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Randy Newman gab umjubeltes Konzert im Wiener Museumsquartier

Randy Newman verzauberte das Wiener Publikum.
Randy Newman verzauberte das Wiener Publikum. ©APA
Sänger, Songwriter, Pianist und Komponist: Randy Newman ist auch noch mit 71 Jahren eine Größe auf der Bühne. Dass er nichts an Charisma und Können eingebußt hat, bewies er am Donnerstag bei einem viel umjubelten Konzert in der MQ Halle E.

Es ist der zweite Wien-Besuch innerhalb von nur 14 Monaten für den Ausnahmekünstler, der nur selten auftritt. Vergangenes Jahr hat der Kalifornier für seine Filmmusiken und teils Oscar-gekrönten Lieder für Pixar-Animationsfilme bei der “Hollywood in Vienna”-Gala den Max Steiner Film Music Achievement Award entgegen genommen.

Auch an diesem Abend stimmt er mit dem mittlerweile kultigen “Toy Story”-Titelsong “You’ve Got A Friend” oder dem eingängigen Opener “I Love To See You Smile” aus der Komödie “Eine Wahnsinnsfamilie” jene Lieder an, die für seine mehr als 50 Jahre umspannende Karriere eher ungewöhnlich sind: Er sei nie der Mann “für die Mitte des Weges” gewesen, erzählt er launig, und im Film belle dann ärgerlicherweise immer irgendwo ein Hund ins Lied rein.

Randy Newman gab den Alleinunterhalter auf der Bühne

Störungen hat Newman in der vollgepackten, für den Anlass sogar erweiterten Halle E nicht zu befürchten: Hoch konzentriert und geradezu beseelt wird den Anekdoten und 32 Songs des vielseitigen Musikers gelauscht, der auf einer schnörkellosen Bühne als Alleinunterhalter am Steinway-Flügel Klassiker wie “Louisiana 1927” und “My Life Is Good” ebenso wie Neueres aufbietet und gegen Ende auch auf Liederwünsche eingeht.

In Sekundenschnelle wechselt der 71-Jährige vom zynischen Satiriker zum Romantiker, vollbringt in gut zwei Stunden das Kunststück, mit seinem Set zum Lachen und zum Weinen zu bringen und zum Nachdenken anzuregen. Auf größten Zuspruch stößt naturgemäß sein “einer großer Hit”, der Überraschungserfolg “Short People” aus dem Jahr 1977. “Es ist die schlechtestmögliche Art von Hit, die man haben kann”, kokettiert Newman. “Es hat ein winziges Segment der Bevölkerung dazu gebracht, mich zu hassen.”

Mit Charme und Humor bei Wien-Konzert

Ein zweiter Hit hätte das von ihm geschriebene “You Can Leave Your Hat On” werden können – “hätte ich doch nur daran gedacht, den Song wie Joe Cocker oder Tom Jones ein bisschen höher anzulegen”, schmunzelt Newman. “Ich habe einfach keinen Instinkt dafür.” Gemein habe er mit den beiden “älteren Herren”, dass praktisch jeder Musiker, der in den 70er-Jahren einen Hit hatte, heute noch auf der Bühne stehe. Beim bitterbösen, selbstironischen Stück “I’m Dead (But I Don’t Know It)” über Musiker, die ihren Zenit überschritten haben, lässt er sich dann sogleich vom Publikum totsagen – “He’s dead, he’s dead” singen ihm die rund 1.100 Besucher im Chor entgegen. “Bitte sagt, dass es nicht wahr ist!”

Auf der Bühne merkt man Newman das fortgeschrittene Alter einzig bei den leisen Tönen an – je schwungvoller der Song, je ironischer der Text, desto kraftvoller klingt auch seine Stimme. Die Finger gleiten noch immer über die Tasten, und der sprühende Geist ist sowas von da: Die politischen Glanzstücke “Political Science” oder “Birmingham” haben nichts an Aktualität verloren, und mit dem neuen Song “Putin” wird klar, dass Newman bissig wie eh und je ist: “He can power a nuclear reactor with the left side of his brain” ist eine Zeile aus dem verspielten, spitzen Song über den laut “Forbes” mächtigsten Mann der Welt, der es auf das für Anfang 2016 angekündigte neue Album schaffen dürfte. “Ich hoffe, es gefällt ihm”, murmelt Newman hinterher.

50-jährige Karriere umrissen

Alles darf man dem Mann, der im Laufe seiner mehr als 50 Jahre umspannenden Karriere oft missverstanden wurde, dann aber doch nicht glauben: Dafür, dass er nach eigenen Angaben irgendwann aufgehört hat, Liebeslieder zu schreiben, machen sie einen Großteil des stimmigen Abends aus. Ob das oft gecoverte, den Abend mit Gänsehaut beschließende “Feels Like Home”, das zarte “I Miss You” – geschrieben für seine erste Frau, “als ich schon mit meiner zweiten verheiratet war” – oder “Love Story”: Sie alle entfalten live eine ungemeine Emotionalität, und lassen sogar ihren Sänger ein wenig sentimental werden. Der in “Love Story” besungene Traum von Frau, Haus und Kind sei ihm 1968 nämlich noch ziemlich blöd vorgekommen. “Rückblickend gesehen, klingt das aber gar nicht so schlecht.” Sein Publikum jedenfalls wird noch sehr lange gerne an diesen Abend zurück denken.

(APA/Red:)

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