel (73. Kulovits), Hofmann, Boskovic (71. Jovanovic), Kavlak – Jelavic

Gelbe Karten: Yeboah, Menteschaschwili, Vermouth bzw. keine
Die Besten: Shechter, Vucicevic, Menteschaschwili, Ben Dayan bzw. Hofmann

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